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Der Teufel von Mailand

Der Teufel von Mailand

Titel: Der Teufel von Mailand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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wie er gleich danach trank. »Und Sie? Weshalb bleiben Sie?«
    »Mir hat man nicht gekündigt.«
    »Aber das Geld brauchen Sie nicht.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »In meinem Beruf bekommt man ein Auge dafür. Sie sind hier, weil Sie vor etwas davongerannt sind. Und jetzt wollen Sie wissen, ob Sie wieder davonrennen müssen.«
    Sonia schwieg.
    »Rennen Sie! Rennen Sie!« schrie er plötzlich.
    Sie stand auf, aber Casutt hielt ihren Arm fest. »Im Dorf gibt es Leute, die andere Pläne hatten mit dem Gamander.«
    »Und die stecken dahinter?«
    Er hob die Hände. »Ich will nichts gesagt haben. Aber ein paar gibt es, denen ist einiges zuzutrauen.«
    »Wer?«
    Casutt schüttelte den Kopf.
    »Reto Bazzell, der mit dem Milchanhänger, hatte der Pläne mit dem Gamander?« fragte Sonia aus einer Eingebung.
    »Der nicht.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Aber sein Vater.«
    »Was für Pläne?«
    »Luxuswohnungen.«
    »Und woran ist es gescheitert?«
    »Am Geld. Sie hat ihn überboten.«
    »Und das wäre für den ein Grund?«
    Casutt wiederholte sein Weinzeremoniell. Erst danach antwortete er. »Ich sage Ihnen das, weil Sie anständig zu mir waren. Aber ich habe nichts gesagt: Für den Vater wäre das kein Grund. Aber für den Sohn – nehmen Sie sich vor dem Sohn in acht. Der ist nicht ganz richtig.« Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
    Das Wetter, das den ganzen Vormittag auf der Kippe gestanden hatte, entschied sich nun für schlecht. Die unschlüssigen Wolken legten von den Felswänden ab und begossen das Tal mit einem eiskalten Regenschauer. Sonia zog den Reißverschluß ihrer Windjacke bis unter das Kinn und fingerte die Kapuze aus dem Kragen, bevor sie aus dem Torbogen trat.
    Nach ein paar Metern hörte sie das derbe Geräusch eines Dieselmotors hinter sich. Sie wandte sich um und sah einen alten grünen Landrover mit einem Viehanhänger die enge Straße herunterfahren. Sie drückte sich gegen eine Hauswand und ließ das Fahrzeug vorbei. Am Steuer saß ein alter Mann, den sie vom Steinbock kannte. Einer der Kartenspieler vom Stammtisch. Er fuhr vorbei, ohne sie zu beachten. Über der Tür des Anhängers sah sie das knochige, kotige Hinterteil einer Kuh.
    Weiter unten, auf der Hauptstraße, überholte sie ein silbergrauer Audi und blieb ein paar Meter weiter vorn stehen. Die Beifahrertür wurde geöffnet. Sonia verlangsamte den Schritt.
    Hinter sich hörte sie ein weiteres Motorengeräusch. Sie schaute zurück. Es war der Milchsammelwagen. Er verlangsamte die Fahrt und blieb ein paar Meter hinter ihr stehen.
    Der Audi hupte. Er wartete immer noch mit geöffneter Beifahrertür. Jetzt erkannte sie Barbara Peters am Steuer. Sonia stieg ein. Der Wagen fuhr an. Sonia schaute zurück. Der Milchsammelwagen war auch wieder angefahren.
    »Kümmern Sie sich nicht um den, der ist harmlos«, sagte Barbara Peters.
    »Ich hoffe, Sie haben recht«, erwiderte Sonia.
    Sie sah gut aus, obwohl sie eine lange Autofahrt hinter sich hatte. Im Auto roch es gut nach einem Parfum, das Sonia nicht kannte. Aus den Boxen klang Musik aus der Karibik.
    »Ich habe gehört, sein Vater sei auch interessiert gewesen am Gamander.«
    »Er wollte ein Apartmenthaus daraus machen. Stellen Sie sich das vor. Aushöhlen und zwölf Luxuswohnungen im Engadiner Neo-Arvenstübli-Stil.«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß er ziemlich sauer war, als er das Nachsehen hatte.«
    Barbara Peters lachte. »Einmal ist er besoffen auf die Baustelle gekommen und hat gepöbelt: ›Das wird dir noch einmal leid tun, Dreckshure.‹ Oder ›Sauhure‹? Oder beides?«
    »Und das macht Ihnen keine angst?«
    »Wie gesagt: Meine Strategie ist ignorieren. Reden wir von Ihnen. Geht es besser?«
    »Gestern wollte ich kündigen, aber dann waren Sie schon weg. Und heute geht es besser.«
    »Da bin ich froh. Ich würde Sie vermissen. Sie verleihen unserer Kuranstalt ein wenig Glamour.«
    Sonia quittierte das Kompliment mit einem Lächeln.
    »Neben Frau Felix und Manuel«, fügte Barbara Peters hinzu. In aller Unschuld. Nicht böse gemeint.
    Sie bog in die Einfahrt zum Hotel ein. Sonia sah im Außenspiegel, daß der Milchanhänger kurz vor der Einfahrt stehengeblieben war.
    Fangobleche füllen war eine beinahe meditative Arbeit. Sonia tauchte die Schöpfkelle in das Rührgerät, zeichnete mit der zähflüssigen schwarzen Masse Ornamente auf das Blech und sah zu, wie sie gemächlich ineinander verliefen, zu einem dicken, glänzenden, seltsam riechenden Belag.
    Vielleicht

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