Der Teufel vom Waiga-See
Pässe sind da?“
„Nein, die noch nicht. Aber ich
habe einen echt guten Auftrag für Sie. Da ist eine Menge Geld drin. Der Alensky
— Waffen-Angelo — braucht Sie. Er hat beim Pritschlmeier angefragt. Von dem
wurden Sie empfohlen. Soll ich weiterreden, oder rufen Sie aus ‘ner
Gendarmerie-Station an, hähähähäh…“
„Wir sind hier in einem
Bauernhaus“, sagte Prüffe, ohne auf Kärtners seltsamen Humor einzugehen. „Unweit
vom See und vom Durstilitsch-Landsitz. Der Bauer heißt Dagobert Schelldorn und
scheint nicht ganz normal zu sein. Maulwurf-Paul und Stehgeiger-Josef sind bei
ihm regelrecht in eine Falle gelaufen. Er hat Paul mit K. o.-Tropfen
ausgeschaltet und eingekerkert. Josef ist verwundet und völlig wehrlos.“
„Von dem Alten habe ich
gehört“, erwiderte Kärtner. „Der spinnt tatsächlich, bildet sich nämlich ein,
man hätte seinen Sohn umgebracht, der bei einem Unfall starb. Seitdem sucht
Schelldorn nach dem Täter.“
„Ah, so.“
„Rufen Sie aus dem Kerker an?“
„Unsinn. Wir haben den Alten
eingesperrt. Worum geht’s bei Alensky?“
„Da müssen Sie ihn schon selber
fragen. Er betonte nur mehrmals, daß er viel Geld auf den Tisch legt.“
„Das ist immer gut.“
„Für meine Vermittlung kriege
ich eine Provision.“
„Was?“
„Fünf Prozent — zahlbar, wenn
Sie die Pässe hier abholen.“
„Ich glaube, nicht nur der
Schelldorn spinnt.“
„Prüffe, geh her! Umsonst ist
der Tod. Ich hätte ja auch das Maul halten können, und Sie würden nie erfahren,
daß Alensky mit der dicken Brieftasche wartet.“
„Ich hätte Pritsch ohnehin in
Wien angerufen.“
„Pritsch nimmt zehn Prozent.“
„Nicht bei mir. Wir sind alte
Freunde.“
„Fünf Prozent — und ich sage
Ihnen auch gleich, welche Rufnummer Waffen-Angelo hat.“
Prüffe überlegte.
Er und seine beiden Komplicen
befanden sich in einer Situation, in der es ohne fremde Hilfe nicht ging.
Vielleicht benötigte
Stehgeiger-Josef einen Arzt — einen, der keine Fragen stellte.
Dann waren sie abermals auf
Kärtner angewiesen.
„Also gut“, murmelte Prüffe.
„Abgemacht. Und jetzt die Telefonnummer.“
21. Beratung am Eichentisch
Beim Abendessen im Herrenhaus
blieb ein Stuhl leer, und ein anderer wurde erst verspätet besetzt.
Oldo hatte aus Weinfurth
angerufen und mitgeteilt, daß er ins Kino gehe.
Graf Bachti versäumte sich,
weil er beim Landmaschinen-Händler einen neuen Großflächen-Beregnungsautomaten
bestellt hatte — nach Katalog.
Die Jugendlichen erzählten von
der Aktion bei Schelldorn.
„Aha!“ meinte der Graf. „Dann
war es sicherlich dieser Maulwurf-Paul, der sich in unser Blockhaus eingenistet
hat.“
Das macht Sinn, dachte Tim,
auch wenn es nicht zutrifft.
Das Mahl war sehr üppig.
Klößchen kam auf seine Kosten.
Nach dem Essen half Thea der Köchin,
was niemand verlangte, aber der Tochter des Hauses offensichtlich Spaß machte.
Sie trug zwei Seelen in sich:
die der Ausreißerin und die des Hausmütterchens, das gern was tat für die
Familie.
Die TKKG-Bande setzte sich in
der Eingangshalle an den großen, aber niedrigen Eichentisch.
Offenbar verkörperte er den
geistig-kulturellen Mittelpunkt des Herrensitzes, denn hier war ein Schachspiel
aufgebaut — und andere Spiele standen und lagen bereit! Kartenspiele, Scrabble,
Backgammon, sogar ein kleines Roulette.
Momentan waren die vier Freunde
ungestört.
Niemand geisterte in der Halle
herum, niemand hörte zu.
„Wir können davon ausgehen“,
sagte Tim leise, „daß Prüffe und Maulwurf-Paul sich inzwischen getroffen
haben.“
„Wieso?“ fragte Klößchen.
„Von dir haben wir doch den
Tip.“
„Von mir?“
„Die Radio-Nachricht, Willi!“
erinnerte ihn Gaby.
„Ach so! Ja, richtig. Da hieß
es, Mützberger und Handrischek hätten gemeinsam mit Prüfte schon so manches
Ding gedreht.“
„Und deshalb“, nickte Tim, „ist
es kein Zufall, daß sowohl Prüfte wie auch Handrischek, genannt Maulwurf-Paul,
hier am Waiga-See auftauchen. Der Stehgeiger-Josef hat ja vermutlich das
Zeitliche gesegnet und befindet sich auf Höllenfahrt. Ich vermute, sie hatten
sich hier verabredet, die drei. Und die beiden Überlebenden lauern jetzt
irgendwo in ihrem Versteck.“
„Aber wir haben keinen blassen
Schimmer, wo das ist“, sagte Karl.
„Einen Schimmer haben wir
schon“, widersprach Tim. „Denn der hellblaue Mercedes ist nur solange
verdächtig, wie er die jetzigen Nummernschilder trägt.“
„Worauf
Weitere Kostenlose Bücher