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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Armbanduhr. Es war ein flaches,
elegantes Modell, das sich sogar für Sebastians Augen angenehm von den Angeberklötzen
unterschied, die die meisten Vertriebler trugen.
    »Warten Sie, Herr Polz«, sagte er. »Ich brauch noch einen schnellen
Kaffee, dann machen wir zusammen weiter.« Er stand auf. »Darf ich Ihnen einen
mitbringen, Frau Öckler … Herr Polz?«
    »Ja, gerne«, sagte Carina.
    »Ja … gut. Dann für mich auch einen«, sagte Sebastian.
    »Fußballprofi!« , flüsterte Carina, kaum
dass Selbach drei Meter weg war. »Ich hab noch nie einen Fußballprofi
kennengelernt!«
    »Ex-Profi.« Sebastian stellte fest, dass Carinas Begeisterung ihn
ärgerte, und er konnte nicht sagen, warum. Fußballprofi war schließlich
wirklich was, heutzutage. Sein Vater konnte sich stundenlang über »die
geldgeilen Seckl« aufregen. Wahrscheinlich verbrachte er den größten Teil
seiner Zeit im Wirtshaus damit. Und er würde das nicht machen, wenn es
unwichtig wäre.
    »Und der ist wirklich nett«, sagte Carina. »So offen und höflich.«
    »Ja«, sagte Sebastian.
    »Wie ist er denn bei der Arbeit?«
    »Schaun mer mal.«
    Selbach war in den ersten Stunden, in denen er ihn einarbeiten
sollte, hellwach, konzentriert und neugierig gewesen. Er hatte ein gutes Gefühl
für die Zusammenhänge und Prioritäten in den Abläufen, obwohl er von
Bewehrungstechnik bisher nur das wusste, was er in den GAP -Data-Katalogen
gelesen hatte. Er stellte die richtigen Fragen und hatte dabei eine angenehme
Art von Humor. Sebastian hatte eigentlich keine Probleme bei der Vorstellung,
mit dem Mann nach Köln zu fahren.
    Wenn die Stimme ihn ließ.
    Selbach kam mit einem Tablett vom Kaffeeautomaten zurück und
verteilte die Tassen vor ihnen auf dem Tisch.
    »Und heute fahren Sie nur noch Mountainbike?«, fragte Carina.
    »Ja. Und ich schieße.«
    Sebastian schreckte zusammen.
    Carina sah Selbach leicht befremdet an. »Ist das denn ein Sport?«
    »Man kann fast alles als Sport betreiben«, sagte Selbach und rührte
in seiner Tasse. »Der Kaffee hier ist anständig. Da kann man nicht meckern. Ich
hab mal einen Job in der Probezeit gekündigt, weil der Kaffee so entsetzlich
war.«
    »Im Ernst?«, fragte Carina.
    »Nein.« Selbach lachte. »Das war ein Scherz.«
    Sie lachten, sogar Sebastian schaffte ein Lächeln.
    »Mit was schießen Sie denn so?«, fragte er.
    »Mit allem, was knallt.« Selbach war wirklich sehr gut gelaunt.
»Handfeuerwaffen, Gewehre, Armbrust auch.«
    »Obwohl die nicht knallt?« Carina kicherte über ihren Scherz.
    »Ich bin da nicht kleinlich.«
    »Und wo schießen Sie?«, fragte Sebastian.
    »Auf dem Schießstand halt. Ich hab da übrigens noch eine Frage zu
der LV -Einheit«, sagte Selbach. »Vielleicht
können wir da gleich mal drauf zurückkommen. Die Verknüpfung von Projektierung,
Lagerhaltung und Workflow – auf welchem Layer findet die statt?«
    »Das ist kundenspezifisch«, sagte Sebastian. »Sie können die
Priorität der einzelnen Parameter frei wählen. Verknüpfungen sind also auf
jedem Layer möglich und wiederum verknüpfbar.«
    »Ah … das ist ja toll.« Selbach nickte anerkennend und leerte seine
Tasse.
    »Darauf haben wir ein weltweites Patent«, sagte Carina. Sie sah zu
Sebastian. »Herr Polz war wesentlich an der Entwicklung beteiligt.«
    Sebastian wusste nicht, wo er hinsehen sollte. »Das ist so nicht
richtig«, sagte er. »Ich war ja nicht mal Mitglied der Projektgruppe.«
    Nur ein paar Memos an Dr. Lerchl hatte er geschrieben. Die
waren dann mit eingeflossen. Als Lerchls Ideen.
    »Ich würde mich jedenfalls sehr freuen«, sagte Selbach, »wenn sich
eine Lösung für das Problem mit Ihrem Vater finden würde.«
    »Wir arbeiten dran«, sagte Carina.
    * * *
    Schwemmer bog beschwingt von der Treppe in den Flur des ersten
Stocks. Frau Fuchs kam ihm entgegen, einen Stapel Akten in der Armbeuge.
    »Ist Schafmann in seinem Büro?«, fragte er sie im Vorbeigehen.
    »Nein. Der ist außer Haus. Zu einer Zeugenvernehmung.«
    Schwemmer bremste heftig und drehte auf dem Absatz um. »Er ist wo ? In einer halben Stunde ist die Sitzung der
Mordkommission.«
    »Er sei rechtzeitig wieder da, hat er mir gesagt.«
    Frau Fuchs warf ihm einen vielsagenden Blick zu. So vielsagend, dass
Schwemmer nicht sicher war, was er bedeuten sollte.
    Er sah sie fragend an. Frau Fuchs deutete mit dem Kopf auf die Tür
zum Büro von Polizeidirektor Hessmann. Schwemmer zog alarmiert die Brauen hoch,
und Frau Fuchs nickte bedauernd. Schwemmer

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