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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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Underhills Tod gewesen. Der Pfarrer hatte seine Frau angebetet, und ich weiß, wie Verehrung aussieht. Nachdem er sie am Tag ihres Dahinscheidens in die Erde hinabgelassen hatte, ihr Leib geschrumpft und fast nicht wiederzuerkennen, hatte er sein sorgfältig verschlossenes Arbeitszimmer drei Tage nicht mehr verlassen. Kein noch so lautes Flehen, selbst von der vierzehn Jahre alten Mercy, konnte ihn dazu bewegen, wieder zum Vorschein zu kommen. Doch dann, Sekunden bevor Val seinen neuen Dietrich einweihen konnte, war die Tür aufgegangen, und Thomas Underhill hatte seine weinende Tochter geküsst, sie fest an sich gedrückt, ihr zärtlich übers Haar gestrichen und dann verkündet, das kleine Nebengebäude der Pine Street Church warte jetzt schon so lange auf ein neues Dach, er werde sich darum kümmern. Er hatte den Raum verlassen, ohne einen Blick zurückzuwerfen, während mein Bruder, Mercy und ich ihm wie betäubt nachstarrten. Mercy hatte im Arbeitszimmer keinen Hinweis darauf gefunden, was er die ganze Zeit dort gemacht hatte, bis sie Monate später entdeckte, dass jede einzelne Seite der umfangreichen Büchersammlung ihrer Mutter sorgfältig von Hand mit einem Rand in schwarzer Tinte versehen worden war. Tausende und Abertausende zobelschwarzer Trauerränder.
    Nein, dem Reverend konnte es unmöglich besser gehen als mir, nie im Leben. Nicht nach dieser Sache mit der Milch.
    Schritte näherten sich. Ich sah unter meiner breiten Hutkrempe hervor. Es war Mr. Piest, der seine einzige Dienstpause dazu nutzte, einen Kaffee zu trinken. Ich konnte es riechen. Aber er hatte zwei Blechtassen in der Hand, nicht nur eine. Seine fliegenden grauen Locken grüßten mich mit wildem Winken, als er eine der Tassen absetzte.
    »Vaterlandsfreund, ich grüße Sie«, erklärte er feierlich.
    Bevor er mit einem dumpfen Poltern seiner Schnürstiefel den Raum wieder verließ, setzte er hinzu: »Sie werden sich schon daran gewöhnen, Mr. Wilde.«
    Was für ein Blödsinn , erwiderte ich im Geiste voller Groll.
    Doch nachdem ich an dem öligen Kaffee genippt hatte – der kräftig und aromatisch war, viel besser, als er von Rechts wegen hätte sein dürfen –, gelang es mir, die Feder aufs Papier zu setzen.
    Bericht des Polizisten T. Wilde, 6. Bezirk, 1. Distrikt, Dienstnummer 107.
    Aufgrund eines Verdachts von Reverend Thomas Underhill aus der Pine Street Nr. 3 um acht Uhr morgens das Haus Anthony Street Nr. 12 aufgesucht. Dort im Hintergebäude, Erdgeschoss, eine Bewohnerin, Mrs. Eliza Rafferty, im Zustand größter Verwirrtheit angetroffen. Ihr Säugling Aidan Rafferty war nicht aufzufinden. Die Mutter behauptete, von einer Ratte bedrängt worden zu sein, und schickte uns zum Spülbecken besagter Mietwohnung, wo der tote Säugling abgelegt worden war.
    Festnahme von Mrs. Rafferty, die das Vorgefallene nicht zu verstehen schien, wenngleich sie sich in höchstem Gefühlsaufruhr befand. Reverend Underhill ging unverzüglich Hilfe holen. Als Erste erschienen am Tatort die Streifenpolizisten York und Patterson, diese riefen den Coroner. Mrs. Rafferty wurde von mir zum Frauenflügel in den Tombs geleitet, dort unter der Häftlingsnummer 23 398 inhaftiert und wartet auf ihre Einvernahme.
    Ich hielt inne und betrachtete verwundert meine Handschrift. Absolut leserlich. Das war einfach entsetzlich. Es war so herzlos, dass mir wieder ganz schlecht wurde, diese ordentlichen Buchstaben widerten mich an. Ich hatte die Annahme für vernünftig gehalten, dass der Bericht lesbar sein sollte, aber jetzt kam mir der Gedanke, dass jeder, der dazu imstande war, all dies ganz sauber niederzuschreiben, ein schändlicher Mensch sein musste.
    Der Bericht des Coroners über die Leiche von Aidan Rafferty, etwa sechs Monate alt, steht noch aus; die Male am Hals weisen darauf hin, dass Strangulation die wahrscheinlichste Todesursache sein dürfte.
    Meine Schrift starrte mich an, ein Paradebeispiel für eine ruhige Hand. Abstoßend. Als ich sah, wie knapp und klar der Satz wirkte, wie kühl, riss ich mir das verfluchte Sternabzeichen ab und warf es, so fest ich konnte, gegen die weißgetünchte Wand.
    Als ich in jener Nacht unter dem gleißenden Licht der Auguststerne nach Hause ging, den toten Kupferstern in der Tasche, fragte ich mich, wie ich meinen Bruder am besten dafür bezahlen lassen konnte, dass er mir diesen Tag beschert hatte. Ich dachte ziemlich nachdrücklich an ihn, dachte, Gott verfluche Valentine Wilde , immer und immer wieder, bis ich in der

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