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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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Hornbrille, die er ständig zurechtrückte. Bergheim fand ihn
zu nervös für diesen Job.
    Grass begrüßte ihn
und führte ihn mit kleinen, trippelnden Schritten zu seinem Schreibtisch.
    »Setzen Sie sich
doch, Herr … Bergmann«, sagte er und wies auf den Besucherstuhl.
    »Bergheim«,
korrigierte ihn Bergheim, setzte sich und wartete, bis Grass auf seinem Stuhl
ihm gegenüber endlich die richtige Sitzposition gefunden hatte.
    »Schön, dass Sie
heute noch Zeit für mich haben. Ich wollte mit Ihnen über Walter Herrmann
sprechen«, begann er und wurde sofort unterbrochen.
    »Ja … ja,
natürlich, ein ziemlich übler Fall, das. Und dass er jetzt abgehauen ist … Nein,
also, das ist doch nun wirklich das Dümmste, was er machen konnte. Hab ich
immer wieder zu ihm gesagt, aber …« Er hob die Hände in demonstrativer Verzweiflung.
»Was soll man tun, wenn diese Menschen Argumenten nicht zugänglich sind?«
    »Natürlich«, sagte
Bergheim. »Erzählen Sie mir ein bisschen von ihm. Hatte er oft Besuch?«
    Grass schüttelte
vehement den Kopf. »Neiiin«, er neigte dazu, bestimmte Silben in die Länge zu
ziehen, »… in den letzten sechs Jahren ist keine Menschenseele mehr gekommen.
Davor hat ihn seine Mutter regelmäßig besucht.« Grass seufzte. »Arme, verhärmte
Frau. Na ja, aber wie soll eine Frau schon aussehen, deren Sohn ein Mörder ist,
nicht wahr. Sie hat bis zum Schluss zu ihm gehalten.«
    »Wie meinen Sie
das?«, fuhr Bergheim dazwischen.
    Grass blickte
verblüfft auf und ruckte am Bügel seiner Brille. »Na, er hat doch nie ein
Geständnis abgelegt, hat immer behauptet, er wäre unschuldig, und seine Mutter
hat ihm geglaubt. Natürlich … eine Mutter glaubt ihren Kindern immer, dass sie
unschuldig sind. Dabei …«, Grass beugte sich über den Tisch und sah Bergheim
verschwörerisch an, »… war er ein ganz schwieriger Mensch. Gaaanz schwierig.«
    »Inwiefern?«
    »Totaler
Choleriker, hatte sich einfach nicht im Griff. Und obendrein rechthaberisch.
Wollte auch immer seinen Willen durchsetzen. Am Anfang hatte er öfter mal
Schwierigkeiten im Vollzug. Sie wissen schon – da treffen viele solcher Kaliber
aufeinander, und dann geht’s schon mal heiß her.«
    »Hat er sich
geprügelt?«
    »Das auch.«
    »Und was noch?«,
fragte Bergheim.
    »Na ja, er hat
anfangs immer damit gedroht, dass, wenn er rauskommt, er wirklich ein paar
Leute um die Ecke bringen will.«
    »Hat er gesagt,
wen?«
    »Natürlich nicht!
Ich bitte Sie! Ich glaube auch, das war nur eine leere Drohung. Er war immer
ein ziemlicher wütender Mensch.«
    »War?«
    »Ja, in den
letzten Jahren ist er ruhiger geworden. Ist ja wohl auch besser so, wenn man
raus will aus dem Bau. Hat sich dann ziemlich zurückgehalten und ist nicht mehr
aufgefallen.«
    »Hat er die
Bewährungsauflagen bisher eingehalten?«
    Grass nickte so
heftig, dass ihm beinahe die Brille aus dem Gesicht gefallen wäre. »Keine
Beanstandungen, hat sich immer gemeldet. Hat nur bisher leider immer noch
keinen Job. Wird wohl eine Umschulung machen müssen. Er ist nämlich gelernter
Physiotherapeut, und die Leute gehen wohl nicht gern zu einem
Physiotherapeuten, der seine Frau erwürgt hat, was?« Grass kicherte.
    »Hm«, sagte
Bergheim und rieb sich mit dem Zeigefinger den Nasenrücken. Er wusste nicht, ob
er Grass die Frage stellen oder es besser lassen sollte. Er entschied sich
dafür. »Glauben Sie, dass er’s war?«
    Grass’ Reaktion
bestätigte seine Befürchtungen. Der riss ungläubig die Augen auf und starrte
Bergheim mit geöffnetem Mund an. »Ja … glauben Sie denn etwa nicht? Ich meine …
immerhin ist er verurteilt worden und …« Diese ungeheuerliche Frage erforderte
ungewöhnliche Maßnahmen. Grass nahm die Brille ab und wirkte plötzlich ein
Jahrzehnt jünger. »… also bei aller Liebe. Sie hätten den Herrmann mal erleeeben
müssen, wenn er wütend war!«
    Bergheim stand
auf. »Schon gut, schon gut. Ich habe verstanden.« Er reichte Grass über den
Tisch hinweg die Hand. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.« Dann machte er sich
schleunigst aus dem Staub.
    Charlotte hatte
Ostermann über die Fahndung unterrichtet, worüber der nicht besonders glücklich
war. »Wie soll ich denn heute den Staatsanwalt erreichen?«, hatte er gemeckert,
wobei das für ihn kein Problem war, da er mit Staatsanwalt Dr. Wender einen
Gartenzaun teilte. Aber Ostermann hatte eine Vorliebe dafür, Schwierigkeiten zu
konstruieren, wo es keine gab.
    Nun saß sie mit
Bergheim in ihrem

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