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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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jede weitergehende esoterische Spekulation und legte den Dolch vor Branagorn auf den Tisch.
    Branagorns Augen wurden groß. Ein Ruck ging durch seinen Körper, und er wich instinktiv einige Zentimeter zurück – beinahe so, als ob von diesem Gegenstand eine dunkle magische Kraft ausging, die ihn zurückschrecken ließ.
    »Woher habt Ihr dieses Artefakt?«, stieß er hervor. Dann stand er auf und wich zwei Schritte zurück. Er murmelte eine Formel vor sich hin, streckte die langfingrigen Hände aus und richtete dabei seine Fingerspitzen auf den Dolch.
    »Branagorn!«, versuchte Anna, sich Gehör zu verschaffen.
    Meyer zu Gentrup kam durch die Küchentür.
    »Alles unter Kontrolle, Frau …« Weiter kam er nicht, denn er starrte nur den Elbenkrieger an, der mit seinem magischen Ritual fortfuhr.
    Branagorn stieß einen Schrei aus, der dafür sorgte, dass sich noch ein weiterer Beamter durch die Küchentür zu drängen versuchte.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Herr Schmitt?«, fragte Meyer zu Gentrup.
    Branagorn gab keine Antwort. Er senkte jetzt die Arme und atmete tief durch. »Es besteht kein Grund zur Beunruhigung mehr«, erklärte er. »Die üblen Kräfte sind gebannt, die womöglich die Aura dieser Waffe vergiftet haben.«
    Meyer zu Gentrup wandte sich mit einem nach wie vor ziemlich besorgten Gesichtsausdruck an Anna. »Und Sie sind sich sicher, dass Sie die Lage hier wirklich unter Kontrolle haben?«
    »Vollkommen, Sie lassen uns jetzt am besten allein.«
    »Wie Sie meinen. Aber wenn Sie Hilfe brauchen …«
    »Danke, ich komme klar.«
    Meyer zu Gentrup tauschte einen sehr skeptischen Blick mit seinem Kollegen, aber schließlich verließen doch beide die Küche und ließen Anna mit ihrem Patienten allein.
    »Erklären Sie mir, weshalb Sie so reagiert haben, Branagorn?«
    »Ich habe diese Waffe schon einmal gesehen – nein, diese Waffe nicht, sondern eine Waffe, die genauso aussah.«
    »Und bei welcher Gelegenheit?«
    »Erinnern Sie sich an den Pestarzt auf dem Mittelalter-Markt in Telgte?«
    »Den werde ich wohl bis an mein Lebensende nicht vergessen, Branagorn.«
    »Der Dolch war unter der Kleidung verborgen. Aber für einen kurzen Moment war er sichtbar, als der Stoff des Mantels zur Seite glitt.«
    »Sind Sie sich vollkommen sicher?«
    »Vollkommen.«
    »Warum haben Sie bisher nichts davon gesagt, Branagorn?«
    »Weil mich niemand gefragt hat. Und davon abgesehen erschien es bisher wohl auch niemandem als ein wesentliches Faktum, wenn mir diese Bemerkung erlaubt sei.«
    »Das stimmt natürlich«, gab Anna zu.
    »Darf ich nun erfahren, wem diese Klinge gehört, die Ihr mir vorgelegt habt, werte Cherenwen?«
    »Sie war im Besitz von Nadine Schmalstieg. Ein Geburtstagsgeschenk, das Timothy Winkelströter ihr gemacht hat. Er vertreibt diese Dolche über seinen Internetshop.«
    »Und so verleitet dies die Hüter der Ordnung ein weiteres Mal, einer falschen Spur zu folgen«, lautete Branagorns Kommentar dazu. »Das ist bedauerlich, denn es wäre zweifellos besser, wenn jetzt alle Kräfte gegen das Böse vereint wären. Doch das bleibt wohl nach all den Jahrtausenden ein vergeblicher Wunsch.«
    »Sie verlangen immer von anderen, dass sie Ihre Erkenntnisse und Sichtweisen in ihre Betrachtungen mit einbeziehen sollen«, stellte Anna nach einer kurzen Pause fest.
    Branagorn blickte ruckartig auf, musterte sie kurz und legte dann die Stirn in Falten. »Ist das etwa zu viel verlangt, werte Cherenwen? Ich will mich Eurer Sicht der Dinge nicht verschließen. Schließlich scheint es tatsächlich so zu sein, dass Eure Seele diese Welt vor noch nicht so langer Zeit erreichte, wie es bei mir der Fall ist. Und das bedeutet, dass Ihr die Verhältnisse hier vielleicht mit einem größeren Maß an Unabhängigkeit zu beurteilen vermögt, als mir das möglich ist, der ich im Verlauf der Jahrtausende einfach schon zu müde geworden bin, immer wieder Zeuge derselben Grausamkeiten zu werden. Und abgesehen davon müsst Ihr Ewigkeiten in den Sphären der Eldran zugebracht haben.«
    »Ich werde Sie jetzt nicht fragen, was das sein soll, Branagorn. Dazu haben wir nämlich keine Zeit.«
    »Ihr erinnert Euch wirklich nicht an Euer Dasein als Eldran? So nennen wir die verklärten Totengeister der Elben.«
    »Was halten Sie davon, wenn wir jetzt einfach mal bei dieser Sarah Aufderhaar vorbeifahren?«, glaubte Anna dann genau den richtigen Hebel gefunden zu haben, um ihn auf ein anderes, weniger esoterisches Gesprächsterrain zu

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