Der Teufel von Garmisch
Zuzüglich die der
beiden Opfer.«
»Sechs«, sagte Isenwald. »Alle am Tatort?«
»Nein, im Schlafzimmer sind es vier.«
»Na, da haben wir ja was vor uns«, sagte Schwemmer.
»Das von der Zeugin Mitteregger kolportierte Gerücht …«, sagte
Isenwald.
»Ist ein Gerücht«, ergänzte Schwemmer. »Gibt es ein Adressbuch oder
so was?«
»Nein. Wenn es eins gab, hat der Täter es mitgenommen. Gleiches gilt
für Computer und Handy.«
»Die abgehenden Gespräche von Handy und Festnetztelefon haben wir«,
sagte Zettel. »Das scheinen zu neunzig Prozent berufliche Kontakte zu sein, wir
arbeiten das ab.«
»Gut. Die Frau Mitteregger sagte, laut Lina Wagmüller habe einige
Male nachts ein Auto vor dem Haus gestanden. Die Nachbarn müssen danach befragt
werden«, sagte Schafmann. »Und wir brauchen ein möglichst umfassendes Bild von
den Opfern. Lina Wagmüller ist an einem Herzinfarkt gestorben. Das heißt aber
nicht sicher, dass sie kein Opfer ist, auch wenn die Sache mit dem
Wiederbelebungsversuch dagegen spricht. Aber wir konzentrieren uns zunächst auf
Susanne Berghofer. Die Kollegen in Lohr werden ihre Mutter befragen, allerdings
erst, wenn sie vom Krankenhaus grünes Licht bekommen. Dort ist sie mit einem
Schock eingeliefert worden. Man scheint bei der Überbringung der Nachricht nicht
allzu sensibel vorgegangen zu sein. Weitere Verwandte oder Freunde konnten bisher
nicht ermittelt werden, weshalb wir mit ihren Kollegen anfangen sollten –«
»Klingt gut«, unterbrach Schwemmer ihn. »So machen wir das.«
Schafmann sah ihn irritiert an, aber ein bisschen mussten sie schon
die Form wahren, wenn er sich Hessmann als Leiter der Kommission darstellen
sollte.
»Gibt es von der Spurensicherung noch etwas, das uns unmittelbar
weiterhilft? Was ist mit den Kugeln?«, fragte Schwemmer.
»Zwei von dreien fehlen. Sie wurden mit einem Schraubenzieher oder
etwas Ähnlichem aus dem Kopfende des Bettes entfernt. Die dritte, die von dem
Schuss in die Stirn stammt, wurde aus einer 44er Magnum abgefeuert und ist bei
den Ballistikern.«
»Es gab einen Fall in Aschaffenburg, der vage Parallelen aufweist«,
sagte Schwemmer. »Wer mag Akten lesen?«
Oberinspektorin Zettel hob die Hand.
»Holen Sie sie gleich bei mir ab.«
»Wo sind Spuren entfernt worden?«, fragte Schafmann.
»Im Eingangsbereich hat man Lichtschalter und Treppenhandlauf
abgewischt, das Bad fast komplett. Im Wohnzimmer den Tisch und einige Fotos im
Regal.«
»Was ist mit der Vase?«, fragte Schwemmer.
»Es gibt Abdrücke von Lederhandschuhen darauf, was immer das
bedeuten mag. Dann zu dem Auto …«
Dräger schaltete mit der Fernbedienung zum nächsten Bild. Es zeigte
Susanne Berghofers Citroën, der mit offenem Kofferraum am Straßenrand stand.
Neben dem Heck lagen das Reserverad und eine rote Sporttasche auf der Straße.
»Die Tasche enthielt getragene Damensportkleidung. Könnte dem Opfer
gehört haben«, sagte Dräger.
»Warum wurde das Reserverad ausgeladen? Hat der Wagen einen
Platten?«
»Nein. Der Wagen ist völlig in Ordnung.«
»Was soll das? Warum hält jemand mitten in der Nacht ausgerechnet
dort an und lädt das Reserverad aus?«
Allgemeines Schweigen. Niemand im Raum hatte eine brauchbare Idee.
»Um kurz nach vier«, sagte Schafmann in die Stille hinein, »stand
ein dunkler Pkw, möglicherweise ein blauer Citroën, beleuchtet in zweiter Reihe
auf der Ludwigstraße vor dem Haus mit der Nummer 103. Dann fuhr er die Straße
hoch und bog links in die Münchner.«
»Woher wissen wir das?«, fragte Schwemmer.
»Es gab eine Zeugin.«
»Hat sie den Fahrer erkannt?«
»Nur sehr vage: männlich, Brillenträger. Der Wagen hat einen Moment
dort gestanden und ist dann weggefahren.«
»Wie kommst du an die Zeugin?«, fragte Schwemmer.
»Zufall«, sagte Schafmann, ohne ihn ansehen. »Ich hab sie zu einem
anderen Fall befragt.«
* * *
Schönheit, wenn sie echt ist, hat immer auch
mit Symmetrie zu tun. Symmetrie ist nicht alles, aber alle Schönheit wurzelt in
ihr. Ein Kunstwerk mag versuchen, sie zu überwinden, sie biegen und beugen,
sich ihr verweigern, aber all diese Versuche benötigen sie doch, denn ohne die
Symmetrie fehlte ihnen jede Basis, jeder Sinn. Denn Kunst ohne Schönheit
widerlegt sich selbst. Und so siegt also die Symmetrie noch in ihrer Ablehnung
über die Nichtsymmetrie. Ohne sie kann Schönheit nicht existieren. Das zu
wissen macht ihre Herstellung unvermeidlich. Und unabdingbar.
* * *
»Gab es Spuren in dem
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