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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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Zähne und ging auf die Knie. »Laufen Sie weg.«
    »Das tue ich nicht«, antwortete sie und zerrte an den Hanfseilen, mit denen Julius angebunden war.
    »Dann nehmen Sie um Gottes willen dieses Ding aus seinem Mund.«
    Da ich nicht wusste, wie lange er schon angebunden gewesen war, packte ich meinen Freund, als ich ihn von den Fesseln befreit hatte, überm Hosenboden beim Hemd. Aber er konnte stehen, auch wenn seine Hände, deren Knöchel bluteten, leicht zitterten. Julius riss sich los und strauchelte etwas über die Reisigbündel. Dann beugte er sich vor, um das ekelerregende Ding auszuspucken, das Mercy gelockert hatte. Es schüttelte ihn, er musste ein paarmal würgen. Unterdessen behielt ich Mercy im Blick und auch die Betrunkenen, die allmählich wieder zu sich kamen und flüsternd beisammenstanden, ein wenig verheißungsvoller Klüngel.
    »Bist du unverletzt?«, fragte ich und warf einen Blick über die Schulter.
    Julius stützte die Hände auf die Knie und hustete. »Schön, Sie wiederzusehen«, brachte er schließlich heraus. »Ich dachte, Sie hätten die Stadt verlassen.«
    »Ich bin in den Sechsten Bezirk gewechselt.«
    »Na, das ist ja wohl das Verrückteste, was ich je gehört habe. Was hat Ihnen denn im Ersten nicht gepasst?«
    »He, Kupferstern.« Ein bösartiger Singsang, den ich langsam satthatte.
    Der fackelschwingende Ire hatte nicht nur seinen Mut wiedergefunden, sondern auch ein frisches Kontingent an Verbündeten. Drei weitere Männer, Arbeiter aus der Menge, standen nun neben den ursprünglichen Ganoven.
    Zwei hatten Messer und der dritte einen Messingschlagring.New York stand offenbar kurz davor, mit anzusehen, wie einer seiner neuen Kupferstern-Polizisten abgestochen wurde. Schönes Schauspiel.
    »Aufhören«, donnerte eine Stimme, die ungemein fremd und tief klang. Fast hätte ich lachen müssen. Aber über Dinge zu lachen, die nicht lustig sind, ist ja eigentlich eher Vals Spezialität. Und als ich mich umwandte, kam ich mir wie ein unglaublicher Idiot vor, weil ich vergessen hatte, dass es in dieser Stadt mehr als einen von meiner Sorte gab.
    Mr. Piest stand in seiner ganzen seltsamen Krustentierpracht an der Spitze einer Einheit von Polizisten – es waren ungefähr fünfundzwanzig, etwa die Hälfte der Truppe des Sechsten Bezirks –, allesamt mit Knüppeln bewaffnet, mit denen sie drohend gegen ihre Stiefel klopften. Die amerikanischen Rowdys unter ihnen waren offenbar hocherfreut über die Situation. Mehr jedenfalls als die irischen Polizisten, die es ganz bewusst vermieden, einander anzusehen. Dennoch standen sie mit maskenhaften, unerschütterlichen Mienen in einer sauberen Reihe, ein Bild professioneller Entschlossenheit. Rotes Haar und schwarzes Haar und blondes und braunes, alles zusammen, die kleinen Sterne, die bereits ihren Glanz verloren hatten, an die Jacken geheftet.
    Der irische Riese brüllte etwas in seiner Muttersprache. Zornesröte trat in die Gesichter der Polizisten, die ich aus den Tombs kannte. Mr. Connells breites, intelligentes Gesicht fror augenblicklich ein, und das von Mr. Kildare schloss sich wie eine Falltür. Ich fragte mich, warum, denn ich kannte sie beide als ernsthafte Polizisten mit gutem Charakter – Menschen, mit denen ich nach einer Sechzehn-Stunden-Schicht über die schmerzenden Beine oder die unhöfliche Behandlung auf der Straße plaudern konnte.
    Und dann stürzten sich die betrunkenen Raufbolde auf die Polizisten wie eine Rabenfamilie, die gegen eine geschlossene Fensterscheibe anfliegt.
    Die Einheit wurde auseinandergesprengt, einige der Polizistenbrüllten laut. Ich hörte Warnrufe, Freudengeschrei, einer juchzte vor Kampfeslust: »Da habt ihr’s, ihr Hurensöhne«, aber wie die Sache ausgehen würde, war eigentlich keine Frage. Knüppel flogen, Fäuste wirbelten, es war wie ein Akrobatenauftritt in Niblo’s Gardens. Einer der Betrunkenen stieß einen schrillen Schrei aus, als ein besonders effizienter Polizist ihm das Bein brach.
    Und dann stand nur noch der Anführer da und schwang seine Fackel wie ein Schwert gegen seine Feinde.
    Mr. Connell, ein Ire mit scharlachrotem Haar, den ich herzlich gern mochte und mit dem ich schon zweimal in den Tombs meine Zeitung geteilt hatte, trat geschickt hinter ihn und streckte ihn mit einem eleganten Knüppelschwinger auf den Hinterkopf nieder. Sobald er am Boden lag, zielten ein paar amerikanische Stiefel nach seinen Rippen. Weitere Schreie wurden laut, ein Mitternachtsgelächter, das mich an Val

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