Der Teufel vom Schefflerhof
überquerte. Bald hatte das Dunkel der Nacht ihn verschluckt.
Irgendwo bellte ein einsamer Hund heiser den Mond an. Der Bauer stürmte in Richtung Stall, sein Atem ging heftig und ra sselnd. Dann blieb er wieder stehen und griff sich ans Herz, versuchte, langsamer zu atmen und sich zu entspannen. Die Klammer, die sich um seinen Brustkorb gelegt hatte, gab nicht einen Zentimeter nach. Ihm war zumute, als würde ihn jemand gnadenlos unter Wasser drücken.
Er hörte ein Geräusch, das ihn zusammenzucken ließ. Der No tarztwagen startete gerade, die Lichter hatten sie bereits ausgeschaltet. Das Auto drehte noch eine Runde über den Hof, dann verschwand es auf der schmalen Strasse, die zum Dorf führte. Wenig später hatte eine Kurve die Rücklichter verschluckt.
Der Bauer stand starr da. Seine Beine zitterten. Er fühlte eine Schwäche in seinem Körper, die ihm Angst machte. Dazu poc hte das Herz so rasch gegen seine Rippen, als wollte es aus seiner Brust springen. Er hielt sich an der Scheunentür fest.
"Hilfe...", flüsterte er mit ersterbender Stimme. Vor seinen Augen tanzten rote Kreise. "Hilft mir den ke iner? Es... geht mir nicht gut. Helft mir doch. Dagmar! Paola!" Er keuchte und ging in die Knie. "Florian..."
Kaum hatte er den Namen ausgesprochen, fiel es ihm wie Schu ppen von den Augen. "Florian... Mein Sohn Florian." Er krallte sich in das weiche Holz des Scheunentors. Dennoch schaffte er es nicht mehr, sich aufzurichten. "Hilfe...!"
Aber niemand hörte ihn. Selbst der Mond verhüllte sein Gesicht, als er mit einem leisen Aufschrei zu B oden stürzte.
11. Kapitel
Es war zeitig in der Frühe, als Sepp, der alte Knecht, über den Hof ging, um alles für die morgendliche Viehfütterung vorzubereiten. Er fühlte sich noch ziemlich müde, und mit jedem Tag merkte er mehr und mehr das Alter, das seine Knochen müde und schmerzend machte.
Er wischte sich über die Augen, um die Schwere der Nacht a bzuwenden. Sein Gang war leicht gebückt, und sein leises Stöhnen klang kraftlos und resigniert. Ein paar Meter waren es noch bis zum Stall, und in seinem Kopf war bereits jeder Schritt, den er noch tun musste, durchgespielt.
Plötzlich strauchelte er, konnte sich nur noch mit einem r aschen Griff nach der Scheunentür vor dem Sturz retten. Er blieb schwer atmend stehen und schaute nach unten. Sofort erkannte er die reglose Gestalt. Es war der Bauer, der da wie tot zu seinen Füßen lag.
"Dagmar... Paola... !" Wie von Furien gehetzt ran nte der Knecht, so schnell er konnte, zum Haus zurück. Kein einziges Fenster war erleuchtet, anscheinend schliefen alle noch. Mit lautem Geschrei stürmte er ins Haus, und wenig später hatte er alle um sich versammelt. "Der Bauer...", keuchte er. "Er liegt draußen beim Schweinemist und rührt sich nimmer."
Dagmar fasste den Arm ihrer Tochter und zog sie mit sich. Florian folgte sofort.
Sie fanden den Bauern noch immer bewusstlos, und auch als Dagmar ihn ansprach, reagierte er zunächst gar nicht. Erst als die Frau ihn bei den Schultern packte und schüttelte, machte er ganz langsam die Augen auf. Sein Blick kehrte wie aus weiter Ferne zurück. "Du bist da? Warum? Geht endlich alle weg. Erst dann werde ich wieder ruhig schlafen können. Verschwindet alle aus meinem Haus." Er versuchte sich aufzurichten, aber seine Beine gaben immer unter ihm nach.
"Bitte Karl, sei nicht so hart dir selbst gegenüber. Lass dir doch helfen. Ich werde auch bleiben so lange bis zu wieder auf deinen eigenen Beinen stehen kannst. Bitte Karl, lass es uns wenigstens versuchen."
"Geh und verschwind e aus meinem Leben." Er griff nach seiner Brust und presste die Hand fest dagegen.
"Was ist denn eigentlich passiert?", wollte Paola wissen. Hat ihn einer niedergeschlagen?"
"Dein Vater ist gestürzt, und jetzt will er sich nicht helfen lassen."
"Er ist nicht mein Vater", sagte Paola hart, obwohl ihr der Hilflose auf dem nassen Boden in der Seele Leid tat. Sie schaute auf ihn, und er war ihr fremd wie nie zuvor. Auch Florian, der jetzt auch angerannt kam, erschrak. Er erkannte fast sofort, dass der Vater nicht gestürzt war sondern einen Infarkt erlitten hatte. Er lief zum Haus zurück und rief erneut den Notarzt an. Dieser war skeptisch und etwas unfreundlich, aber er versprach, trotzdem so schnell wie möglich zu kommen.
Dann rannte Florian zurück zu dem Bauern, der nun auch keinen Versuch mehr
Weitere Kostenlose Bücher