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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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Feuerwerker stand verärgert über seine Arbeit gebeugt. Ich kannte den Mann, ich wusste, es machte ihn ganz krank, dass wir ihn in diesem Kellerloch aufgespürt hatten. Da er der festen Überzeugung war, dass Gott nur denen Armut schickt, die sie auch verdienen, konnte ich gut nachvollziehen, dass er sich schämte. Er machte sich an einer eisernen Retorte zu schaffen, deren heißen Inhalt er überprüfte, eilte zum Mörser, um der Mischung ein wenig rote Farbe beizumengen, dann maß er Schießpulver ab und versuchte wütend, unsere Anwesenheit zu ignorieren. Und jetzt wollte ich ihn obendrein noch bitten, Kindern beizubringen, wie man ein Feuerwerk macht. Ich erklärte ihm, dass sie im Gegenzug gewissermaßen als meine Spione arbeitenwürden. Aus seiner Sicht betrachtet, wirkte ich wie ein ziemlich kompletter Idiot.
    »Wenn du es schaffst, mich zu etwas so Hirnverbranntem zu überreden, dann schlage ich dich für die nächste Gouverneurswahl als Kandidat vor«, blaffte er. »Verschwinde verflucht noch mal aus meiner Werkstatt, ich habe keine Zeit, Leuten einen Gefallen zu tun.«
    Ich wollte ihm gerade ein Angebot machen, als Bird plötzlich vor Entzücken aufquietschte. Dieser fröhliche Laut zog an etwas in meinem Inneren, irgendwo hinten in meiner Kehle.
    »Da ist ja ein kleiner Griff dran!«, sagte sie. »Ich hab schon mal ein Feuerwerk auf dem Fluss gesehen, aber ich habe noch nie so ein Feuerwerksding in der Hand gehalten. Ist das dafür gut? Dass man es festhalten kann, während es leuchtet? Was für eine Farbe hat es?«
    Hopstills tiefsitzender Abscheu vor allen Kindern schien ein wenig in den Hintergrund zu treten. »Es ist silberfarben.«
    »Oh, wie machen Sie das denn?«
    »Mit Metallpulver. Ich nehme das billigste, das ich finden kann.«
    Dann herrschte einen kleinen Moment lang Stille. Ich hätte sie noch ein bisschen länger hinauszögern können. Tat ich aber nicht.
    »Wenn du den Zeitungsjungen beibringst, wie sie ein Feuerwerk für ihre Bühneneffekte veranstalten können, dann zahle ich dir genug, dass du aus diesem Keller rauskommst«, lautete mein Angebot.
    »Lächerlich. Was glaubst du denn, wie viel das wäre?«
    »Zwanzig Dollar.«
    Seine Augen sprühten Funken wie kleine Raketen, doch genauso schnell erlosch das Feuer wieder. Dahinter lauerte der glühende Ausdruck völliger Verzweiflung. Also legte ich die zwei Goldmünzen auf den Tisch: zwanzig Dollar.
    Hopstill blinzelte sie hungrig an. »Ich hätte nie wirklich gedacht, dass ich mich eines Tages mit jemandem aus der altenNachbarschaft zusammentun werde, und jetzt holst du mich hier aus diesem Drecksloch heraus. Verzeih meine Skepsis von vorhin. Aber ich bin sehr erschöpft und habe schon lange nicht mehr mit einem bekannten Gesicht darüber geredet.«
    »Julius schien auch recht froh, dass er einem alten Nachbarn begegnet ist, und ich bin ihm dankbar, dass er mir verraten hat, wohin du gegangen bist.«
    Hopstill sah von einem Sack mit blauem Pulver auf. »Julius? Ach ja, der Schwarze aus dem Nick’s. Ich habe ihn tatsächlich getroffen. Der hat es dir also erzählt.«
    »Was hast du denn gedacht, wer es war?«
    »Miss Underhill natürlich.«
    Ich drehte und wendete meine Gedanken, ordnete sie zu neuen Mustern. Keines ergab einen Sinn. »Weshalb denn?«
    »Na ja, sie ist überall, nicht?«, murmelte er. »In der tiefsten Nacht, wenn alle Christenmenschen im Bett liegen. Jedenfalls werde ich diesen Burschen beibringen, ein Feuerwerk zu veranstalten, mit dem man die gewöhnlichen Theatergänger das Fürchten lehren kann.«
    »Ich danke dir.«
    Hopstill sank der Kopf in die geöffneten Hände. »Mein Gott, und ich hatte schon gedacht, ich würde hier wahrscheinlich sterben, wenn der Winter kommt und ich Extrageld für Heizöl brauche«, sagte er an niemand Bestimmten gerichtet. Ich fragte mich, wann er wohl das letzte Mal etwas gegessen hatte. Auf den Regalen standen keine Lebensmittel, soweit ich sehen konnte. »Ich hatte schon ein großes Finale für meine Lagerbestände geplant, über dem Battery Park. Besser, sie in einer göttlichen Explosion hochzujagen, als sie billig zu verhökern, um noch ein paar elende Wochen länger durchzuhalten. Aber das kann ich jetzt vergessen. Manchmal regeln sich die Dinge am Ende zum Guten.«
    »Manchmal«, stimmte Bird ihm ernst zu.
    Wenn alle Christenmenschen im Bett liegen , dachte ich, und der Satz scharrte in meinem Schädel wie ein Juckreiz.
    »Manchmal«, sagte ich laut.
    Gerade jetzt zum Beispiel

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