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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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und Charlotte ihr Büro betraten.
    »Hier«, sagte er
und zeigte auf einen Computerausdruck, der auf Charlottes Tisch lag. »Die Tochter
hat sie gestern in Paderborn vermisst gemeldet und dann auf dem Foto
identifiziert. Frau Jutta Frieder, wohnhaft in den Bodelschwinghschen
Stiftungen in Bielefeld-Bethel, sechsundvierzig, ledig. Hatte wohl ein
Alkoholproblem. Am Freitag, dem 23. Juli, hat sie die Stiftung verlassen.«
    Charlotte hob den
Kopf. »Wieso melden sie sie erst jetzt als vermisst?«
    »Weil die Frau den
Leuten in Bethel offensichtlich ein Märchen aufgetischt hat. Sie hat gesagt,
sie wollte ein paar Tage ihre Tochter besuchen. Die lebt mit ihrem Mann und
einer kleinen Tochter in Paderborn. Da ist sie aber nie gewesen. Und als sie am
letzten Montag, also gestern, nicht wieder, wie verabredet, zu ihrer Therapie
zurückgekehrt ist, haben sie bei der Tochter angerufen. Und die ist aus allen Wolken
gefallen, weil sie ihre Mutter seit über zwei Monaten nicht gesehen hat und die
auch kein Handy hat. Also hat sie ihre Mutter als vermisst gemeldet.«
    Charlotte warf
sich auf ihren Stuhl und verschränkte die Arme. »Wie kann ein Mensch kein Handy
haben?«
    »Davon gibt’s
mehr, als du glaubst. Alles Leute, die generell wenig Kontakt haben«, sagte
Bremer.
    Charlotte, die
nicht wirklich eine Antwort erwartet hatte, runzelte die Stirn.
    »Da stellt sich
doch eine ganz andere Frage.«
    »Allerdings«,
    sagte Bergheim, »wo ist die Frau seit dem 23. Juli gewesen?«
    »Ich wette, hier
in Hannover, bloß wo?«, sagte Charlotte und trommelte mit den Fingern auf die
Tischplatte. »Na, dann werden wir uns mal ins Getümmel stürzen.«
    »Du meinst doch
nicht, nach Bielefeld?«, stöhnte Bergheim.
    »Doch«, erwiderte
Charlotte. »Mir wär Hildesheim auch lieber gewesen. Aber wenigstens ist es von
Bielefeld bis Paderborn nicht weit. Dann können wir die Tochter auch gleich in
Augenschein nehmen. Und wenn alles klappt, sind wir in anderthalb Stunden da.«
    Bergheim seufzte
schwer. »Du träumst doch. Wir müssen über die A 2!«
    Aber Charlotte war
bereits aufgestanden.
    Eine gute Stunde
später standen Bergheim und Charlotte auf der A 2 Richtung Bielefeld im Stau.
    »Dieses verdammte
Weserbergland«, schimpfte Bergheim. »Wenn’s hier mal ausnahmsweise keine
Baustellen gibt, pennt irgendein Lkw-Fahrer ein und brettert über die
Leitplanke.«
    »Ich hoffe bloß,
dass es hier gleich weitergeht, sonst muss ich zu Fuß zur nächsten Raststätte
laufen.«
    Das blieb
Charlotte zum Glück erspart, denn wenig später war die Sperrung bei Bad Eilsen
aufgehoben, und dann ging es zügig voran.
    Silvia Weiß, Jutta
Frieders Tochter, wohnte im zweiten Stock eines Wohnhauses an der Neuhäuser
Straße in der Paderborner Innenstadt.
    Als Bergheim und
Charlotte klingelten, erschallte Kleinkindgeschrei, gefolgt von einer
schimpfenden weiblichen Stimme. Die Tür wurde von einer jungen Frau geöffnet,
eine blond gelockte Zweijährige hing an ihrem überlangen T-Shirt, das sie über
schwarzen Leggins trug. Die rotblonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz
gebunden. Eine hübsche Frau, deren Ähnlichkeit mit der Toten Charlotte zunächst
einen Schock versetzte.
    »Frau Weiß«, sagte
Bergheim, »Kripo Hannover. Wir haben telefoniert.«
    Silvia Weiß
wischte sich verstohlen über die geröteten Augen.
    »Kommen Sie rein«,
sagte sie leise, pflückte die Hand ihrer Tochter von ihrem T-Shirt und schob
die Kleine in ein angrenzendes Zimmer.
    »Warten Sie einen
Moment«, wandte sie sich an die beiden Beamten, »ich lege schnell einen Märchenfilm
für Sina ein, sie hat Fieber und konnte heute nicht in die Krippe. Gehen Sie
doch schon mal in die Küche.«
    Bergheim und
Charlotte gingen durch einen engen Korridor zu einer Tür, an der in
Holzbuchstaben das Wort »Küche« prangte.
    Der Raum war in verblichenem
Beige eingerichtet und roch nach kaltem Rauch. Auf dem Tisch stand ein
Aschenbecher. Auf den Kippen glänzte dunkler Lippenstift.
    »Entschuldigung«,
sagte Frau Weiß, als sie die Küche betrat, »meine Freundin war eben da. Mein
Mann ist in Dortmund auf Montage. Er ist schon auf dem Heimweg.«
    Sie öffnete ein
Fenster und warf Bergheim verstohlen einen Blick zu.
    »Sie sind also von
der Polizei. Setzen Sie sich doch.« Sie wies auf den einzigen Erwachsenenstuhl
am Tisch. Bergheim setzte sich, Charlotte blieb an der Tür stehen. Frau Weiß
ließ sich auf den Kinderstuhl fallen und fing an zu weinen. »Wissen Sie, ich
hab immer befürchtet,

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