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Der Teufel vom Waiga-See

Der Teufel vom Waiga-See

Titel: Der Teufel vom Waiga-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Herdplatte
verkohlten Rühreier.
    Der Alte kehrte ihm den Rücken
zu, hatte nichts gemerkt und kicherte — wie vom Irrsinn befallen.
    „Sie sind weg — hihihih — haben
nicht in den Keller geguckt — hihihih — nicht in den Keller — hihihihih — blöd
wie die sind — hihihih — nicht ins Kellerverlies — hihihih
    „Was ist dort im Keller?“
fragte Prüffe.
    „Nichts!“ Der Alte rührte
weiter. Dann — mit reichlicher Verspätung — riß der Schreck ihn herum.

    Der Suppentopf flog zu Boden.
    Heißes Gulasch floß in die
Spalten der Holzdielen und verbrühte die Kakerlaken.
    Mit erhobenem Rührlöffel stand
Schelldorn da — und starrte in die Mündung der Pistole.
    „Was..
    „Ich stelle die Fragen“, sagte
Prüffe. „Aber bevor ich damit anfange, gehen wir in den Keller. Vielleicht
stillt das meine Neugier auf der Stelle. Also los, Vogelscheuche! Leg den
Löffel weg, geh voran und zwing mich nicht, einem Opa die Flötentöne
beizubringen. Klar?“
    „Sind Sie... Gendarm?“ fragte
der Alte lauernd.
    „Ich bin der Teufel vom
Waiga-See. Also beweg dich. Sonst nehme ich dich mit in die Hölle.“
    „Hihihih“, kicherte Schelldorn,
„Sie und der Teufel? Wo sind denn die Hörner?“
    „Die schnalle ich nur nachts
um. Wird’s jetzt bald?“
    Was der Alte dachte, war nicht
auszumachen.
    Sein Blick wurde leer wie ein
Kino nach der Filmvorführung.
    Schelldorn schlurfte los mit
eingeknickten Knien.
    Als beide Männer die
Kellertreppe hinabstiegen, hörte Prüffe ein Stöhnen.
    Es klang schauerlich und drang
durch eine schwere Tür.
    Der Alte mußte den Riegel
lösen.
    Kaum knarrten die Angeln, als
Maulwurf-Paul heraustaumelte — stehfähig, aber noch immer benommen von dem
Narkose-Cocktail.
    Stehgeiger-Josef, der
bäuchlings auf dem Boden lag, stöhnte jetzt in einer anderen Tonart und wandte
den blutunterlaufenen Blick zur Tür.
    „Mein Gott!“ flüsterte Prüffe.
    Dann trat er den Alten so derb
in den Hintern, daß der Ex-Bauer in das Gewölbe flog, über Mützberger stolperte
und erst von der Naturstein-Mauer aufgehalten wurde.
    „Poldgar!“ murmelte
Maulwurf-Paul. „Dich schickt ein gütiges Schicksal. Wir sind am Ende. Wie
kommst du hierher?“
    „Infolge von Fehlschlägen. Und
ihr?“
    „Wir hatten eine
Glückssträhne“, ächzte Stehgeiger-Josef vom Boden her, „wie du siehst. Hilf mir
doch, verdammt noch mal! Mir haben die Bullen den Hintern abgeschossen.“
    Der Alte, der kein Wort mehr
redete, sondern in sich zusammenfiel, wurde eingeschlossen.
    Handrischek und Prüfte brachten
den Verwundeten hinauf.
    Er konnte nur ganz kleine
Schritte machen.
    „Was das Schlimmste ist“,
jammerte er, „ich weiß nicht, wie ich mich auf eine Klobrille setzen soll.“
    Prüffe berichtete.
    Dann war Maulwurf-Paul an der
Reihe.
    Stehgeiger-Josef lag wieder im
Bett und hatte Durst. Der wurde mit Bier, das reichlich vorhanden war,
gestillt.
    Mützberger leerte vier
Flaschen. Dann schlief er ein.
    „Da ist einiges
schiefgelaufen“, stellte Prüffe nach kurzem Nachdenken fest und meinte damit,
was dem Trio — einem jeden auf andere Weise — in den letzten Tagen widerfahren
war. „Aber verloren ist nichts. Pritschlmeier in Wien hat unsere Reisepässe
bald fertig. Was ich damals angezahlt habe, muß ihm genügen. Und das wird’s
auch, denn der Schlurf schuldet mir noch einen Gefallen. Außerdem ist
Pritschlmeier kein Halsabschneider, sondern ein wohltätiger Charakter.“
    „Stimmt!“ nickte Handrischek.
    Sie hatten sich die verkohlten
Rühreier geteilt.
    Außerdem hingen Schinken und
Dauerwürste in Schelldorns Speisekammer.
    „Vielleicht sind die Pässe
schon da“, überlegte Prüffe.
    „Wohin werden sie geschickt?“
    „Zu Gustl Kärtner in
Goschendorf, Kaiser-Franz-Joseph-Gasse 58.“
    „Der hat bestimmt Telefon. Ruf
doch an.“
    In der Wohnküche beim Fenster
stand ein Apparat. Das Telefonbuch lag daneben.
    Unter Goschendorf suchte Prüffe
vergebens.
    Dann dämmerte ihm, daß Gustl
Kärtner in Weinfurth zu Hause war.
    Und richtig! Nach dem dritten
Läuten wurde abgehoben.
    „Kääääärtner“, quakte eine
Stimme im hiesigen Dialekt.
    „Hier Prüffe. Poldgar Prüffe.“
    „Wer?“
    Jetzt hörte sich’s nach
Kinderstimme an. Und Prüffe fragte, ob der Papa da sei. Er war’s.
    „Gut, daß Sie sich heute schon
melden“, sagte Kärtner, dessen Stimme etwas weniger quakte, aber immer noch
reichlich. „Habe mir schon die Gehirnzellen heiß gedacht, wie ich Sie erreiche.
    „Die

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