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Der Teufel vom Waiga-See

Der Teufel vom Waiga-See

Titel: Der Teufel vom Waiga-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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der mit mir
übereinstimmt“, grinste Oldo.
    Thea teilte Ellbogen-Püffe aus.
    Ein bananenfarbener Landrover
wartete auf dem Vorplatz. Das Gepäck wurde verstaut.
    Tim ließ den Blick schweifen.
Weinfurth. Aha! Nichts, was ihn vom Hocker riß. Ein verschlafenes,
blitzsauberes Provinzstädtchen offenbar. Für die meisten Menschen hier war ein
Fahrrad-Unfall sicherlich wochenlang Gesprächsstoff.
    Oder doch nicht?
    Tim deutete auf das große,
grellbunte Werbe-Plakat des WEINFURTHER ANZEIGER.
    Es klebte — schon etwas
zerfleddert vom Wind — an der Rückseite vom Bahnhofskiosk.
    Der fette Balkentext lautete: Der
Teufel vom Waiga-See kennt kein Erbarmen
    „Habt ihr eine Theatergruppe,
Thea, die Krimis aufführt?“ Oldos Mund wurde noch schiefer, weil das Grinsen so
links-lastig war.
    „Das ist kein Theaterstück“,
antwortete Thea, „sondern Wirklichkeit. Wir befinden uns hier in einer
gefährlichen Gegend der Welt. Weiß man davon nichts — in Deutschland?“
    „Politische Brandherde wie der
Nahe Osten oder Südafrika sind eigentlich mehr im Gespräch“, lachte Tim. „Aber
mal im Ernst! Gibt’s hier einen Teufel?“
    „Na, und wie!“ Thea kletterte
in den Wagen.
    „Richtig mit Hörnern und
Schweif?“ Klößchen kletterte hinterher.
    „Gesehen hat ihn noch niemand“,
Oldo setzte sich ans Lenkrad, weil er der einzige mit Führerschein war. „Der
Mensch — falls es ein Mensch ist — muß vom Gemüt her Zerstörer sein. Die ganze
Gegend rund um den See sucht er heim.“
    „In welcher Weise?“ fragte Tim.
    „Am liebsten wirft er
selbstgebastelte Brandbomben in Scheunen, Land- und Bauernhäuser. Schaden hat
er angerichtet für viele Millionen Schilling.“
    „Für eine Mark kriegt man
ungefähr sieben Schilling“, sagte Karl. „Aber auch in DM, also durch sieben
geteilt, ist die Schadenssumme immer noch hoch.“
    „Und dieses Unwesen, das der
Teufel treibt, laßt ihr euch einfach so bieten?“ fragte Tim.
    „Die Gendarmerie“, erwiderte
Oldo, „erreicht gar nichts. Wahrscheinlich deshalb, weil der Teufel sich nicht
an die Dienststunden hält. Immer nachts schlägt er zu, wenn die Herren Polizisten
schlafen. Aber gerechterweise muß ich zugeben: Er ist wirklich nicht zu fassen,
der Teufel. Sonst hätte ich ihn schon.“
    „Du suchst nach ihm?“
    „Seit Wochen.“
    Sie fuhren jetzt durch
Weinfurth, und die vier Freunde sahen hinaus.
    „Manche Nacht habe ich mir um
die Ohren gehauen“, sagte Oldo, „aber der Teufel ist nie dort aufgetaucht, wo
ich war.“
    „Allein kannst du ein großes
Gebiet nicht flächendeckend abschirmen“, meinte Tim. „Wenn wir uns beteiligen,
wächst die Chance. Wir sind nicht ganz unerfahren, was Fahndung und den Umgang
mit Ganoven betrifft.“
    „Tatsächlich?“
    Das klang ungläubig. Beinahe
hätte Oldo auch mit dem rechten Mundwinkel gegrinst. Aber dann blieb der
Frohsinn auf seiner Seite. Der 19jährige zog eine Packung Zigaretten aus dem
rechten Stiefel, das Feuerzeug aus dem linken.
    „Rauchst du?“
    „Nie“, schüttelte Tim den Kopf.
„Keiner von uns.“
    Oldo zündete sich einen
Sargnagel an, bewies aber genug Feingefühl, das Fenster zu öffnen. Die
Kreisstadtluft konnte sich mischen mit dem Pesthauch.
    Sie fuhren aus Weinfurth hinaus
in südliche Richtung und durch hügelige Landschaft.
    In der Ferne erhoben sich
Berge.
    Bussarde saßen auf
Telefonmasten und spähten Mäuse aus mit ihren Raubvogelaugen.
    Im Wagen roch es nun nicht nur
nach Oldos Schnapsfahne, sondern auch nach filterlosen Zigaretten. Aber draußen
überglänzte die Mittagssonne grüne Wiesen und Baumgruppen.
    Thea erklärte jedes vereinzelt
stehende Haus, das in Sicht kam.
    „...und das baufällige Gebäude
dort drüben ist der Bauernhof vom alten Dagobert Schelldorn. Wir nennen ihn
Fatzenschädel, weil er spinnt.“
    „Kann der Mann noch rumlaufen?“
fragte Tim. „Oder ist er auch körperlich siech?“
    „Der läuft wie ein Wiesel“,
sagte Oldo.
    „Dann habt mal ein Auge auf
ihn. Einer, der spinnt, spinnt vielleicht so sehr, daß er nachts Brandbomben
wirft.“
    Oldo pfiff durch die Zähne. „Du
hast recht. Auf die Idee ist hier noch niemand gekommen. Weil der Alte schon
seit einer Ewigkeit da ist, weil er hier einfach dazugehört. Aber es ist ja
durchaus möglich, daß einer im hohen Alter plötzlich sein Talent zur Teufelei
entdeckt.“
    Thea blickte zu dem verkommenen
Bauernhaus hinüber. „Ein bißchen unheimlich ist er schon, der Alte. Kein
freundlicher

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