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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Einstecktuch in der Brusttasche seiner Hausjacke und
Fransen und Bömmeln auf den braunen Lederslippern.
Einen Schlips trug er nicht, aber ein Halstuch, das nach teurer Seide aussah.
    »Es ist natürlich schon lange her, dass Susanne und ich ein Paar waren.
Aber so etwas geht natürlich an niemandem spurlos vorbei. Ich war tagelang
nicht fähig zu arbeiten.«
    »Natürlich«, sagte Schwemmer. »Was arbeiten Sie, wenn ich fragen
darf?«
    »Ich bin Schriftsteller«, sagte Ströer und hob dabei den Blick über
Schwemmer hinweg.
    »Was schreiben Sie?«
    »Novellen und Lyrik. Überwiegend Lyrik.«
    »Natürlich«, sagte Schwemmer.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Ströer irritiert.
    »Ich meine, dass Sie wie ein Lyriker wirken.«
    »Ach wirklich?«
    Ströer war offenbar nicht sicher, ob das ein Kompliment war.
Schwemmer auch nicht. »Was haben Sie denn bisher veröffentlicht?«, fragte er.
    »Zwei Lyrikbände.«
    »Kann man davon leben?«, fragte Schwemmer.
    Ströer lachte auf in einer Mischung aus Spott und Mitleid mit dem
Mann, der auf eine solche Idee kommen konnte. »Natürlich nicht«, sagte er.
    Schwemmer sah sich im Raum um. Sein Blick glitt über einige
großformatige Öl- und Acrylgemälde, ein deckenhohes Bücherregal, einen
schlichten, aber extrem teuer wirkenden Schreibtisch aus Stahl und Mahagoni,
zumindest sah es für Schwemmer aus wie Mahagoni, ein Ledersofa und einen
Deckenstrahler, dessen Preis wahrscheinlich knapp unter einem seiner
Monatsgehälter lag. Der Stuhl, auf dem Ströer saß, war mit Sicherheit teurer.
Das Haus, ein denkmalgeschütztes Fachwerkgebäude, lag in der Altstadt von Lohr,
verfügte über drei Stockwerke und ein zum Atelier umgebautes Dachgeschoss.
Schwemmer schätzte es auf zweihundertfünfzig Quadratmeter Wohnfläche, und wenn
im Keller außer Wein auch ein Swimmingpool war, würde es ihn nicht überraschen.
    »Wovon leben Sie denn?«, fragte er.
    Ströers Gesicht verzog sich zu einem gequälten Grinsen. »Ich bin in
der Geschäftsführung von Margits Kunsthandelsgesellschaft tätig.«
    Schwemmer sah ihm in die Augen, und das Grinsen verzerrte sich noch
ein bisschen mehr. Immerhin ist es ihm peinlich, dachte Schwemmer. »Gehe ich
recht in der Annahme, dass diese Firma in erster Linie das Geld der Familie
Berghofer in Kunst anlegt?«, fragte Schwemmer.
    »Ja, damit haben Sie natürlich recht.«
    »Frau Professor Berghofer bezahlt Sie also dafür, dass Sie ihr Geld
ausgeben.«
    »Das könnte man natürlich so sehen, aber Fakt ist, dass etliche der
von mir eingekauften Werke erheblich an Wert zugelegt haben.«
    »Etliche?«
    »Jawohl.«
    »Etliche aber auch nicht, nehm ich mal an.«
    »Natürlich, aber das gehört dazu.«
    »Was war denn Susanne Berghofers Meinung zu diesem Konstrukt?«,
fragte Schwemmer.
    Ströer schluckte und lachte verlegen, dann flüchtete er sich in ein
Husten. Schwemmer wartete geduldig.
    »Sie war natürlich nicht begeistert«, sagte Ströer endlich.
»Zumindest am Anfang.«
    »Gab es Auseinandersetzungen zu diesem Thema?«
    »Auseinandersetzungen? Natürlich gab es Auseinandersetzungen, nicht
nur zu diesem Thema. Immerhin ist damals eine langjährige Partnerschaft in die
Brüche gegangen. Das war natürlich nicht immer angenehm, wie Sie sich
vielleicht vorstellen können.«
    »Natürlich«, sagte Schwemmer.
    »Wieso sagen Sie das schon wieder?« Ströer hatte sich tatsächlich
ein wenig in Rage geredet, was immerhin seine Verkrampfung etwas löste.
    »Es ist halt recht einleuchtend, was Sie da erzählen. Wie weit
gingen denn diese Auseinandersetzungen?«
    »Nun, von meiner Seite habe ich sie vermieden, so gut es ging, aber
das war natürlich nicht immer möglich. Es kam immer mal wieder zu
unvorhersehbaren oder unvermeidbaren Zusammentreffen, privat oder auch
gesellschaftlich, und das war anfangs mitunter natürlich sehr unangenehm. Nicht
nur für mich, auch für Margit.«
    »Wie verhielt sich Frau Professor Berghofer denn in solchen
Situationen?«
    »Nun …« Ströer begann sich wieder zu winden. »Margit ist vom
Charakter her nicht sehr … deeskalierend.«
    Das glaubte Schwemmer aufs Wort.
    »Was hat Sie denn damals veranlasst, Ihre ›langjährige
Partnerschaft‹ mit Susanne Berghofer zu beenden?«
    Ströer schien sich in sich verknoten zu wollen, und es gelang ihm
ziemlich gut.
    »Susanne ist ein … schwieriger Mensch … äh, gewesen. Manchmal.«
    »Können Sie das ein bisschen genauer erläutern?«
    »Sie …« Ströer klappte seinen Oberkörper

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