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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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Fensterflügel spucken Hühnereingeweide und halbverfaulte Gemüseabfälle aus, heruntergeworfen aus Küchenschüsseln drei Stockwerke höher. Ich glaube nicht, dass Bird schon einmal durch so ein Höllenloch gegangen war, denn sie drückte sich an mich, die Augen weit aufgerissen, und war auf der Hut. Sie starrte die Schwarzen an, die auf den Türschwellen hockten, den Strohhut in der Hand und einen Krug auf den Knien, ausgemergelt vom vielen Schwitzen; Iren, die in den Fenstern lehnten, völlig abwesend rauchten, ausgehungert nach einer ehrlichen Arbeit. Der Schmerz, der in dieser Straße von den Pflastersteinen aufsteigt, ist so stark, dass er einem in die eigenen müden Füße dringt.
    Nach dem, was Julius mir erzählt hatte, wohnte Hopstill in einer Dachkammer in der Mott Street Nummer 24. Als wir zu dem verfaulten Holzgebäude gelangten, ging ich direkt auf die Tür zu. Ein Stiefel traf meinen Knöchel, und ich sah nach unten. Mein Blick fiel auf schmutzverklebte Röcke, und ich entdeckte eine Frau, an der alles staubgrau war und die mit den Fingernägeln Kartoffeln schälte.
    »Was wollen Sie?«
    »Edward Hopstill«, antwortete ich der seltsamen Wächterin. »Er wohnt unter dem Dach, nicht wahr?«
    »Tut er nich«, schniefte sie und ließ ein Fitzelchen Kartoffelschale auf den Boden fallen. »Is in den Keller umgezogen, vor ’nem Monat.«
    Ich bedankte mich bei ihr und stieg über die Schüssel, während Bird mir dicht auf den Fersen blieb. Hopstill hatte schon damals, bevor das Feuer unsere Häuser verwüstet hatte, von der Hand in den Mund gelebt, das war mir bekannt. Aber jetzt ... ein Keller . Ich mochte den alten Halunken gar nicht besonders, und doch trugen mich meine Füße nur widerstrebend weiter, ich wollte nicht sehen, wie es jemanden, den ich persönlich kannte, so weit nach unten gebracht hatte, bis unter die Erde.
    Die Treppe in den Keller hatte unten eine Tür. Wir stapften hinunter. Ich klopfte, und die Tür ging auf. Hopstill streckte den Kopf heraus, seine Wangen waren schlecht rasiert, sein Haar war feucht und wahrscheinlich modrig, die Haut schon ganz aschfahl. Ein beißender Geruch nach Schießpulver, brennendem Petroleum und den Dämpfen, die sich unter New Yorker Häusern zusammenbrauen, stieg uns in die Nase.
    »Was zum Kuckuck willst du denn hier?«, knurrte Hopstill in seinem gereizten englischen Tonfall.
    Bumm .
    Die Explosion war nicht besonders heftig. Aber doch stark genug, dass ich einen Arm schützend um Bird warf, die hochsprang wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten hat, und dass Hopstills mürrischer Gesichtsausdruck sich noch ein wenig tiefer in sein Gesicht grub.
    »Na wunderbar. Vielen Dank auch, Wilde. Wie soll ich testen, ob ein neuer Böller die richtige Farbe hat, wenn ich gar nicht zu sehen bekomme, wie er explodiert ?«
    Zögernd folgten wir ihm nach drinnen. Das Labor, das wir hier zu Gesicht bekamen, war eher der rußige Arbeitsplatz eines Handwerkers als die hell erleuchtete Spielwiese eines Wissenschaftlers. Der schweflig gelbe Lampenschein beleuchtete ein ungemachtes Bett, einen Luftschacht voll summender Fliegen, zwei große Tische und einen kleinen Kochherd. Alles war vollerMörser und Stößel, Böller, Wunderkerzen und verkorkter Flaschen mit Feuerwerksschießpulver. Die Wände waren beplankt, strömten einen erdigen Geruch nach fauliger Nässe aus, und dort, wo das Holz den Lehmboden berührte, waren Schlammpfützen. Entweder war der Nachttopf voll oder aber der Keller des Hinterhauses (ich zweifelte nicht daran, dass es ein Hinterhaus gab) wurde als Abwasserbecken genutzt. Alles in allem war es das unbewohnbarste Zimmer, das ich je zu Gesicht bekommen hatte. Wenn man einmal von dem überzeugenden Vorteil absah, dass es nur von einer Person bewohnt wurde und nicht von zehn.
    »Es ist wegen der Feuerwerkskörper, nicht wahr?«, fragte ich.
    »Was?«
    »Du musst allein leben. Wegen der Feuerwerkskörper. Du musst eine ganze Wohnung mieten, und das hier ist das, was du dir leisten kannst.«
    »Was zum Teufel geht dich das an, was ist das für eine junge Person, die dir da ständig hinterherläuft, warum trägst du einen Kupferstern und was machst du in meiner Wohnung?«
    Ich erzählte ihm gerade so viel, wie er wissen musste, das heißt so gut wie gar nichts. Einen Dreißigsekundenbericht darüber, wieso ich bei der Polizei gelandet war. Wir hatten es eilig, und Hopstill konnte es vertragen, wenn man ein bisschen rüde mit ihm umsprang.
    Der

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