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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hat es auch bei Jennifer Heinze gegeben, wenn auch nicht ganz so stark ausgeprägt«, berichtete Dr. Wittefeld. »Ich habe dem zuerst nicht so eine große Bedeutung zugemessen, zumal ein Kampf mit Fäusten in der Situation überhaupt keinen Sinn macht.«
    Haller nickte. »Stimmt. Wenn ich jemandem erst mal einen Kinnhaken versetze, habe ich das Opfer auf Distanz, und wie soll ich ihm dann noch die Kehle durchschneiden?«
    »Zumal Nadine Schmalstieg sicherlich versucht hätte, zur Terrassentür oder in den Nachbarraum zu flüchten«, warf Anna ein. »Der Mörder war eine vertraute Person und hat ganz plötzlich sein Messer oder was immer das gewesen sein mag gezogen und blitzschnell angegriffen.«
    Markus Friedrichs wandte sich Anna zu und nickte. »Genau in diese Richtung gingen auch die Überlegungen, die Dr. Wittefeld und ich angestellt haben«, stimmte der Erkennungsdienstler zu. »Sie scheinen sich die Situation gut vorstellen zu können.«
    »Man tut, was man kann«, murmelte sie und wandte sich an Haller. »Das ist es wohl, was Branagorn mit seiner Bemerkung gemeint hat.«
    »Tja …« Hallers Kinn fiel herab, und er vergaß für ein paar Augenblicke, seinen Mund wieder zu schließen.
    Dafür ergriff Markus Friedrichs das Wort. »Ich habe mir zusammen mit Dr. Wittefeld eingehend Gedanken darüber gemacht, wie es zu diesem Hämatom gekommen sein könnte. Und inzwischen denke ich, dass das Hämatom bei dem Angriff entstanden ist – und zwar mit einem Messer beziehungsweise Dolch, der ungefähr so aussieht … Roswitha? Bringst du den Dolch mal rüber?«
    »Einen Moment«, rief eine weibliche Stimme aus dem Nachbarraum.
    »Aber heute noch, wenn ich bitten darf!«
    »Mit einem netten Kollegen macht die Arbeit doch gleich doppelt Spaß«, kam es zurück.
    Im nächsten Moment trat eine zierliche Frau mit dunklen gelockten Haaren aus dem Nachbarraum. Sie trug einen dünnen weißen Schutzoverall, der ihr allerdings viel zu groß war, sodass sie ihn in der Körpermitte durch einen Gürtel erheblich raffen musste. In der Hand hielt sie einen Dolch, der in Plastikfolie eingepackt war.
    »Sie meinen den hier, oder?«
    »Genau.«
    Friedrichs nahm ihr den Dolch aus der Hand. »Ich bin bei meiner Arbeit wie selbstverständlich von den üblichen Messern und Dolchen ausgegangen, die heutzutage so in Gebrauch sind. Egal ob Springmesser, Küchenmesser oder Kampfmesser von Elitesoldaten und was es sonst noch so alles gibt: Keines davon hat das hier.« Er tippte mit dem Finger auf die Parierstange. »So was hatten nur mittelalterliche Waffen oder solche, die entsprechend nachgemacht sind. Ich nehme an, dass man sie als Zweitwaffe im Schwertkampf benutzte und die Parierstange die Funktion hatte, die Hand zu schützen …«
    »Woher haben Sie diesen Dolch?«, wollte Haller wissen.
    »Der Reihe nach, Sven. Jetzt geht es erst mal um das Hämatom.«
    Haller konnte es nicht leiden, wenn er belehrt wurde. So viel hatte Anna schon von seinem Charakter mitbekommen. Und vielleicht war das sogar der tiefere Grund dafür, dass Haller mit Branagorn auf Kriegsfuß stand, denn der war ja nun wirklich so etwas wie eine gesammelte Bibliothek auf Abruf.
    Friedrichs nahm den Dolch, beugte sich zu der Toten herab, führte andeutungsweise mit der rechten Hand einen Schnitt von links nach rechts und hielt in der Bewegung inne, bevor das Ende der Parierstange das Kinn traf. »So könnte es gewesen sein. Daher der Bluterguss. Ich nehme außerdem an, dass der Täter Rechtshänder war …«
    »Wie leider die meisten Leute«, maulte Haller.
    »Man müsste das noch mal genau mit einem Dummie rekonstruieren, aber ich denke, die Parierstange hätte weniger gegen das Kinn gedrückt, wenn der Schnitt mit der Linken ausgeführt worden wäre. Davon abgesehen passt es auch nicht zum Schnitt.«
    »Und jetzt zum Messer. Woher stammt es?«, wollte Haller nun wissen.
    »Hat Kollegin Roswitha gefunden. Und zwar im Schlafzimmer in einem Schuhkarton, der mit Geschenkpapier beklebt war. Dazu ein paar nette Zeilen zum Geburtstag von einem gewissen …«
    »… Timothy«, schloss Haller.
    »Er hat Nadine diesen Dolch offenbar geschenkt.«
    »Sind Spuren dran?«, wollte Anna wissen.
    »Ja, einige Fingerabdrücke. Ich vermute mal, dass die von diesem Timothy Winkelströter und der Toten stammen. Das ist aber nicht verwunderlich, denn schließlich fand ja die Übergabe wohl bei einem gemütlichen Anlass statt, und dabei wurde der Dolch natürlich auch angefasst. Aber

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