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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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zum Pier51, dann machten sie schlapp und nahmen sich ein Taxi, das sie in
die Gretchenstraße brachte.
    Es war kurz nach
Mitternacht, als Bergheim die SMS erhielt. »Wir
sollten uns treffen. Dringend. Bin noch eine Stunde im Acanto. Marlene.«
    »Mist«, sagte
Bergheim und bedeutete dem Taxifahrer zu warten. »Ich muss noch mal weg.«
    Charlotte
versuchte gerade, die Haustür zu öffnen, was ihr nach dem Genuss von drei
Gläsern Pinot Grigio und zwei Calvados einige Schwierigkeiten bereitete.
    »Das meinst du
nicht ernst«, sagte sie müde, als die Tür aufsprang.
    »Doch«, sagte
Bergheim und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. »Ich beeil mich.« Er sprang
ins Taxi, und Sekunden später bog der Wagen bereits ab in die Bödekerstraße und
nahm Kurs auf den Lister Platz.
    Charlotte ließ die
Tür hinter sich zufallen und beschloss, entgegen ihren Prinzipien, den
Fahrstuhl nach oben zu nehmen.
    Bergheim fragte
sich unterdessen, was dieses junge Mädchen ihm wohl plötzlich zu sagen hatte.
Die Bödekerstraße mit ihren wunderschönen Bauten aus der Gründerzeit war um
diese Zeit schon relativ ruhig, sodass sie schnell vorankamen. Das Acanto war
eine Diskothek an der Dragonerstraße, einer Fortsetzung des Lister Kirchwegs.
Direkt nebenan residierte eins von Charlottes Lieblingsrestaurants, das Basil.
Hier waren sie beide oft zu Gast.
    Das Acanto war gut
besucht, und Bergheim hatte Mühe, Marlene Krieger ausfindig zu machen. Am Ende
fand sie ihn.
    Er drehte sich
abrupt um, als sich sachte eine Hand auf seine Schulter legte.
    Meine Güte, diese
Frau war wirklich eine Augenweide. Sie hatte sich weiße Bänder in ihr dunkles
Haar geflochten, das sie offen trug. Sie lächelte und berührte mit den Lippen
sein Ohr.
    »Wir sollten ein
bisschen spazieren gehen.«
    Bergheim nickte
nur und bahnte sich einen Weg durch die wogende Menge. Jeder Blick, den
Bergheim auffing, galt der Frau, die ihm folgte.
    Als sie auf dem
Bürgersteig standen, musterte Bergheim sie. »Und, was haben Sie mir so
Wichtiges zu sagen?«
    Sie nahm seinen
Arm. »Lassen Sie uns ein bisschen gehen.«
    Bergheim ließ sie
gewähren. Sie zitterte in ihrem weißen Spitzentop. Bergheim wartete und atmete
ihren Duft ein. Es war doch Chanel.
    »Mir ist kalt«,
sagte sie plötzlich.
    »Dann sollten wir
lieber reingehen«, sagte Bergheim, der sich langsam fragte, was er hier tat.
    Sie schüttelte
energisch den Kopf. »Auf keinen Fall. Mein Begleiter ist schrecklich
eifersüchtig.«
    »Hat er Grund
dazu?«, fragte Bergheim ungehalten und blieb stehen. »Vielleicht kommen wir
endlich zur Sache. Was wollten Sie mir so Wichtiges sagen?«
    Sie stand ihm
direkt gegenüber, war kaum kleiner als er und fuhr mit dem Finger langsam
seinen Hals und seine Brust hinab. »Ich wollte Sie wiedersehen«, sagte sie,
legte die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. »Und glauben Sie mir«,
hauchte sie ihm ins Ohr, »es kommt nicht oft vor, dass ich einen Mann um ein
Treffen bitte.«
    Bergheim stand mit
dem Rücken an der Hauswand, und sie presste ihr Becken gegen seins. Er
schluckte. Du solltest schleunigst von hier verschwinden, warnte ihn eine
innere Stimme, während sie seine Hand nahm und auf ihre Brust legte. Bergheim
wurde langsam schwach. Sie roch so verdammt gut, und ihr Atem war so warm und
so nah an seinem Ohr. Und außerdem war er nicht ganz nüchtern … Sie küsste
seinen Hals, fand seinen Mund …
    Dann klingelte
sein Handy. Bergheim befand sich jäh wieder im Hier und Jetzt. Es war Cordula
Mielke, die Beamtin, die Tabea Wegener observierte. Wieso war die noch
unterwegs? Lag eine Vierzehnjährige nicht um diese Zeit im Bett?
    Bergheim warf
Marlene einen Blick zu, schob sie zur Seite und drehte ihr den Rücken zu.
    »Was gibt’s?«, fragte
er ein bisschen unwirsch.
    »Tut mir leid,
wenn ich dich geweckt habe. Sie ist gerade nach Hause gekommen.«
    »Jetzt?«, fragte
Bergheim verblüfft.
    »Ja, jetzt,
scheint ein ziemliches Früchtchen zu sein. Hat sich um zehn aus dem Haus
geschlichen und sich mit einem Typen getroffen. Ich hab ihn fotografiert.
Schicke dir das Bild gleich aufs Handy.«
    »Okay, tut mir
leid, hätte nicht gedacht, dass es so lange dauern würde.«
    »Hab was gut bei
dir.«
    »Hast du«, sagte
Bergheim und legte auf.
    Als Bergheim sich
nach Marlene umdrehte, war sie verschwunden.
    Sekunden später
kam die SMS von Mielke. Der Mann, mit dem Tabea
Wegener sich getroffen hatte, war Anton Sokolow.

NEUN
    Es war eine
Schande, dachte Dora Hermesmeier,

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