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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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so ähnlich wie Schafmann das eben getan
hatte, und wies auf Oberinspektorin Zettel. »Die Kollegin Zettel dort führt das
Protokoll. Da bekommt er selbstverständlich eine Kopie.«
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie beide das mündlich machten. Auch damit
man sich mal kennenlernt.«
    »Wir kennen uns«, sagte Schwemmer, und Hessmann sah überrascht zu
Ferdi.
    Der nickte schüchtern und reichte Schwemmer zögernd die Hand.
Schwemmer ergriff sie und versuchte, sie zu zerquetschen. Ferdi grinste gequält
dagegen an.
    Burgl hatte recht gehabt. Ferdi war auch nicht mehr der Jüngste. Von
seinem sportlichen Körper, der blond-blöden Lockenmähne und dem amerikanisch
breiten Unterkiefer war nur der Unterkiefer übrig geblieben. Er war untenrum
ziemlich in die Breite (und die Tiefe) gegangen, und Schwemmer stellte mit
einiger Befriedigung fest, dass er selbst keinesfalls mehr Kilos drauf hatte
als der ehemals so flotte Ferdi. Die Lockenmähne bestand aus einem knappen
Dutzend schütterer Strähnen, die im Nacken zusammengebunden unter einem
ziemlich getragen wirkenden Strohhut hervortraten.
    »Na schön«, sagte Schwemmer. »Dann folgen Sie mir bitte in mein
Büro, Herr Doktor.«
    * * *
    »Ich bin Kriminalhauptkommissar Schafmann«, sagte der Polizist.
Er war höflich von seinem Stuhl aufgestanden, als Sebastian das kleine
Besprechungszimmer am Ende des Gangs betrat.
    Seit vierzehn Uhr schon waren alle vier Besprechungsräume von GAP -Data von Polizeibeamten belegt, die die gesamte
Belegschaft, vom Hauswart bis zu Dr. Lerchl, zu Sanne befragten. Und
seitdem Sebastian wusste, dass sie im Haus waren, war er kaum noch zu einem
zusammenhängenden Gedanken in der Lage. Gott sei Dank hatte Lerchl irgendwas
mit Selbach zu besprechen gehabt, sodass sie das »Monsterbriefing«, wie Selbach
es genannt hatte, unterbrochen hatten. Sebastian hatte fast eine Stunde lang
auf seinem Stuhl gesessen und Nägel gekaut, was ihm erst aufgefallen war, als
er ein Stück Nagelhaut abriss und Blut an seinem rechten Zeigefinger
hinunterlief.
    »Nehmen Sie Platz, Herr Polz.«
    Den Namen des Polizisten hatte Sebastian schon wieder vergessen. Nur
das Wort »Kommissar« brannte noch in seinem Hirn.
    Der Polizist musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf. »Geht es Ihnen
gut, Herr Polz?«
    »Was …?« Sebastian sah ihn erschrocken an. »Ja … natürlich … Wieso?«
    Auf der Stirn des Kommissars erschien eine Falte. »Sie sind sehr
blass. Nicht dass Sie mir hier gleich vom Stuhl fallen.«
    Sebastian straffte sich, so gut es ging. Unwillkürlich fasste er
sich an den verletzten Ellbogen.
    »Ist was mit Ihrem Arm?«, fragte der Kommissar.
    »Es geht schon. Ich bin gestern beim Joggen gestürzt.«
    »Zu viel Sport ist gar nicht gesund.« Der Kommissar lächelte
verständnisvoll. »Sie wissen, was mit der Frau Berghofer geschehen ist?«
    »Sie wurde ermordet.« Sebastian versuchte, klar und kontrolliert zu
sprechen, aber er hatte das Gefühl, die Lippen nicht richtig
auseinanderzubekommen.
    »Ja, das ist richtig«, sagte der Kommissar. »Wir sind dabei,
herauszufinden, was genau passiert ist. Dafür brauchen wir ein möglichst
genaues Bild von Frau Berghofer. Also von ihrer Persönlichkeit.«
    »Ich kannte sie kaum«, sagte Sebastian. Er hatte den Satz geübt,
eben allein an seinem Schreibtisch. Es gelang ihm auch, ihn so auszusprechen,
wie er es vorgehabt hatte. Beiläufig, mit einem kleinen Bedauern darin. Aber
jetzt, wo er ihn hier aussprach, wurde ihm klar, wie entsetzlich zutreffend
dieser Satz war.
    Diese Frau, die er bis in die letzten Enden seiner Nervenbahnen
liebte, deren Bild vor ihm auftauchte, sobald er nur die Augen schloss – er
kannte sie kaum.
    Selbst wenn er gewollt hätte, er hätte dem Polizisten nichts
erzählen können, was für ihn von irgendeinem Belang gewesen wäre.
    Er hustete und rang um Atem.
    »Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?«, fragte der Kommissar.
Er griff nach einer der kleinen Seltersflaschen auf dem Servierwagen neben der
Tür und schenkte ein Glas voll, das er Sebastian hinstellte.
    Er trank dankbar.
    »Ganz fit bin ich wirklich nicht«, sagte er mit einem
entschuldigenden Lächeln. »Aber es ist viel zu tun, und jetzt, wo …« Er brach
den Satz ab, so wie er es für sich probiert hatte.
    »Reden Sie weiter«, sagte der Kommissar freundlich.
    »Das klingt so pietätlos, so kurz nach dem allem. Aber dass die Frau
Berghofer … nicht mehr da ist, ist ein schwerer Verlust für die Firma. Ihre
Arbeit war sehr

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