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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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locken.
    »Wie Ihr wünscht, Cherenwen. Ich kann Euch nur mein tiefstes Bedauern darüber ausdrücken, dass offenbar weder die Erinnerung an Euer früheres Leben als Elbin noch an Eure Zeit als Eldran im Reich der Geister inzwischen zurückgekehrt ist. Aber ich möchte Euch dazu ermutigen, in aller Geduld darauf zu warten. Denn Eure Erlebnisse aus dieser Zeit sind zweifellos so stark gewesen, dass es nicht vorstellbar erscheint, dass Eure Seele nicht wenigstens Spuren davon bewahrt hätte. Glaubt mir! Was Ihr einst gewesen seid, werdet Ihr wieder sein.«
    Anna seufzte. »Kommen Sie«, forderte sie ihn auf.

Verdächtige und Zeugen

    Anna führte Branagorn zu ihrem Wagen. »Steigen Sie ruhig ein«, ermutigte sie ihn, als sie merkte, dass er aus irgendeinem Grund zögerte, die Tür zu öffnen, nachdem sie mit Hilfe ihres Schlüssels die Zentralverriegelung gelöst hatte.
    »Ich frage mich, ob wir in diesen Kampf wirklich ohne ein magisches Artefakt gehen sollen.«
    »Wir kämpfen nicht, Branagorn. Wir ermitteln allenfalls – und selbst das tun wir im Grunde nicht. Eigentlich suchen wir nur ein paar Anhaltspunkte – und ich tue Ihnen einen Gefallen.« Anna schaute in Branagorns Richtung über das Autodach.
    Branagorn schien ihr gar nicht zuzuhören. Nicht zuletzt deshalb ließ Anna ihren Wortschwall auch schließlich versiegen. Wenn die eigenen Worte das Gegenüber gar nicht mehr erreichten, war es besser zu schweigen – wenngleich Anna nur zu gut aus eigener leidvoller Erfahrung wusste, dass gerade Angehörige sozialer und sogenannter helfender Berufe diese Maxime meistens überhaupt nicht beherzigten.
    Für sie selbst traf das im Übrigen ebenfalls zu, wie ihr sehr bewusst war.
    »Ich nehme an, es besteht im Moment keine Möglichkeit, mein Schwert zurückzuerhalten«, sagte Branagorn.
    »Sie vermuten richtig.«
    »Und den Dolch, den Ihr mir vorhin gezeigt habt? Könnten wir nicht wenigstens ihn mitnehmen?«
    »Nein, das ist auch unmöglich. Und das wissen Sie auch genau. Branagorn, steigen Sie jetzt endlich ein. Ihre geistige Kraft ist groß genug, um ohne ein Artefakt Magie auszustrahlen.«
    Branagorns Gesicht hellte sich auf. »Ihr scheint mich inzwischen tiefer zu verstehen, als ich es je zu hoffen wagte. Und Eure Erinnerungen an Cherenwen scheinen zurückzukehren. Erinnerungen, die Euch bestätigen werden, dass Magie keineswegs der Einbildung kranker Geister entspringt, sondern selbst in dieser nüchternen Welt eine Realität ist.«
    »Einsteigen«, beharrte Anna, und der barsche Tonfall, in dem sie dieses eine Wort jetzt ausgesprochen hatte, erstaunte sie selbst am meisten.
    Aber Branagorn gehorchte, öffnete augenblicklich die Tür und setzte sich auf den Beifahrersitz des Renault.
    Anna setzte sich ans Steuer.
    »Es ist nicht weit von hier«, versprach Branagorn.

    Wenig später parkte Anna ihren Wagen vor dem Haus, in dem Sarah Aufderhaar wohnte.
    »Sie hat noch eine Zwillingsschwester namens Melanie«, erklärte Branagorn. »Vielleicht erkundigt Ihr Euch auch nach ihr, wenn es Euch gelingen sollte, mit Sarah zu sprechen.«
    »Das werde ich gerne tun.«
    »Und möglicherweise erlaubt es Euch Euer angeborenes diplomatisches Geschick auch, A. Gross zu befragen. Er bewohnt die untere Wohnung. Fragt ihn, was hinter der Tür zu finden ist, die seiner Wohnungstür gegenüberliegt! Es ist unmöglich, dass er davon nichts weiß.«
    »Warten Sie einfach hier im Wagen, Branagorn. Auch wenn es Ihnen schwerfällt: Bleiben Sie hier und rühren Sie sich nicht von der Stelle! Sonst gibt es nur wieder irgendwelchen Ärger.«
    Branagorn nickte leicht. »Ihr habt zweifellos recht, werte Cherenwen, und so werde ich mich nach Euren Worten richten, auch wenn mir das sehr schwerfällt.«
    Anna atmete tief durch, als müsste sie für die Aufgabe, die ihr bevorstand, erst einmal genügend Sauerstoff in sich hineinsaugen. Sie hatte ein sehr mulmiges Gefühl, wenn sie daran dachte. Die Grenzen dessen, was eigentlich die Aufgabe von Psychologen und Therapeuten war, hatte sie längst und in jeder nur denkbaren Hinsicht überschritten. Sowohl was ihre Funktion als Beraterin der Polizei anging, als auch im Hinblick auf ihr therapeutisches Verhältnis zu einem Patienten namens Frank Schmitt.
    Aber Anna fand, dass es trotzdem richtig war. Schließlich ging es darum, einen Serienmörder zu stellen. Und das rechtfertigte in ihren Augen einen Verstoß gegen die Regeln. Zumindest versuchte Anna sich das immer wieder einzureden. So richtig

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