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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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wurde, gewiss erklären.
    Dr. Peter Palsgrave
    » Bringen Sie Ihre Arbeit zu Ende und lassen Sie das hier aufhören « , murmelte ich heiser. » Machen Sie wieder ganz, was zerbrochen ist. Mein Gott, wer auch immer aus deinen unsichtbaren Heerscharen mir jetzt zuhören mag, was zur Hölle soll ich jetzt tun?«

17
    Die Lebensbedingungen in Irland sind gegenwärtig erschütternd – qualvoll – höchst beklagenswert. Die bittere Not zwingt die Menschen, Verbrechen zu begehen. Streitereien um Land geben immer wieder Anlass zum Mord.
    New York Herald, Sommer 1845.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als mich wieder an die Arbeit zu machen. Ja, harte, fieberhafte Arbeit, beschloss ich, war der einzig gangbare Weg.
    Drei Tage lang wartete ich auf Nachrichten von den Jungen, deren Beruf darin bestand, ebendiese an den Mann zu bringen. Ich argwöhnte, dass sie mittlerweile sehr erfolgreich gelernt hatten, wie man ein Feuerwerk veranstaltet, in Bezug auf unheimliche Kutschen aber nichts weiter herausgefunden hatten. Ich zermarterte mir das Hirn über den einzigen Brief, der nicht verbrannt war. Um die Leichenhalle machte ich einen großen Bogen. Doch an dem Tag, bevor die Leichen heimlich bestattet werden sollten, ging ich mit Mr. Piest in den Keller und untersuchte jeden Knochen und jedes Haarfollikel einzeln, was mir nichts weiter einbrachte als eine hartnäckige Übelkeit und ein öliges Gefühl an den Fingerspitzen, das erst wieder verschwand, als ich Lauge benutzte. Dann schaute ich bei den Polizeiwachen am Nordrand der Stadt vorbei, die sich zu Tode langweilten, da sie jeweils siebzehn Stunden am Stück in den Wäldern festsaßen. Für meine Bemühungen wurde ich mit ein paar recht saftigen Beleidigungen belohnt.
    Nach den drei Tagen, am Morgen des dreißigsten August, war ich so verzweifelt, dass ich Bird aufforderte, sich hinzusetzen und den Mann mit der schwarzen Kapuze für mich zu zeichnen.
    »Bitteschön, Mr. Wilde«, sagte sie, als ihre Finger von der Kohle ganz schwarz waren und die Zeichnung fertig war.
    Es war das Bild eines Mannes, der einen pelerinenartigen Umhang trägt und dessen Kopf von einer schwarzen Kapuze bedeckt ist. Ich dankte ihr trotzdem.
    Unterdessen hatte die Paranoia meines Bruders – die ja nur allzu logisch war – auch mich infiziert. Jeden Morgen verschlang ich den Herald , aber schon allein beim Griff nach der vertrauten Zeitung war mir ganz seltsam zumute. Schreib bloß nichts von irgendwelchen Kindchen, bettelte ich im Stillen. Gib mir Zeit.
    Und so las ich über die fleißigen Bauarbeiten in der Stadt, über Schifffahrtpläne und heftige Unruhen im fernen Texas und wagte kaum, meine Augen weiterzubewegen, aus Angst, ich könnte auf meinen eigenen Namen stoßen: Wie uns bekannt wurde, hat Timothy Wilde, der Polizist mit der Nummer 107, in dem Fall des Meuchelmordes an den irischen Kindern die Ermittlungen durchgeführt und in jeder nur erdenklichen Art und Weise versagt.
    Ich war überzeugt, dass genau das geschehen würde. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
    Am Samstagabend dann, als ich mich nur noch wie ein Wrack und ebenso nutzlos fühlte und nicht wusste, was ich mit mir anfangen sollte, kehrte ich zu den Tombs zurück. Im Hof begegnete ich Mr. Connell, der einen schlanken, teuer gekleideten Mann in grünem Samtrock abführte, dessen Hände hinter seinem Rücken gebunden waren. Die Miene meines Kollegen war grimmig. Er nickte mir in Erwiderung meines Grußes zu.
    »Hören Sie, Sir«, rief der Gefangene mir zu, »helfen Sie mir bitte – ich werde gegen meinen Willen hier festgehalten.«
    »Sicher, das ist der Zweck des Manövers«, erwiderte Connell.
    »Worum handelt es sich?«, fragte ich.
    »Ich wurde auf der Straße von diesem ... diesem Individuum hier angepöbelt«, erzählte der Gefangene naserümpfend. »Wie schlecht muss es um unsere Stadt bestellt sein, wenn ein Gentlemanurplötzlich von so einem gebleichten Wilden misshandelt werden kann. Mir wurde Gewalt zugefügt. Ich appelliere an Sie, Sir, lassen Sie mir auf der Stelle Gerechtigkeit widerfahren!«
    »Wie lautet denn die Anklage?«, fragte ich gleichmütig.
    »Handel mit gefälschten Aktienzertifikaten«, antwortete Connell.
    »Bringen Sie ihn in den östlichen Zellenblock, ganz ans Ende«, schlug ich vor. »Man hat mir erzählt, dass es da einen frischen Wurf Ratten gibt, mit denen dürfte er sich gut verstehen.«
    »Nimm deine dreckigen Pfoten von mir«, quiekte der Aktienfälscher, als Mr. Connell ihn

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