Der Teufel vom Waiga-See
Opa.“
„Kaum seid ihr da“, lachte
Oldo, „schon gibt’s einen Verdächtigen.“
Die Straße näherte sich dem
Waiga-See.
Jetzt konnten ihn die vier
TKKG-Freunde sehen.
Sie staunten über die Größe.
Thea deutete in westliche
Richtung. „Die Kirchturmspitze, die dort über den Hügel ragt, gehört zu
Goschendorf.“
„Habt ihr einen Hund?“ fragte
Gaby.
„Blanka“,
nickte Thea, „ist gerade zwei Jahre alt. Eine Pointer-Hündin. Sehr lieb und
leicht beleidigt.“
Oldo bog ab. Eine Stichstraße
führte zum Durstilitsch-Anwesen. Das schneeweiße Herrenhaus mit protzigem Mittelteil
und zwei Seitenflügeln stach sofort ins Auge. Die übrigen Gebäude waren
offensichtlich zweckbestimmt.
Zum Herrenhaus führte eine
breite Freitreppe empor.
Auf einer der mittleren Stufen
drehte sich jetzt ein schnauzbärtiger Mann um. Er hielt sich sehr aufrecht,
hatte aber zweifellos O-Beine und verschwand durchs Portal.
Der Besucher, den er gerade
verabschiedet hatte, war in seinen silberfarbenen Rolls Royce eingestiegen. Die
Nobelkutsche fuhr los, und Tim blieb vor Schreck die Frage im Hals stecken, wer
die beiden seien.
Denn eine schwarzweiß-gefleckte
Pointer-Hündin sauste in diesem Moment hinter einer Hausecke hervor und sprang
vor den Wagen.
Der
Rolls Royce enthielt nur eine Person: den verabschiedeten Gast.
Diesen Menschen interessierte
der Hund nicht.
Statt das Tempo zu mindern oder
anzuhalten, trat der RR-Fahrer aufs Gas.
Blanka, die Pointer-Hündin,
tobte vor dem Kühlergrill, sprang seitlich-rückwärts in Fahrtrichtung, bellte
in höchsten Tönen — und wäre um Haaresbreite unter die Räder, zumindest unter
das rechte Vorderrad gekommen.
Ein instinktiver
Seitwärtssprung rettete sie.
Aber der Kotflügel streifte die
Hündin.
Das genügte. Blanka überkugelte
sich, jaulte schmerzhaft, war aber sofort auf den Läufen.
Verblüfft sah sie dem Wagen
nach.
Er kam dem vollgepackten
Landrover entgegen.
Theas Aufschrei hallte noch in
den Ohren.
Gaby preßte beide Hände an den
Mund.
Jetzt passierten die Fahrzeuge
einander, und Tim sah für einen Moment den Typ am Rolls Royce-Lenkrad.
Der Mann mochte 50 sein, hatte
einen schweren Schädel und bürstendicke Brauen. Die waren so schwarz wie seine
Haarreste. Eine Zigarre ragte schräg-aufwärts aus dem Mundwinkel.
„Dieser Affenarsch“, sagte Tim,
„hätte beinahe deine Blanka überrollt, Thea. Wollen wir ihm nachsetzen — und
beibringen, daß Hunde kein Freiwild sind?“
„Das... das war knapp“, gab das
Mädchen verstört zurück. „Angelo Alensky“, sagte Oldo verwundert. Der
Beinahe-Unfall berührte ihn offenbar nicht. „Was will der denn hier?“
„Vielleicht Hunde überfahren“,
sagte Tim. „Also kein Hinterher mit Ermahnung, wie?“
Oldo schüttelte den Kopf. „Wer
sich mit dem anlegt, sollte vorher seine Grabstelle aussuchen.“
„Wieso?“ fragte Tim. „Ist er
Friedhofsverwalter?“
Oldo lachte auf und achtete auf
Blanka, die dem Wagen entgegensprang, aber dann abdrehte und hinter dem
Herrenhaus verschwand.
Verletzt war sie offenbar
nicht.
„Alensky ist nicht nur einer
der reichsten Männer in diesem Teil unserer Alpenrepublik. Er ist außerdem ein berüchtigter
Waffenhändler mit weltweiten Beziehungen. Wenn irgendwo ein Krieg beginnt,
reibt er sich die Hände. Und wo wird nicht geschossen und gekämpft auf unserem
Erdball? Aber Alenskys bester Markt ist der Nahe Osten. Dort beliefert er alle
kriegführenden Staaten und Organisationen mit allem, was nötig ist zum
gegenseitigen Abschlachten. Dabei macht er unheimlich viel Kohle. Geld hat er
soviel, daß er sich jetzt vor allem um sein Ansehen kümmern kann. Er spielt den
Landedelmann und legt sich gute Manieren zu.“
„Aber Kunstsammler ist er aus
Leidenschaft“, sagte Thea. „Jedenfalls wird das behauptet.“
„Aus Angabe“, widersprach Oldo.
„Er sammelt Gemälde, und zwar das Beste vom Besten, um damit anzugeben.“
Oldo fuhr einen Bogen und hielt
dann vor der Freitreppe des Herrenhauses.
Die TKKG-Bande war angelangt am
Ziel ihrer Reise.
9. Maßlos eitler Kunstsammler
In der Eingangshalle überwog
lachsfarbener Marmor. Eine breite Treppe mit wuchtigen Antrittspfosten führte
zu einer umlaufenden Galerie hinauf. Dort im Obergeschoß erahnte man viele toll
eingerichtete Zimmer. Hier in der Halle hingen kostbare Wandteppiche und
unbezahlbare Gemälde an den Wänden.
„Da kann das Grand-Hotel nicht
mithalten“, sagte Tim zu Gaby, nachdem er sich
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