Der Teufel vom Waiga-See
dann in
scharfem Ton fest und ließ sich Mantel und Reisetasche zeigen. „Nie gesehen,
das Zeug. Wer weiß, wo der herkommt. Soll ich dich zum Arzt bringen, Tim?“
„Auf keinen Fall, Graf
Durstilitsch. Ich bin wohlauf wie ein Fisch im Waiga-See.“
Der Graf nahm Mantel und
Reisetasche, trat zu seinem Wagen und legte alles auf den Beifahrersitz.
„Das bringe ich meinem Freund Höbl.
Glaube zwar nicht, daß er damit was anfangen kann. Aber Ordnung muß sein.
Kinder, laßt euch von Genie — meiner Frau, meine ich — den Blockhaus-Schlüssel
geben. Wir müssen absperren, sonst sind meine Angelruten weg.“
„Wird gemacht“, sagte Tim.
Bachti legte auch die
Reblaus-Lanze in das Fahrzeug - wohl, weil er im Moment nicht wußte, wohin
damit — und düste dann los, über die Stichstraße in Richtung Kreisstadt.
15. Oldos unglaubliche Tat
An diesem heißen
Sommernachmittag stand Ilona Alenskys italienischer Sportwagen auf einem
versteckten Parkplatz hinter dem Weinfurther Tennisclub.
Ilona besaß den Wagen seit drei
Wochen — und genauso lange den Führerschein. Ilona war zwar erst 17. Ihr
Geburtstag fiel in den Oktober. Doch Waffen-Angelo, der Papa, hatte es
durchgesetzt und irgendwie gedreht, daß sein Töchterlein schon jetzt in den
Genuß der Fahrerlaubnis kam.
Ilona war etwas klein und wurde
und wurde den Babyspeck nicht los. Nur deshalb spielte sie Tennis. Leider
nützte es nichts, weil sie wenig oder gar nicht lief. Immerhin erhoffte sie
sich eine gewisse Gymnastik vom Aufheben der Bälle. Daß sie einen traf — mit
dem Schläger, kam selten vor.
Ruprecht Rübseder, der
Tennislehrer, hatte bereits 114 Trainerstunden berechnet — ohne nennenswerten
Erfolg. Trotzdem lobte Rübseder, was es zu loben gab, zum Beispiel Ilonas
hübsches Tennisröckchen. Die Trainerstunden verstand er als eine Art Rente.
Heute beendete Ilona ihre
Tennis-Stunde mit einem wirklich unguten Gefühl.
Nur dreimal war es der
17jährigen gelungen, den Ball zurückzukloppen, davon zweimal ins Netz.
Vielleicht, dachte sie, sollte
ich mich auf was anderes verlegen — auf Volkstanz, Diät oder Kugelstoßen. Für
Tennis ist es zu spät. Wenn man erst mit 17 beginnt, ist das Talent — das der
Rübseder ganz stark in mir vermutet — längst verschüttet. Nach Wimbledon kann
ich ja auch als Zuschauerin fahren.
Sie hatte geduscht — denn auch
vom Rumstehen erhitzte sie sich.
Es war ihr gelungen, sich in
die engen Jeans zu zwängen. Mit der geschulterten Tennistasche lief sie zum
Parkplatz.
Büsche umstanden ihn. Nebenan
war ein Park. Nur Club-Mitglieder durften ihre Benzinkutschen abstellen.
Ilona warf die Tasche auf den
Nebensitz und plumpste hinters Lenkrad.
Dann brach sie beinahe den
Zündschlüssel ab.
Wieder und wieder und jedesmal
wütender versuchte sie, den Motor zu starten.
Er tat keinen Mucks.
„Nagelneu! Dieses Mistding!“
Sie stieg wieder aus.
Ein wenig unsicher fühlte sie
sich.
Hatte sie irgendwas falsch
gemacht?
Wer erst drei Wochen den Führerschein
hat, kann noch nicht alles wissen.
Es gab da am Armaturenbrett ein
Dutzend Knöpfe und Schalter, deren Bedeutung ihr schleierhaft war.
Vielleicht mußte man den einen
oder anderen betätigen, wenn die Außentemperatur über 30 Grad hinaufstieg.
Schließlich ist ein
italienischer Sportwagen kein Traktor, sondern eine empfindliche Seele.
„Tut er’s nicht mehr?“ hörte
Ilona eine Stimme hinter sich.
Oldo von Durstilitsch tauchte
aus dem Schatten der Büsche auf. Ein Lächeln blitzte im linken Mundwinkel.
„Eh... ja, er macht gar
nichts.“ Ratlos hob sie die Hände.
Oldo verbeugte sich.
„Wenn ich Ihnen helfen kann.
Ich verstehe was davon.“
„Wäre wahnsinnig nett.“ Sie
seufzte erleichtert.
Er trug ein weißes Hemd und
roch mehr nach Pfefferminz als nach Schnaps, weil er Drops gelutscht hatte.
Der Grafen-Sproß klappte die
Motorhaube auf.
Ohne mit der Wimper zu zucken,
versaute er sich sein Hemd mit Ölflecken.
Freilich — einige, versteckt
unter den hochgerollten Manschetten, waren schon dran.
Die hatte er sich zugezogen,
als er vorhin mit seinen Werkzeugen den Flitzer öffnete und den Motor einer
rüden Behandlung unterwarf.
Jetzt steckte er die
unterbrochenen Zuleitungen wieder zusammen. Die „Reparatur“ gelang.
Ilona strahlte.
Während Oldo sich mit einem
Putzlumpen die Hände säuberte, sah er ihr tief in die kleinen Augen.
„Ich kenn’ Sie doch, gnädigstes
Fräulein, Sie sind Ilona Alensky. Richtig?“
„Oja,
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