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Der Teufel vom Waiga-See

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Titel: Der Teufel vom Waiga-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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das bin ich. Und Sie habe
ich auch schon gesehen.“
    „Oldo Graf Durstilitsch. Ich
bin der Neffe von Gebacht Graf Durstilitsch. Mein Vater war Arthur-Istvan Graf
Durstilitsch. Leider lebt er nicht mehr. Wie auch meine Mutter verblichen ist;
Pomeranza Gräfin Durstilitsch, geborene Baronin Püspökladany.“
    „Oh. Bei uns heißen alle nur
Alensky.“
    „Reizend.“
    Ilonas Gesicht spiegelte mühsam
gezügelte Begeisterung. Oldo gefiel ihr.
    Fürchterliche Ziege, dachte
der. Sieht aus wie Sahnetorte und Faulheit. Aber der Papa ist ja wer.
    „Sie können jetzt fahren“,
sagte Oldo.
    „Ja. Ich bin Ihnen sehr
dankbar. Ich hätte ein Taxi nehmen müssen. Soll ich Sie ein Stück mitnehmen?“
    „Vielen Dank. Mein Wagen steht
vorn an der Straße.“
    „Natürlich. Und wie kann ich
Ihnen danken?“
    „Ich bitte Sie. Das war mir
doch ein Vergnügen. Das heißt... Ja, Fräulein Ilona, ich hätte da schon eine
Bitte. Aber mein Onkel dürfte nichts davon erfahren, weil er in gewisser Weise
eifersüchtig ist.“
    „Eifersüchtig? Worauf?“
    „Er meint, daß unsere Gemälde-Sammlung
alle Wünsche erfüllt, nach denen das Auge des Kunstlieberhabers verlangt. Aber
ich würde mir wahnsinnig gern auch die Gemälde Ihres verehrten Herrn Vaters
ansehen.“
    „Aber das läßt sich doch
machen“, rief sie. „Papa freut sich. Wie wäre es mit heute abend? Da bin ich
zufällig zu Hause. Kommen Sie um 18 Uhr. Einverstanden?“
    Als sie abfuhr, rieb Oldo sich
die Hände.
    Sein Plan lief gut an.
    Bei dem, was der 19jährige
vorhatte, würde nicht der leiseste Makel an ihm haften.
    Andere sollten die Dreckarbeit
machen, die hinauslief auf Mord.
    Er, Oldo, würde zum Schluß der
lachende Gewinner sein — mit 15 Millionen D-Mark in der Tasche. D-Mark! Nicht
Schillinge.
    Im Stillen hatte der Stiefel-
und Uhren-Freund seinem Vorhaben bereits einen Namen gegeben. Es hieß: Oldos
unglaubliche Tat.

16. Schlüssel, Nachricht, Uhr
     
    Gräfin Eugenie befand sich im
Grünen Salon, wo sie sich auf einem Biedermeier-Sofa niedergelegt hatte — zum
Ausruhen.
    Aber darauf nahm Thea keine
Rücksicht.
    Die TKKG-Bande hinter sich
herschleppend, stürmte die Tochter des Hauses auf ihre ermüdete Mutter los.
    Genie lächelte anfänglich.
    Als sie dann hörte, was sich
ereignet hatte, wurde sie bleich unter dem Make up wie der Bauch eines toten
Herings.
    O weh! dachte Tim. Zuviel
Schreck am Nachmittag!
    „...und der Mann, der... der
Tim niedergeschlagen hat..., ist... ist geflohen?“
    Die Gräfin stammelte beinahe.
    „Wir wissen nicht, wohin“,
nickte der Anführer der TKKG-Bande. „Aufgrund jüngster Überlegungen bezweifele
ich, daß er einen Wagen hat. Vielleicht bringt es was, wenn die Polizei das
Gebiet durchkämmt. Wir, die wir Spezialisten dafür sind, machen das sowieso.“
    „Nein!“ Genie schüttelte heftig
den Kopf.
    „Nein?“ fragte Tim vorsichtig.
    „Ihr seid unsere Gäste. Das heißt,
wir tragen hier die Verantwortung für euch. Wegen eurer Minderjährigkeit. Es
wäre nicht auszudenken, wenn euch was zustieße. Dieser Mann... ist...
vielleicht... ja, er könnte... Unter Umständen handelt es sich... um einen
Verbrecher.“
    „Da sind wir uns sicher“,
meinte Karl.
    „Bitte, sucht nicht nach ihm!“
    Die TKKG-Bande seufzte. Das
klang vierfach sehr stark.
    „Also gut“, meinte Tim. „Direkt
suchen werden wir nicht. Ihr Mann hat uns beauftragt, das Blockhaus
abzuschließen. Den Schlüssel hätten Sie.“
    Was habe ich denn jetzt wieder
angerichtet, dachte Tim im selben Moment. Gräfin Genie wird ja noch blasser.
Tritt eine Ohnmacht sie an?
    Theas Mutter atmete mehrmals
tief durch.
    „Der Schlüssel“, sagte sie.
„Ja.“
    Sie erhob sich.
    Sie trat zu einem
George-III-Bureau-Bookcase, einer Art Bücherschrank-Schreibsekretär von 1760.
    Das kostbare Antik-Möbel war
ganz aus Mahagoni, der Aufsatz hatte einen Giebel und verglaste Sprossentüren.
Jedes der vier Schubfächer verfügte ursprünglich über zwei Messinggriffe. Acht
mußten es also sein. Aber einer — am untersten Fach - fehlte.
    Genie bückte sich und zog das
Fach auf.
    Sie kramte.
    Schlüssel klirrten. Kästchen
wurden auf- und wieder zugeklappt.
    „O Gott!“ sagte Genie. „Ich
habe den Schlüssel verlegt.“
    „Verlegt?“ wunderte sich Thea.
„Mama, du hast doch noch nie was verlegt.“
    „Wenn ich dir sage, daß ich ihn
verlegt habe.“
    Puh! dachte Tim. Jetzt ist sie
gereizt. Zuviel Schreck. Kein Schläfchen. Und nun ist der Schlüssel weg.

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