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Der Teufel vom Waiga-See

Der Teufel vom Waiga-See

Titel: Der Teufel vom Waiga-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bildet sich ein, man habe seinen einzigen Sohn
ermordet. Seitdem sucht er nach dem Täter. Während der ersten Jahre war er fast
täglich bei uns auf der Gendarmerie und verdächtigte diesen und jenen. Dauernd
wollte er mich überreden, dem Täter — den es nicht gibt — eine Falle zu
stellen. Er hätte gemeingefährlich werden können, der arme Schelldorn, aber zum
Glück neigt er nicht zur Gewalt.“
    „Hat sich dieses Hirngespinst
verflüchtigt?“ fragte Karl. „Oder ist er immer noch auf der Suche?“
    „Er sucht immer noch nach dem
vermeintlichen Mörder. Aber er wählt jetzt die Verdächtigen behutsamer aus.
Während der letzten zwölf Monate hat er mich nur fünfmal bedrängt, irgendwen zu
verhaften. Es waren immer Touristen oder Geschäftsreisende, die sich hier
zufällig aufhielten.“
    „Tragisch“, meinte Tim. „Und
Sie sind sicher, daß er harmlos ist?“
    „Schelldorn tut keiner Fliege
was.“
    „Aber er ist offensichtlich
randvoll mit Haß, weil er den Tod seines Sohnes nicht verkraftet und einen
Schuldigen sucht.“
    „Das trifft zu.“
    „Wer so fühlt und denkt, könnte
zu allem möglichen fähig sein. Haben Sie schon mal erwogen, ob er was mit den
Zerstörungen am Hut hat, mit dem Brandbomben-Werfer, mit dem Waiga-See-Teufel?

    Höbl blickte überrascht.
    Augenscheinlich war ihm diese
Idee völlig neu.
    Dann winkte er ab. „Aber geh’!
Nie und nimmer! So was macht der Fetzenschädel nicht.“
    Hoffentlich hast du recht,
dachte Tim.

20. Für fünf Prozent
     
    Das Gebüsch, in dem der Ganove
Poldgar Prüffe sich versteckte, wuchs in Sichtweite des Schelldorn-Anwesens,
war aber soweit entfernt wie die Dachssenke — jedoch in entgegengesetzter
Richtung.
    Prüffe beobachtete. Er hatte
scharfe Augen.
    Sein Verstand, den vorhin der
Wein getrübt hatte — weshalb es beinahe zur Katastrophe gekommen war — ,
arbeitete wieder klar.
    Als Prüffe sah, wie das
Polizeiaufgebot anrückte, durchfuhr ihn der Schreck.
    Sofort hatte er die Pistole in
seiner Hand. Der Ganove knirschte mit den Zähnen, bereit, sich bis zur letzten
Patrone zu verteidigen. Immerhin hatte er zwei — insgesamt. Aber er wußte nicht
genau, ob die Waffe, die er noch nie benutzt hatte, auch wirklich
funktionierte.
    Ohne Mantel, dachte er, sitze
ich hier, ohne Tasche. Den Schmuck aus dem Grand-Hotel kann ich abschreiben —
meine Sachen überhaupt. Elender Mist!
    Wütend bespähte er, wie die
drei Jungs auftauchten — bei dem Bauernhaus.
    Das waren die von vorhin!
Gräßliche Plagen! Immerhin — dem Großen hatte er’s gezeigt. Mit dem Knüppel. Was
dieser Bursche sich einbildete! Ihn in den Wald zu verfolgen! Nur weil er,
Prüffe, die kläffende Hündin mit einem Tritt verscheucht hatte.
    Prüffe glotzte, bis ihm die
Augen tränten. Daß er sie mit der Hand gegen das Sonnenlicht abschirmte, nützte
nicht viel.

    Dann schlug der Schock mit
extraschwerem Hammer zu.
    Der hellblaue Mercedes seiner
Freunde Maulwurf-Paul und Stehgeiger-Josef, die er morgen um 13.33 Uhr treffen
wollte — in Weinfurth vor dem Postamt — , dieser Wagen wurde aus der Scheune
herausgefahren, rückwärts.
    Was bedeutete das? Was war
passiert? Wo steckten die beiden? Wie kam ihr Automobil dorthin? Wieso wußten
die Bullen Bescheid?
    Es hagelte ihm Fragen quer
durchs Gehirn, aber keine einzige Antwort tauchte auf.
    Jetzt säuberte sich die Luft.
    Die Polizei zog ab.
    Mercedes und Jeep rollten gen
Weinfurth, gerieten bald außer Sicht.
    Die Jugendlichen — nun waren
auch die beiden Mädchen dabei — schlappten über die Wiesen zum fernen Durstilitsch-Gut,
dem Herrenhaus, wo Eugenia sicherlich mit Gewissensnot kämpfte.
    Prüffe grinste. Alles hatte er
vorhin zurückgelassen, als er Hals über Kopf Fersengeld gab.
    Aber den Blockhaus-Schlüssel,
mit dem er nichts mehr anfangen konnte, trug er immer noch bei sich: in der
Hosentasche links.
    Stille. Weit und breit keine
Menschenseele. Nur Feldlerchen, die Jagdflieger übten, zwei Krähen in hoher
Fuft, viele Libellen und aufdringliche Mücken.
    Prüffe rannte gebückt, die
Pistole in der Hand.
    Sein schicker Anzug war
durchgeschwitzt. Das Seidenhemd klebte auf der Haut.
    Er erreichte das Haus, sauste
um die Ecke, verharrte keuchend an der Eingangstür.
    Klopfen? Aber nie!
    Er drückte auf die Klinke.
Offen.
    Dann stand er in der
schmuddeligen Diele und konnte in eine gräuslich verdreckte Küche sehen, wo der
Alte ungarisches Gulasch in einem Suppentopf aufwärmte.
    Auf der zweiten

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