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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Terriers.
    Haller wandte sich Anna zu. »Du hast ja mitgehört.«
    »Ja.«
    »Kevin und ich kümmern uns jetzt um Winkelströter, und ich bin mal gespannt, wie viele Dellen sein Wagen hat.«
    »Vielleicht willst du noch warten, bis Branagorn sich den Dolch angesehen hat.«
    »Keine Zeit. Es gibt noch eine interessante Neuigkeit. Gerade hat Wolli aus dem Innendienst angerufen. Wusstest du, dass Timothy Winkelströter mal Jäger war?«
    »Nein.« Woher auch?, dachte Anna etwas ärgerlich. Habe ich vielleicht einen Polizeiapparat hinter mir, der mir zuarbeitet?
    »Vor sieben Jahren, als das erste Opfer des Barbiers umgebracht wurde, war er es jedenfalls noch. Dann wurde er aus dem Jagdverein ausgeschlossen und musste auch seine Waffen abgeben.
    Anna nickte leicht. Jana Buddemeier, Opfer Nummer eins in der inzwischen schon recht ansehnlichen Liste, die der Barbier auf seinem Kerbholz hatte, war mit einer Jagdwaffe ermordet worden. »Das würde zumindest erklären, weshalb der Täter danach die Waffe gewechselt hat«, stimmte Anna zu.
    »Du kümmerst dich um Frank Schmitt, und mach ihm bitte auch klar, dass er sein Schwert fürs Erste nicht zurückbekommt.« Haller zuckte die Achseln. »Ist sowieso verbogen. Die magische Kraft dürfte doch damit auch flöten gegangen sein, meinst du nicht?«
    »Er wird das nicht lustig finden.«
    »Ja – das zweite Schwert innerhalb kurzer Zeit – das muss schlimm sein.«

    Anna ging zu Branagorn in die Küche.
    »Der Hüter der Ordnung irrt sich«, sagte Branagorn. »Der werte Herr Timothy mag manchmal über ein unangenehmes Temperament verfügen – aber ist in diesem Fall unschuldig.«
    »Wie können Sie sich da so sicher sein?«
    »Weil …«
    »Sie konnten den Autotyp nicht nennen, und Sie haben auch nicht erkennen können, wer im Inneren saß! Sie haben gerade das Gespräch auf dem Flur mitgehört?«
    »Ich konnte nicht umhin. Wir Elben haben sehr empfindliche Sinne, wie ich Euch ja schon mal erklärte. Das gilt insbesondere für Augen und Ohren.«
    »Dann werden Sie ja mitbekommen haben, dass erhebliche Indizien gegen Herrn Winkelströter vorliegen.«
    »Er ist aber schon vorher davongefahren.«
    »Aber das haben Sie nicht gesehen.«
    »Ich habe es gehört!«, beharrte Branagorn. »Ich kenne mich mit den Fabrikaten nicht aus. Das Automobil ist nach meinen Zeitbegriffen erst vor einer Zeitspanne erfunden worden, die einem Wimpernschlag der Geschichte gleichkommt. Und die Fabrikate haben einander so schnell abgelöst, dass es mir unmöglich ist, da mitzukommen. Im Übrigen fehlt mir auch ehrlich gesagt das Interesse daran, mich mit dieser unästhetischen Erfindung näher zu beschäftigen, die so vollkommen bar jeder Magie ist …« Branagorn lehnte sich etwas zurück, und sein Blick schien ins Nichts gerichtet zu sein. Er wirkte wie jemand, dessen Gedanken in diesem Moment sehr weit zurück in die Vergangenheit gewandert waren. Anna hatte das oft bei betagten Patienten gesehen, die mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart lebten. Aber Frank Schmitt war nicht betagt.
    Ein flüchtiges Lächeln flog über Branagorns Lippen. »Dasselbe in Grün …«, murmelte er.
    »Wie bitte?«
    »Ach. Für Euch bedeutet es nichts.«
    »Ich bin Ihre Therapeutin. Alles, was für Sie bedeutsam ist, bedeutet auch für mich etwas.«
    »In den zwanziger Jahren hat Opel ein Automobil gebaut, das in fast jedem Detail der Konkurrenz von Citroën glich. Nur nicht in der Farbe, denn der Opel war grün. Das einzige Auto mit grüner Karosserie damals. Darum haben die Leute ›dasselbe in Grün‹ dazu gesagt, und der Ausdruck hat sich bis heute gehalten. Es gab übrigens auch einen lang andauernden Rechtsstreit wegen Patentverletzung, aber Opel hat sich schließlich vor den deutschen Gerichten durchgesetzt – und das Argument dabei war, dass sich das Modell ja schließlich durch die Farbe unterscheiden würde.«
    »Eine hübsche Geschichte.«
    »Die Wahrheit, werte Cherenwen. Sprecht mal mit Automobilisten aus dieser Zeit, obwohl … Ach, so kurzlebig, wie die Menschen nun mal sind, werdet Ihr wohl kaum noch jemanden finden, der damals schon alt genug war, ein Automobil zu fahren. Obwohl … mit etwas Glück?«
    »Johannes Heesters konnte sich daran vielleicht noch erinnern, aber sonst wohl niemand.«
    »Wo ist Eure Seele zu dieser Zeit gewesen, Cherenwen? Schon auf dieser Welt? Vielleicht in einem anderen Körper?«
    »Ich denke, wir kümmern uns erst einmal um das hier«, unterband Anna fürs Erste

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