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Der Teufel von Mailand

Der Teufel von Mailand

Titel: Der Teufel von Mailand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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geraucht. Er wollte, daß wir es merken. Er wollte, daß wir wissen, daß er jederzeit hier ein und aus gehen kann.«
    Jetzt erst hatte sie das Interesse der Chefin geweckt. »Glauben Sie, es könnte etwas mit Bango zu tun haben?«
    »Ich glaube, daß es etwas mit den seltsamen Vorfällen hier zu tun hat. Und falls das Verschwinden von Bango auch ein seltsamer Vorfall ist…«
    »Ist es.« Barbara Peters ging entschlossen die Treppe hinunter. Sonia folgte ihr.
    Sie standen eine Weile schweigend vor der Liege. »Es strahlt etwas aus«, stellte die Chefin fest.
    »Gewalt«, antwortete Sonia.
    Wieder schwiegen sie, beide in Gedanken.
    »Auf Reto Bazzells Wagen klebt ein Sticker mit einem Hanfblatt«, sagte Sonia, mehr zu sich selbst.
    »Sie haben ihn in Verdacht?«
    »Ja.«
    »Und Sie sind immer noch der Meinung, ich sollte zur Polizei gehen?«
    »Immer mehr.«
    »Sie glauben, er könnte auch hinter Bangos Verschwinden stecken?«
    Weniger aus Überzeugung als um sie dazu zu bringen, endlich die Polizei einzuschalten, antwortete Sonia: »Würde mich nicht wundern.«
    Barbara Peters bückte sich und raffte die schmutzigen Badetücher zusammen.
    »Halt, die Polizei muß doch die Spuren sichern.«
    »Die wird sich mit unseren Aussagen begnügen müssen. Wollen Sie die Anlage schließen, bis die ihre Fotos gemacht, ihre Abdrücke genommen und unsere Gäste vertrieben haben?« Sie verließ mit ihrem Armvoll Indizien den Raum, warf das ganze Zeugs in den Wäschekorb im Putzraum und kehrte mit Besen und Schaufel zurück, noch ehe sich Sonia vom Fleck gerührt hatte.
    Vor einer halben Stunde hatte Reto Bazzell die Milch abgeholt, und Gian Sprecher setzte sich auf die Bank und wartete, bis der Sammelwagen unten auf der Dorfstraße erschien. Genau als der im Feldstecher auftauchte, kam aus der Gegenrichtung ein Streifenwagen. Die Fahrzeuge kreuzten sich, und die Streife fuhr weiter, bog in die Einfahrt zum Gamander ein und parkte vor dem Hotel. Zwei Uniformierte gingen ins Hotel und waren bis jetzt nicht wieder herausgekommen.
    Als hätte er nichts Gescheiteres zu tun, als hier zu hocken und auf zwei Polizisten zu warten.
    Sonia hatte eigentlich gedacht, Barbara Peters wolle sie dabeihaben, wenn die Polizisten kamen. Aber sie hatte nur gesagt, sie werde sie rufen, falls sie gebraucht werde. Das war nicht geschehen. Vor kurzem hatte sie durch die Glastür beobachtet, wie die Polizisten wieder gegangen waren.
    Sie saß auf einer der Liegen am Pool und überwachte den Badebetrieb, der aus Frau Professor Kummer bestand, die, ohne sie zur Kenntnis zu nehmen, im Thermalbecken planschte und ab und zu ein paar Worte mit dem am Beckenrand stehenden, vollständig bekleideten Fräulein Seifert wechselte.
    Manuel war unten und behandelte Madame Lanvin. Er hatte den Vorfall mit dem nächtlichen Jointraucher eher amüsiert zur Kenntnis genommen und war auch in der Frage von Bangos Verschwinden gleichgültig bis optimistisch.
    Frau Felix war nicht zur Arbeit gekommen, sie hatte sich krank gemeldet. Sonia war froh, sich nicht auch noch mit ihr befassen zu müssen.
    Plötzlich ertönte das Kreischen und Lachen von Kinderstimmen vom Eingang her. »Jööö!« und »Nein! Bango! Fuß!«
    Pascal, Dario und Melanie stürmten herein. Sie verfolgten Bango, der vor- und zurückraste, sie ansprang, umkreiste und wieder davonstob. Wie ein Hund, der lange angebunden gewesen war und jetzt seine Freiheit feierte.
    Es sah aus, als wäre etwas um ihn gewickelt. Ein Tuch oder ein Stück Stoff.
    »Bango!« rief jetzt auch sie. Aber der Hund fegte weiter um die Pools herum.
    Barbara Peters betrat in Begleitung der Rezeptionistin den Schauplatz. »Bango!« rief sie. »Wo hast du gesteckt, du Mistvieh?«
    Bango jagte auf sie zu und sprang an ihr hoch. Es gelang ihr, ihn festzuhalten.
    Der Spaniel trug kurze Hosen, die ihm mit einem Gürtel um den Leib gezurrt waren. Sein vorderer Teil steckte in einem schmutzigen T-Shirt in einer Kindergröße. Auf dem Kopf hatte man ihm ein grünes Jägerhütchen festgebunden.
    Die Kinder umringten Barbara Peters und den Hund. Sie schrien und lachten.
    Frau Professor Kummer kletterte empört aus dem Pool. Fräulein Seifert legte ein Badetuch über ihre mageren Schultern. »Mir reicht’s!« rief Frau Professor.
    Barbara Peters schaute Sonia erschrocken an, als erwarte sie die Antwort auf eine ungestellte Frage. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
    Sonia nickte. »Wenn zum Mensch wird das Tier.«
    Hinter dem Grüppchen Föhren

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