Der Teufel vom Waiga-See
für uns wären richtig.
Die vier Durstilitsches
warteten schon.
An der Tafel hatten 20 Personen
Platz.
Eine Köchin, die geheimnisvoll
lächelte, trug die Mahlzeit auf. Thea half. Doppelt so schnell wie die Köchin
rannte sie zwischen Küche und Salon hin und her.
Nach zwei Löffeln Vorsuppe
sagte Oldo: „Tim wollte Alensky verprügeln. Ich konnte es gerade noch
verhindern.“
„Bitte, langsam!“ meinte Tim
überrascht. „Verprügeln wollte ich den Mann nicht. Aber meine Meinung hätte ich
ihm in die Ohren gestoßen. Was er verdient. Beinahe wäre nämlich Blanka unter
seine Rolls Royce-Räder geraten — was tödlich ist. Alensky muß das bemerkt
haben. Trotzdem fuhr er unbeirrt weiter. Ohne Rücksicht.“
„Schrecklich!“ rief Gräfin
Genie.
„Ich kann mir denken“, sagte
ihr Mann, „weshalb der das tat.“
Aha! dachte Tim. Offenbar
hatten die beiden eine Auseinandersetzung.
„Wenn er auf Sie wütend war,
Graf Durstilitsch“, sagte Tim, „ist das kein Grund, mit dem Wagen auf die
Hündin loszugehen.“
Theas Vater lächelte. „Du
meinst, Alensky hätte versuchen sollen, mich zu überfahren?“
Tim grinste pflichtschuldig.
„Ich bin grundsätzlich dagegen, daß irgendwer — einschließlich aller Tiere —
überfahren wird.“
Die Vorsuppe schmeckte
vorzüglich.
Aber der Graf legte den Löffel
weg, lehnte sich zurück.
Die nächsten Worte waren an den
Neffen Oldo gerichtet.
„Alensky war sauer. Trotzdem
haben wir uns halbwegs im guten getrennt. Zum Glück gibt es einen Grund, mich
nicht zu berauben. Nicht zu berauben, sage ich. Und dieser Grund ist Alenskys
maßlose Eitelkeit.“
Hohoho, dachte Tim. Hört sich
ja stark an. Was kommt jetzt?
Er und seine Freunde tauschten
Blicke.
Thea, die Gräfin, und sogar
Oldo machten große Augen.
„Damit ihr versteht, was ich
meine“, wandte sich der Graf an seine jungen Gäste, „müßt ihr wissen, daß
dieses Haus eine phantastische Gemäldesammlung birgt. Niederländische Meister,
Impressionisten und Kunstwerke aus der Schule von Claude Lorrain. Als Sammler
haben wir Durstilitsches einen klangvollen N amen.“
„Wunderbar“, sagte Tim. „Wir
hörten schon etwas. Allerdings — daß Sie von diesem Herrn Alensky nicht beraubt werden, wäre doch eigentlich der Normalzustand. Wieso braucht der Rolls
Royce-Fahrer seine maßlose Eitelkeit, um sich erfolgreich zurückzuhalten?“
Graf Bachti lächelte rund um
seinen Schnauzbart.
„Gute Frage, Tim. Ich kann
Alensky nicht leiden. Deshalb macht es mir kein schlechtes Gewissen, wenn ich
Tatsachen nenne, die — hier in der Gegend — ohnehin jeder kennt.“
„Wir kommen von weit her“,
nickte Tim. „Herr Angelo Alensky ist uns kein Begriff.“
„Das Wort Herr kannst du
weglassen. Waffen-Angelo, wie man ihn nennt, ist ein rücksichtsloser Ganove,
Waffenhändler. Er hat Verbindungen zur Unterwelt. Er müßte nur mit den Fingern
schnippen, und ein Dutzend Einbrecher wie Weltmeister stünden ihm zur
Verfügung. Diese Typen brauchte er nur herzuschicken, und ich hätte meine
Bilder mal gehabt. Aber nein, das tut er ganz sicher nicht.“
„Wegen seiner maßlosen
Eitelkeit?“ fragte Tim.
„Richtig. Er will meine
Gemäldesammlung kaufen. Er hat ein Vermögen geboten. Vorhin. Er will sogar in
DM bezahlen — 15 Millionen. Ein guter Preis.“
„Wegen seiner maßlosen
Eitelkeit?“ wiederholte Tim.
„Du sagst es. Zwei Stunden lang
hat er alles betrachtet. Ich hatte unentwegt eine Gänsehaut. Aber als er
gestern anrief und um Besichtigung bat, konnte ich ihm das nicht abschlagen.
Denn — und das ist erstaunlich für einen gewissenlosen Kerl wie ihn — ohne
Frage handelt es sich bei Alensky um einen der bedeutendsten Kunstsammler.“
„Er hat also 15 Millionen DM
geboten“, schaltete sich Neffe Oldo mit belegter Stimme ein. „Was hast du
geantwortet?“
„Daß ich Kunstliebhaber bin und
nicht Kunsthändler.“
„Natürlich.“
„Aber dieser Blick dann.“
Bachtis Schnauzbart sträubte sich.
„Ich bringe die maßlose
Eitelkeit noch nicht unter“, sagte Tim.
„Das erklärt sich so.“ Bachti
griff zum Suppenlöffel, legte ihn aber gleich wieder weg. „Alensky protzt mit
seiner Sammlung. Er zeigt sie jedem. Er gibt keine Party, ohne daß der dümmste
Kunstbanause die Gemälde bewundern muß. Waffen-Angelo sorgt dafür, daß alle
Welt es erfährt, wenn er ein Gemälde angekauft hat. Er spannt die Zeitungen
ein. Sogar das Fernsehen. Wie gesagt, seine maßlose
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