Der Teufel von Herrenhausen
auf
Bergheim. Der nickte. »Kann im Moment sowieso nichts weiter tun.«
»Du auch,
Thorsten«, sagte Charlotte und war schon auf dem Weg nach draußen.
»Schon wieder? Was
ist mit Hohstedt? Der liegt wahrscheinlich noch im Bett und schläft! Wieso muss
der nicht?«, rief Bremer hinter ihr her.
Charlotte drehte
sich um und lächelte. »Du hörst dich an wie ein Zehnjähriger. Wir haben keine
Zeit, auf Hohstedt zu warten. Aber du hast was gut bei mir.«
»Ich hab schon ‘ne
Menge gut bei dir«, maulte Bremer, erhob sich aber. »Wenn der Typ eingebuchtet
ist, fahr ich an die Nordsee, egal, was passiert.«
»Darfst du, darfst
du«, murmelte Charlotte und tippte im Laufen Ostermanns Nummer in ihr Handy.
Walter Herrmann
bewohnte eine kleine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus an der Anderter Straße
in Misburg. Die drei Beamten verschafften sich Zutritt zum zweiten Stock und
postierten sich an der Wohnungstür.
Charlotte
klingelte. Nichts rührte sich. Der ältere Mann aus dem ersten Stock, der ihnen
die Haustür geöffnet hatte, kam neugierig die Treppe herauf.
»Wat wollen Se
denn von dem? Ich hab doch gesagt, der is nich da. Den hab ich schon ‘ne ganze
Weile nich mehr hier gesehen.«
»Wissen Sie, wo er
ist?«, fragte Charlotte.
Der Mann
schüttelte den Kopf. »Nee, aber fragen Se mal unten im Erdgeschoss, der Kerl
kennt ‘n, glaub ich, näher. Müssen Se aber lange klingeln, der arbeitet immer
nachts und schläft am Tach.«
Charlotte und
Bergheim begaben sich ins Erdgeschoss, wo nach mehrmaligem Klingeln ein
breitschultriger Hüne mit kurz geschorenem Haar die Tür öffnete und sie grimmig
ansah.
»Wenn Sie jetzt
keinen verdammt guten Grund haben, mich ausm Schlaf zu reißen …« Weiter kam er
nicht, denn Bergheim hatte bereits seinen Ausweis gezückt. »Kripo Hannover. Wir
müssen dringend mit Herrn Herrmann sprechen. Wissen Sie, wo er ist?«
Das fleischige
Gesicht des Hünen verfinsterte sich. »Bullen«, flüsterte er, »ihr glaubt doch
nich, dass ich euch verraten würde, wo Walter ist. Selbst wenn ich’s wüsste,
würd ich’s nich sagen!«
»Heißt das, Sie
wissen es nicht?«, fragte Charlotte. »Oder sollen wir uns im Präsidium ein
bisschen ausführlicher unterhalten?«
»O Mann, wie ihr
Typen mich ankotzt!«, murrte der Mann, nahm einen Schlüssel von der Wand und
drückte ihn Charlotte in die Hand. »Er wollte in Urlaub, hat er gesagt. Und
bevor Se fragen: Wohin hat er nich gesagt. Und jetzt verpisst euch!« Damit
schlug er die Tür zu.
Charlotte und
Bergheim liefen wieder hinauf in den zweiten Stock, wo Bremer noch immer die
Tür bewachte.
Charlotte schloss
auf, und die drei betraten einen dunklen, engen Flur. Die Wohnung bestand aus
einem Wohnschlafraum, einem winzigen Bad und einer kleinen Kochküche mit Spüle
und Herd und einem schmalen Kühlschrank. In einem offenen Regal hinter der Tür
standen ein Teller mit Besteck, ein Becher und ein Wasserkocher. Außer einer
Packung Tee und einer Flasche billigem Whiskey gab es keine Lebensmittel. Der
Kühlschrank war leer und stromlos.
»Tja«, sagte
Bremer, »da hat sich jemand schon vor geraumer Zeit aus dem Staub gemacht.«
»Allerdings«,
seufzte Charlotte, »ruf seinen Bewährungshelfer an. Wenn er sich nicht
ordentlich abgemeldet hat, dann schreib ihn zur Fahndung aus.«
Bremer ließ die
Schultern hängen. Charlotte beruhigte ihn. »Wenn die Fahndung läuft, kannst du
von mir aus nach Cuxhaven zu deiner Liebsten fahren. Montagmittag musst du aber
zurück sein.«
Bremer hatte keine
Zeit, sich zu bedanken, er tippte bereits auf seinem Handy herum.
Bergheim hatte
zwischenzeitlich Kramer von der Kriminaltechnik angerufen und ihm die Adresse
durchgegeben. »Ja, ich weiß, dass Samstagnachmittag ist, aber das muss heute
noch passieren«, sagte er dem protestierenden Kramer, der zu Hause mit Pinsel
und Farbtopf vor seinem Gartenhäuschen stand, das seit dem Frühjahr auf einen
neuen Anstrich wartete. »Und fordere zwei Beamte von der Schutzpolizei an. Die
sollen die Nachbarn hier befragen.«
Charlotte und
Bergheim sahen sich noch in der Wohnung um, während sie auf die Kriminaltechnik
warteten. Es gab nur einen Schrank im Wohnzimmer, in dem Herrmann seine ganze Habe
verstaut hatte. Bergheim blätterte ein paar Ordner mit Papieren durch, konnte
aber auf die Schnelle nichts Verdächtiges entdecken.
»Ist
wahrscheinlich sowieso sinnlos«, sagte er. »Wir werden hier nichts finden. Wenn
er clever genug war, beizeiten abzuhauen, wird er
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