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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Welches? An wen?«
    »Was heißt schon: ›von uns‹? Unsere Patente gehören doch am Ende
alle dem Lerchl«, sagte er.
    »Also eins von uns«, stellte Carina fest. Sie klang sachlich, ihrer
Stimme konnte er nicht entnehmen, was sie davon hielt, und die Augen hielt er
vorsichtshalber geschlossen. Das Lügen fiel ihm so leichter.
    »Ja«, sagte er. »Ein GAP -Data-Patent.
Das Modul zum Plandaten-Im- und Export.«
    »Das Schnittstellenmanagement?«
    Er war überrascht, dass Carina als Verwaltungskraft die Details
ihrer Softwaremodule kannte.
    »Ja«, sagte er. »Genau. Das Schnittstellenmanagement.«
    »Und was bedeutet ›verraten‹?«
    »Na ja, ich hab jemandem erklärt, wie er das Programm so verändern
kann, dass er um die Lizenzgebühr herumkommt.«
    »Aha …« Ihr Blick war unverändert ernsthaft. »Und was hast du dafür
gekriegt?«
    »Gekriegt?« Auf die Frage war er nicht vorbereitet.
    »Na, hör mal! Damit kann man doch leicht zwanzig-, dreißigtausend
Euro sparen.«
    »Ja …« Er überlegte fieberhaft, was eine realistische Summe für so
etwas wäre. »Er hat mir fünftausend versprochen«, sagte er zögernd. »Aber ich
hab sie nicht gekriegt. Stattdessen hat er angefangen, mich zu erpressen.«
    Sie nickte verstehend. »Und wer ist es?«
    »Das weiß ich selbst nicht genau. Am Anfang dachte ich, es wär ein
Russe, aber ich glaube, das war ein Irrtum.«
    »Vielleicht einer von Habermann«, sagte Carina.
    »Ja, vielleicht …« Habermann Construction Consulting war der größte
Konkurrent von GAP -Data, zumindest in Europa.
»Aber der Mann ist irre«, sagte Sebastian.
    »Himmel, dann geh doch zur Polizei«, sagte Carina.
    »Dann flieg ich raus«, sagte Sebastian und merkte sofort, wie lahm
das klang.
    »Was Besseres als GAP -Data findest du
doch überall«, sagte Carina.
    * * *
    »Drei Wochen«, sagte Burgl. »Der Stationsarzt meinte, sie
müssten erst mal schaun, wie sie die Verschraubungen verträgt.«
    Schwemmer schüttelte den Kopf und säbelte ein Stück von der Pizza,
die Burgl mitgebracht hatte. Schinken mit Sardellen, die aß er am liebsten,
aber aus dem Pappkarton und lauwarm war auch die beste Pizza nur mit einem
ordentlichen Hellen zu ertragen. Er nahm einen großen Schluck.
    »Sie hat tatsächlich versucht, die Tür einzutreten, kannst du dir
das vorstellen?« Burgl schien nicht zu wissen, ob sie lachen oder weinen
sollte. »Die Frau Putzhammer von der Heimleitung war völlig aufgelöst, als ich
sie am Telefon hatte. Sie hat mich ernsthaft gefragt, ob sie die Polizei holen
sollte.«
    » Sie fragt das dich ?«
    »Ja. Weil die Motivlage so unklar sei. Tante Kati hat nämlich nicht
das geringste Unrechtsbewusstsein.«
    »Irgendwie hatt ich gehofft, so was ließe nach mit dem Alter«, sagte
Schwemmer. »Also, dass das Gehirn ausfällt wegen Verliebung.«
    »Schön wär’s. Aber da höre ich andere Geschichten. Und mit Gehirn
hat das ohnehin am wenigsten zu tun. Das wird von Anfang an nicht wirklich
gefragt.«
    »Immerhin brauchen wir die nächsten drei Wochen nicht damit zu
rechnen, dass sie hier einzieht«, sagte Schwemmer mit vollem Mund.
    »Also wirklich, Hausl«, sagte Burgl in vorwurfsvollem Ton und spülte
einen Bissen ihrer Spinaci mit einem Schluck von dem Chianti hinunter, den sie
zur Pizza mitgebracht hatte.
    Schwemmer war nicht so richtig froh über die Pizza. Solange das
nicht einriss, sollte es ihm recht sein, aber es stand klar zu befürchten, dass
Burgl als Köchin mittel- oder gar langfristig ausfiel. Und seine Motivation für
die Herdarbeit würde nicht über zwei, drei Einsätze die Woche hinausreichen.
    Wenn sie an den restlichen Tagen essen gingen, konnte sich Burgl den
Job zumindest rechnerisch auch schenken, dachte er und beschloss, das Argument
beizeiten einmal vorzubringen.
    »Ferdi sagte, er wolle heut Abend mal die Aschaffenburger Akte
lesen«, sagte Burgl und trug auch damit nicht zur Steigerung seiner Laune bei.
    »Danke«, sagte er nur.
    »Er ruft dich an, soll ich dir sagen.«
    »Wie schön.«
    »Hausl, bitte …« Sie sah ihn mit schräg gelegtem Kopf an.
    Er zuckte die Schultern. »Wie läuft’s denn mit seinem Sohn?«, fragte
er.
    Burgl legte das Besteck hin. »Wenn ich das Gefühl hätte, dass es
dich interessiert, würd ich’s dir erzählen.«
    Er sah sie verblüfft an. »Warum sollte ich sonst fragen?«
    »Ich vermute, weil du an schlechten Nachrichten interessiert bist,
die Ferdi betreffen.«
    Ich kann ihr eben nichts vormachen, dachte Schwemmer und

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