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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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gegeben?«
    Sebastian hatte keine Ahnung, mit wem er redete. »Ich weiß jetzt
gerade nicht … Haben wir auf der Messe gesprochen?«
    »Nee. Im ›Durst‹. Gestern Abend. Du hast mir deine Nummer auf’n
Deckel geschrieben.«
    »›Durst‹? Ach, die Kneipe!« Endlich machte es Klick in seinem Hirn.
»Jaja, du bist der Telefonmann.«
    »Von mir aus.« Die Bezeichnung schien dem anderen nicht zu gefallen.
    »Du hast irgendwas erzählt von wegen … wie hieß das noch? Soundso- Override . Und dann sollt ich dir meine Nummer
aufschreiben.«
    »Ach ja …« Der Telefonmann erinnerte sich wohl langsam. »Ist am Ende
was spät geworden. War ja auch der ein oder andere Jamie dabei.«
    »Ja«, sagte Sebastian.
    » CLIR -Override .
Wie lange, sagtest du?«
    »Kannst du das machen?«
    Der Mann seufzte. »Falsche Frage«, sagte er. »Wie lange?«
    »Ein paar Tage sollten reichen.«
    »Okay«, sagte der andere. »Heut wird das aber nix mehr. Morgen auch
nicht.«
    »Passt schon«, sagte Sebastian.
    »Dann noch viel Spaß in Köln.«
    »Danke«, sagte Sebastian, und der Mann legte auf.
    Mit einem Stöhnen bettete Sebastian seinen Kopf wieder auf das
Kissen und steckte das Handy zurück in die Hemdtasche.
    Carina kam aus dem Bad. Sie trug einen der weißen Bademäntel und
hatte ein Handtuch um den Kopf geschlungen. Es sah beinah gut aus.
    »Bad ist frei«, sagte sie.
    »Danke.«
    »Wer hat denn da grad angerufen?«, fragte sie.
    Was geht dich das denn an?, hätte Sebastian am liebsten geantwortet,
aber das ging natürlich nicht. Nicht nach gestern Nacht.
    »Ein Bekannter«, sagte er.
    »Du hast bestimmt viele Bekannte«, sagte sie.
    »Nicht wirklich«, sagte er.
    Sie setzte sich auf ihr Bett und rubbelte ein bisschen an ihren
nassen Haaren herum. Dann sah sie ihn an und kaute dabei auf ihrer Unterlippe.
    »Kannst du mir erklären«, fragte sie endlich, »was da gestern Nacht
passiert ist?«
    »Nein«, antwortete Sebastian.
    Sie sah weg. »Das ist schade«, flüsterte sie.
    Er sah Tränen ihre Wangen hinunterlaufen.
    »Ich kann es wirklich nicht«, sagte er. »Vielleicht irgendwann mal.
Aber nicht jetzt.«
    »Wer ist dieser Mann am Telefon?«, fragte sie. »War er das gerade
auch?«
    »Nein. Nein, das war … ein Bekannter eben.«
    »Aber wer ist er?«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Und ich kann
es nicht ändern. Am besten, du fragst nicht weiter.«
    »Nicht weiterfragen? Da ruft irgendwer an, befiehlt dir, irgendwo
hinzugehen, und wenn du es machst, schlägt er dich nieder? Und ich soll nicht
weiterfragen? Ich sollte zur Polizei gehen, weißt du das?«
    »Nein, tu das nicht!«
    Sein heftiger Ton brachte sie dazu, ihm wieder den Blick zuzuwenden.
Die Tränen waren getrocknet.
    »Was sollte mich davon abhalten?«, fragte sie ernst.
    Er antwortete nicht, versuchte nur, ihrem Blick standzuhalten.
    »Was?«, fragte sie.
    »Du würdest mir schaden«, sagte Sebastian.
    »Was hast du angestellt?«
    »Ich? Nichts. Absolut nichts.«
    »Und warum würde es dir schaden, wenn ich zur Polizei gehe?«
    Er stöhnte. »Ich kann es dir nicht sagen!«
    »Dann kann ich dir nicht helfen.« Sie sah wieder weg, starrte den
Miró-Druck an, der über dem kleinen Tisch an der Kabinenwand hing.
    »Es wäre toll …«, er suchte nach den passenden Worten, von denen er
wusste, dass es sie nicht gab, »… wenn du mir … vertrauen könntest.«
    Oh Mist, dachte er, das war’s nicht. Er erhielt prompt die Antwort,
die er verdiente.
    »Wie wär’s, wenn du mir vertrauen könntest?«
    Er schloss die Augen. Vielleicht hat sie ja recht, dachte er.
Vielleicht kann sie mir helfen. Aber warum sollte sie das tun? Wenn er ihr
erzählte, dass er in Sannes Haus gewesen war, am Tatabend, warum sollte sie ihm
glauben, dass er unschuldig war? Sie würde es nicht tun.
    Niemand würde das tun. Er selbst konnte ja kaum glauben, was da
gerade mit ihm passierte.
    Er stand von seinem Bett auf und ging zu ihr hinüber. Sie senkte den
Blick. Als er seine Hand auf ihre Schulter legen wollte, zuckte sie zurück.
Verlegen setzte er sich wieder auf seine Matratze.
    »Ich hab einen Fehler gemacht«, sagte er. »Und jetzt werde ich
erpresst.«
    »Von wem?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und mit was?«
    »Du meinst, was der Fehler war?«
    »Ja. Was hast du getan?«
    Sein Hirn arbeitete nicht so schnell, wie er es brauchte. Er
schluckte.
    »Ich hab ein Patent verraten«, sagte er heiser und versuchte
verzweifelt, eine glaubhafte Geschichte zustande zu bringen.
    »Ein Patent? Von uns?

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