Der Teufel vom Schefflerhof
eine einzige Verachtung. "Wir werden unseren eigenen Weg gehen, ohne ihn. Und wir werden hier ausziehen, gemeinsam ein neues Leben anfangen."
Paola schmiegte sich schluchzend an ihre Mutter. "W äret ihr nicht gekommen, dann..."
"Wir sind aber gekommen. Denk nicht mehr darüber nach, mein Kind", tröstete sie, obwohl auch ihr Tränen die Kehle zuschnürten. "Er muss froh sein, wenn wir ihn nicht bei der Polizei wegen versuchter Vergewaltigung anzeigen. Florian ist unser Zeuge, wir haben also alle Chancen, den Prozess gegen diesen Menschen zu gewinnen."
Karl Scheffler hatte sich bereits wieder gefangen. Ein Grinsen lief über sein Gesicht, das aussah wie e ine Fratze. Seine Lippen waren blutig und geschwollen, und auch das linke Auge begann dick und rot zu werden. Florians Schlag hatte sein Ziel also nicht verfehlt. "Was hab ich denn Böses getan?", fragte er, und seine Stimme tropfte vor Spott.
"Da fragst noch, du Saub är? Deine eigene Tochter springst du an wie ein brünftiger Hirsch. Hast denn gar kein Schamgefühl?" Florians Hass schwappte schier über. Am liebsten hätte er sich wieder auf den Vater gestürzt, doch ihm graute allein bei der Vorstellung, den Mann berühren zu müssen.
"Meine Tochter?" Der Bauer lachte noch immer. Er warf Dagmar einen triumphierenden Blick zu. "Jetzt bist du dran, liebes Weib. Wie du mir, so ich dir." Er kicherte so hässlich, dass es allen kalt über den Rücken lief.
"Er hat den Verstand verloren", flüsterte Paola en tsetzt. "Was sollen wir tun?" Unglücklich schaute sie zu Florian. "Wir müssen den Doktor verständigen."
Der Bauer lachte noch immer. "Dann mach das. Der kann dir dann gleich bestätigen, dass ich nichts Unrechtes tun wollte. Das wird dir noch Leid tun, dass du mich so behandelt hast, du unmündige Geiß. Ziert sich, wenn sie ein rechtes Mannsbild haben kann."
"Bist jetzt ganz übergeschnappt, Vater?" Paola konnte nicht fassen, was sie da hörte. "Was ist nur mit dir passiert? Bitte wach auf. Komm zu dir, dann wirst du sehen, wie unmöglich du dich benommen hast. Bitte, Vater..." Sie war so verzweifelt und unglücklich, dass sie seinen Arm packte.
Karl Scheffler schüttelte sie ab wie ein lästiges I nsekt. "Du bist nicht meine Tochter und ich bin nicht dein biologischer Vater. Den musst du schon anderswo suchen."
"Mutter , jetzt versteh ich gar nichts mehr. Er blickt es nimmer."
"Er blickt es schon. Du bist wirklich nicht seine Tochter." Dagmar traute sich kaum aufzusehen. "Ich hab es nie gewagt, dir alles zu erzählen. Als ich Karl heiratete warst du schon unterwegs."
Paola wich von ihrer Mutter zurück. "Er ist... du hast mich die ganze Zeit über in dem Glauben gela ssen, dieser böse Mann sei mein Vater. Mutter, was hast du..."
Paola zuckte zusammen, als unten im Hof ein Auto mit zucke ndem Blaulicht vorfuhr. Sie lief zum Fenster und blickte nach unten. Eine Gänsehaut lief über ihren Rücken und ihre Arme.
Florian hatte den Arzt verständigt, ohne dass es bemerkt wo rden war. Jetzt lief er hinunter, um die Haustüre zu öffnen, und kam wenig später mit dem Doktor und zwei Sanitätern wieder. "Er ist gestürzt", erklärte er nur und deutete auf den Bauern, der mit weit aufgerissenen Augen die drei Männer anstarrte. Die beiden Sanitäter kannte er sogar noch aus der Schulzeit.
"Lasst den Unsinn bleiben. Mir geht es gut. Und du ve rschwinde aus meinem Haus, Florian Pinzner. Ich verfluche den Tag, an dem ich dich aufgenommen hab. Wie einen räudigen Hund hätte ich dich wegjagen sollen." Er raufte sich das schon etwas schüttere Haar. "Verschwindet!" Alle miteinander – raus hier, sonst hol ich die Polizei und verklage euch wegen Hausfriedensbruch."
Der Arzt schüttelte den Kopf und blickte Florian ä rgerlich an. "Den Aufwand hätten wir uns sparen können. Warum holen Sie mich, wenn nicht konkret etwas vorliegt? Bis auf die Platzwunde an der Schläfe hat er keine Verletzungen. Dürfen wir uns die kurz ansehen, dann sind wir gleich wieder weg." Er blickte wieder Karl Scheffler an. "Möchten Sie, dass ich die Wunde versorge?"
Der Bauer schüttelte heftig den Kopf. "Ich kann mir gut a llein helfen. Geht alle, und zwar schnell. Ich will meine Ruhe haben. In meinem Haus hab noch immer ich das Sagen." Er war blass geworden, fasste sich ans Herz. Dann stürmte er an den Leuten vorbei zur Tür hinaus. Wenig später hörte man sein Husten draußen, als er den Hof
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