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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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getreten war. Es war die Frau aus der
Nachbarschaft, die ihn frühmorgens auf der Straße angesprochen hatte.
    »Ich glaube, wir sind Nachbarn«, sagte er.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Da ist jemand, der Sie sprechen möchte.«
    »Polizei?«
    »Nein. Das werde ich Ihnen für heute noch ersparen. Es ist Ihr
Vater. Möchten Sie ihn sehen?«
    »Ja, klar!«, sagte Sebastian.
    Die Ärztin ging zur Tür und winkte seinen Vater herein. Er hinkte
kaum noch. Artig bedankte er sich bei ihr, und sie ließ sie allein.
    Sein Vater trug den Hut in den Händen und näherte sich mit einem
verlegenen Blick, den Sebastian nicht an ihm kannte.
    »Setz dich«, sagte er, und sein Vater zog sich einen Stuhl heran,
auf dem er Platz nahm wie ein Schuljunge in Erwartung einer Strafpredigt.
    »Hast ghörd, was i do hab?«, fragte er, ohne ihn anzusehen.
    »Nein«, sagte Sebastian.
    »I hab den Mord gstandn.«
    Sebastian sah seinen Vater fassungslos an. »Wieso denn das?«
    »Na, weil i glaubt hab, du wärst des gwesn.«
    Sebastian brauchte eine Weile, um das zu verstehen.
    »Als die kimma san, um di zum holn, hab i denkt, wenn i des zulass,
dann …«
    »Was dann?«
    »Dann kann i deiner Mutter ned unter d’ Augn tretn, wann i s’
wiederseh.«
    Sebastian zog die Nase hoch. Er konnte sich nicht erinnern, jemals
ein solches Geschenk von seinem Vater erhalten zu haben. Er spürte einen Kloß
im Hals.
    »I wollt mi entschuldign.«
    »Entschuldigen?«, krächzte Sebastian gegen den Kloß an. »Wofür
denn?«
    »Dass i dir des zutraut hab.«
    Sebastian lachte auf. »Vater«, sagte er, »ich hab’s mir doch fast
selber zugetraut!«
    Und er lachte, bis auch sein Vater anfing. Aber er wurde schnell
wieder ernst.
    »Da is noch was«, sagte er. »Des mit de zerkratztn Autos … des war i …«
    * * *
    »Darf ich stören?«, fragte Oberinspektorin Zettel.
    Schwemmer nickte, und sie trug einen voluminösen Pappkarton herein.
    »Das sind die benutzten Zielscheiben aus Selbachs Schießstand«,
sagte sie und zog einen großen Papierbogen mit einer Silhouette aus dem Karton.
Neben dem Kopf der Figur standen die Buchstaben  SB .
    »Den Ausflug in die Berge zu dem Kürbisschützen kann ich mir wohl
sparen. Selbach besaß ein Hecate  II mit
Schalldämpfer, belgisches Fabrikat. Damit sind Schüsse weit über fünfhundert
Meter machbar. Und offenbar hatte er was gegen einen gewissen  SB .«
    »Und wer ist das? Doch nicht Susanne Berghofer?«
    »Nein. Ganz und gar nicht.« Zettel grinste ein wenig, während sie
tief unten in dem Karton herumwühlte und schließlich einen Stapel Fotos
hervorholte. Sie waren auf das Standardmaß für Zielscheiben zurechtgeschnitten
und von Einschüssen durchsiebt. Aber auf einigen war das Gesicht noch zu
erkennen.
    Die Bilder zeigten einen bekannten Schweizer Fußballfunktionär.
    »Auf den Herrn war Selbach offenbar nicht gut zu sprechen«, sagte
Zettel.
    Schwemmer kratzte sich am Kopf. »Illegal mit einem
Scharfschützengewehr durch die Gegend zu ballern geht natürlich überhaupt
nicht«, sagte er. »Aber für zu Hause kann ich mir das als schönes Hobby
vorstellen.«
    Zettel lachte. »Vielleicht hätte Selbach einen Verein gründen
sollen.«
    »Oder einen Weltverband«, sagte Schwemmer.
    * * *
    »Ist das Ihr Ernst?«, fragte Schafmann.
    Sebastian Polz sah ihn nicht an, aber er nickte entschlossen.
    »Wie kommen Sie dazu?«, fragte Schafmann. »Wir haben nichts gegen
Sie in der Hand. Warum wollen Sie gestehen?«
    »Es ist mir ein Bedürfnis.« Polz nahm die Brille ab und putzte
umständlich daran herum. »Nach all diesen … Vorfällen will ich keine
Unklarheiten mehr in meinem Leben.«
    »Na schön.« Schafmann klappte seinen Notizblock wieder auf. »Aussage
Sebastian Polz, Fall Vandalismus«, notierte er auf einem neuen Blatt. »Wie
viele Autos haben Sie insgesamt zerkratzt?«
    »Eines möchte ich aber vorher klarstellen«, sagte Polz. »Das mit dem
Hund, das war ich nicht.«
    * * *
    »Am Ende saß er heulend vor mir«, sagte Burgl. »Das
Selbstmitleid von diesem Burschen kann wirklich abstoßend sein.«
    »Sagst du es Ferdi?«, fragte Schwemmer.
    »Nein. Aber ich werd den Jungen schon noch dazu bringen, es ihm selber
zu sagen. Den Drohbrief hat er geschrieben, um eine falsche Spur zu legen. Er
sagt, er habe das Vieh immer gehasst. Aber am schlimmsten sei gewesen, dass
sein Vater sich mehr um den Hund als um ihn gekümmert habe.«
    »Wie hattest du den Burschen noch bezeichnet?«
    »Unsympathisch«, sagte

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