Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
Vom Netzwerk:
weiter.«
    »Wie oft haben Sie hier solche Sachen gefunden?«
    »In letzter Zeit fast jede Woche. Ich bin oft hier. Mindestens
zweimal die Woche, aber unregelmäßig. Mittwochs allerdings nie. Vielleicht ist
das jemandem aufgefallen.«
    »Warum nie mittwochs?«
    »Besuchstag bei meinen Kindern.«
    »Darf ich fragen, was Sie beruflich machen?«
    »Privatier«, sagte Hößlin. Er wandte sich ab und stieg den Hang
hinunter.
    Zettel und Schwemmer gingen dicht hintereinander. Hößlin war fast
fünfzig Meter voraus.
    »Nehmen Sie sich für nächsten Mittwoch besser nichts vor«, sagte
Schwemmer.
    »Oh, da hat meine Schwester Geburtstag«, antwortete Zettel.
    »Dienstlich, meinte ich. Und achten Sie auf festes Schuhwerk.
Vielleicht müssen Sie klettern.«
    Privatier, dachte Schwemmer. Mein Traumberuf.
    * * *
    »Ehrlich gesagt steckte da überhaupt kein Plan dahinter«, sagte
Selbach und lachte. »Ich bin wieder in der Gegend gelandet, weil letztes Jahr leider
unser Vater gestorben ist. Aber er war immerhin schon zweiundachtzig. Und er
hat uns eben das Haus hinterlassen. Meine beiden Schwestern hatten kein
Interesse, die haben beide Kinder und selber Häuser. Da hab ich es halt
übernommen. Und jetzt bin ich wieder in der ›alten Heimat‹. Dabei war ich vier,
als wir hier weggezogen sind.«
    »Und?«, fragte Carina und nippte an ihrem Kaffee. »Wie gefällt es
Ihnen?«
    Selbach sah durch das Fenster der Cafeteria zum grau verhangenen
Himmel und lächelte ironisch. »Wenn die Sonne scheint, gefällt’s mir gut. Aber
ich muss sagen, dass die Berge manchmal schon ein bisschen bedrückend wirken
können.«
    Carina sah ihn erstaunt an. »Ist das Ihr Ernst? Sie müssen mal rauf
auf die Berge, dann sieht das gleich ganz anders aus.«
    Selbach lachte. »Ich wollte Ihren Heimatgefühlen nicht zu nahe
treten, Frau Öckler. Ich bin schon regelmäßig oben. Einmal die Woche mindestens.
Mit dem Mountainbike. Oder ich geh wandern. Machen Sie Sport, Herr Polz?«
    »Wenig«, antwortete Sebastian.
    »Wo haben Sie eigentlich die Verletzung am Arm her, wenn ich das
fragen darf?«
    Er beschloss, bei der Version zu bleiben, die er am frühen Morgen
dem Polizisten erzählt hatte. »Ich hab einfach kein Glück mit Sport«, sagte er.
»Ich bin joggen gewesen und prompt auf einen Ast getreten und in einem
Dornbusch gelandet.«
    »Oh«, sagte Carina. »Hast du dir was getan?«
    »Der Ellbogen tut weh und halt diese Kratzer am Unterarm.«
    »Haben Sie die behandelt?«, fragte Selbach. »So was kann sich
entzünden.«
    »Ja, ja«, sagte Sebastian.
    »Wo laufen Sie denn immer?«
    Es klang, als wollte Selbach mitlaufen. »Ich lauf nicht immer «, sagte Sebastian eilig. »Fürs Erste lauf ich gar
nicht mehr, glaub ich. Mir reicht’s.«
    »So dürfen Sie nicht denken«, sagte Selbach. »So was passiert. Dann
steht man auf und läuft weiter. Wenn ich bei jeder Verletzung aufgehört hätte …« Er winkte ab.
    »Womit aufgehört?«, fragte Carina.
    »Ich hab früher Fußball gespielt.«
    »Ach was!« Carina setzte sich auf. »Wo?«
    »In München.«
    »Ich meinte, welche Liga?«
    Selbach zuckte die Achseln. »Zweite. Bei den Löwen.«
    Carinas Kinnlade klappte nach unten. »Sie haben zweite Liga gespielt? Uiii!«
    Selbach sah leicht verlegen zur Seite. »Das ist jetzt nicht so eine
Riesensache, Frau Öckler. Bitte hängen Sie es nicht an die große Glocke. Ich
war nicht mal Stammspieler.«
    »Ja, aber zweite Liga, das ist doch toll!«
    »Löwenfan sind Sie nicht, oder?«, fragte Selbach.
    »Nein, wieso?«
    »Dann hätten Sie das eben nicht gesagt. Zweite Liga ist nicht toll. Erste Liga ist toll.
Zweite ist zweite.« Er lachte.
    »Und wie lange haben Sie gespielt?«, fragte Sebastian, mehr aus dem
Gefühl heraus, auch etwas beitragen zu müssen. Er schaffte es einfach nicht,
sich für Fußball zu interessieren, auch wenn ihn das zum Außenseiter machte.
    »Ich war insgesamt vier Jahre Profi. Anfangs noch Regionalliga, dann
zweite. Erst Pfullendorf, dann Unterhaching, am Ende bei den Löwen. Aber ich
hatte Pech mit den Kreuzbändern. Von den vier Jahren war ich anderthalb Jahre
verletzt oder in Reha.«
    »Was haben Sie denn gespielt?«, fragte Carina.
    »Verteidiger. Ich war ziemlich kopfballstark. Bei Standards war ich
immer mit vorne, da hat’s schon das ein oder andere Mal geklingelt.«
    Sebastian beschloss, sich aus der Unterhaltung zurückzuziehen.
    »Ich geh dann mal wieder an die Arbeit«, sagte er.
    Selbach warf einen Blick auf seine

Weitere Kostenlose Bücher