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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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soll, brauch ich Nachhilfe. Dr. Lerchl hat Sie zu meinem Pauker
erklärt und, mit Verlaub, für mein Gefühl keine schlechte Wahl getroffen.«
    Sebastian sah ihn verständnislos an. Was war das? Eine Schmeichelei?
Für ihn ? Der Mann kannte ihn doch gar nicht.
    »Es hat keiner offen gesagt, aber mein Eindruck ist, dass man Sie
allgemein für den Mann mit dem Plan hält«, sagte Selbach.
    Sebastian traute seinen Ohren nicht.
    »Äh …«, sagte er.
    »Dr. Lerchl hat Sie von allen Projekten freigestellt.«
    »Aber der Luminatox-Auftrag! Ich stecke mitten in –«
    »Den übernimmt Herr Fellerer.«
    »Der Hansi?« Sebastian sah ihn entsetzt an. »Aber –«
    »Das ist nicht mehr Ihre Verantwortung«, unterbrach Selbach ihn. In
seinen Augenwinkeln blitzte ein verschwörerisches Lächeln, als wisse er genau,
was Sebastian sagen wollte: Hansi Fellerer würde den Auftrag gegen die Wand
fahren. Aber sei’s drum. Das war Lerchls Problem.
    Und Hansis.
    Eigentlich klang das nicht schlecht.
    »Na gut«, sagte Sebastian. »Was wollen Sie wissen?«
    »Alles«, sagte Selbach.
    * * *
    Die Wolken hingen niedrig, manchmal hatte Schwemmer das Gefühl,
mit dem Kopf dagegenzustoßen. Sie waren den Hohen Weg oberhalb der
Partnachklamm hinaufgefahren und am Ende nach rechts in Richtung Oberstall
abgebogen, der Südseite des Kreuzjochs.
    Der Jäger hieß Hößlin. Er hatte Schwemmer und Zettel angeboten, sie
in seinem Landcruiser mitzunehmen. Mit einem Streifenwagen wäre es schwierig
geworden, hier hochzukommen.
    Etwa zwei Kilometer nach dem Abzweig war der Fahrweg zu Ende.
    »Von hier aus zu Fuß«, sagte Hößlin. Er öffnete seinem hübschen
Münsteraner die Heckklappe. Der Hund schnupperte kurz an ihnen und erlaubte
ihnen dann, mitzukommen.
    Es ging etwa zehn Minuten parallel zum Hang weiter, dann bog Hößlin
nach rechts auf einen Weg, der für Schwemmers Empfinden senkrecht nach oben
führte. Es mochten in Wahrheit dreißig Grad sein, aber Schwemmer reichte es
dicke. Nach ein paar hundert ihm endlos scheinenden Metern traten die Bäume
zurück, von deren Zweigen ihm immer wieder dicke Tropfen in den Nacken gefallen
waren.
    Sie standen vor einer Geröllhalde, und immer noch hingen die Wolken
so niedrig über ihnen, dass man unwillkürlich hineinfassen wollte.
    Hößlin deutete auf einen etwas dickeren Stein in halber Höhe der
Halde. Darauf lagen die Reste eines Kürbisses. Schwemmer kraxelte zwischen den
Steinen entlang. Die Schale wimmelte von Ameisen. Er zog sich Einmal-Handschuhe
über und stupste mit dem Finger dagegen. Die Schale war weich wie Butter. Die
Frucht stand nicht frei auf dem Stein, sie war stabil zwischen zwei anderen
fixiert. Drei kreisrunde Löcher waren darin. Aber immer noch erkennbar war, was
Hößlin ihnen geschildert hatte. Ein Gesicht war aufgemalt. Nur eine
Strichzeichnung, aber es riss entsetzt den Mund auf.
    Was den Fund interessant machte, waren die beiden großen Buchstaben,
die man oben auf die Stirn geschrieben hatte.
    » SB «.
    Hößlin steckte die Hand in die Jackentasche und holte ein verformtes
Projektil heraus. »Die hab ich hier gefunden. Gewehrmunition«, sagte er. »Und
zwar nicht für die Jagd. Ich nehme an, da übt einer Distanzschießen.« Er
reichte Schwemmer die Kugel. »Und als ich heut in der Zeitung gelesen hab, dass
da eine Susanne B. erschossen worden ist, da dachte ich, ich meld Ihnen
das mal.«
    »Herr EKHK !« Zettel stand ein paar
Meter höher am Hang und wies auf eine Stelle zu ihren Füßen. Schwemmer mühte
sich hin. Auch hier: ein Kürbis. Zermatscht lag er zwischen den Steinen.
    Wiederum waren darauf ein gemaltes Gesicht und Einschüsse zu
erkennen. Hier allerdings nur zwei. Etwa in Kopfhöhe entdeckte Schwemmer zwei
Schrammen auf einem der Steine. Wahrscheinlich Spuren der Geschosse.
    Einer der Schüsse war unten rechts durch den Buchstaben B
gegangen. Er sah nun aus wie ein R.
    Hößlin meldete sich mit einem Ruf. Er hatte einen dritten Kürbis
gefunden. Diesmal wieder mit einem gut lesbaren » SB «
auf der Stirn und drei Einschüssen.
    Zettel fotografierte die Fundstücke und stopfte die Reste in
verschließbare Plastiktüten.
    »Von wo, meinten Sie, wurde geschossen?«, fragte Schwemmer Hößlin.
    Der wies mit bedauernder Miene in die Wolken hinein. »Dort drüben,
südwestlich etwa. Kann man momentan nicht sehen. Aber wenn man da auf der
anderen Talseite hochsteigt, kann man sich die Distanz aussuchen, aus der man
schießen will. Je höher, je

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