Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
Vom Netzwerk:
abgesehen von seinen letzten Gulden, die dahinschmolzen wie Schnee in der Sonne – schließlich war die Hilfe des Prokurators bei aller Loyalität nicht umsonst. Er rollte die Schultern und betätigte den Torklopfer des Bürgerhauses. Wenn doch alles nur so einfach wäre, wie es aus Hans Multschers Mund geklungen hatte! Nicht ein einziges Mal war es ihm bis zum heutigen Tag gelungen, den feigen Bader erneut zu stellen. Einerseits, weil dieser sich in seinem Badehaus verkroch; andererseits, weil ihm bei all der Arbeit, die Martin ihm aufbürdete, keine Zeit für andere Dinge blieb. Und von seiner Schwester hatte er auch nichts mehr gehört! »Los doch, beeil dich«, raunzte ihn der Bedienstete an, der das Tor öffnete. »Der Herr wartet schon auf die Ware.« Er winkte Utz ungeduldig in den Hof und zeigte auf eine offene Gewölbehalle. »Lade die Sachen dort ab.« Als er Utz einen leichten Stoß in den Rücken versetzte, wäre der junge Mann am liebsten herumgefahren und hätte ihm für diese Unverschämtheit eine Lektion erteilt.
    Doch leider war er nicht mehr in der Position, um freches Gesinde zurechtzuweisen. Daher riss er sich am Riemen, tat wie aufgetragen und trollte sich, nachdem er die Bezahlung von dem Knecht in Empfang genommen hatte.
    Vier Stunden und etliche Botengänge später rollte er das letzte Fass Wein in den Weinkeller des Kronenwirtes, in dessen Herberge soeben die ersten Turnierrecken eintrafen.
    Nachdem offenbar vor Kurzem mit dem Stabbrechen das Turnierende verkündet worden war, würden die Feierlichkeiten bald beginnen. Inzwischen wurden schon die betörendsten Düfte durch die Luft getragen. Überall roch es nach gebratenem Fleisch, geröstetem Brot und allerlei köstlichen Soßen – was dafür sorgte, dass Utz das Wasser im Munde zusammenlief. Mit einem Ächzen stemmte er sich gegen das schwere Fass, um es aufzurichten. Dann klopfte er sich den Staub aus dem Rock. Da er nicht lange auf seine Bezahlung warten musste, steuerte er wenig später mit dem leeren Karren auf den Ausgang zu. Der Weg dorthin führte ihn an den Stallungen vorbei, die er gerade passieren wollte, als ihm ein Ritter auf einem stämmigen Kaltblut vor die Füße ritt. »Gib acht, du Tölpel!«, schnauzte ihn der Kämpfer an. Seine Stimme ließ Utz mitten in der Bewegung innehalten. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Während ihn brennende Scham übergoss, senkte er den Kopf und versuchte, sein Gesicht vor dem Reiter zu verbergen. Doch dafür war es bereits zu spät. »Ach, Euch sind wohl die Knechte ausgegangen?«, spottete Ulrich von Helfenstein. »Oder wolltet Ihr Euch so vor dem Gesellenstechen drücken?« Obschon sein Tonfall beißend und die Worte voller Spott waren, schwang etwas darin mit, dass Utz dazu veranlasste, den Blick zu dem Helfensteiner zu heben. Seine linke Wange zierte ein großer Bluterguss, der vermutlich vom Schlag eines Kolbens herrührte, und auch sein linker Arm schien etwas abbekommen zu haben. Utz verengte die Augen, als ihm weitere Einzelheiten auffielen. Warum saß er auf solch einem schäbigen Pferd, wo er doch ein kostbares Vollblut sein eigen nannte?, fragte sich der junge Mann. Aber ehe er etwas erwidern konnte, pfiff der Ritter einen Burschen herbei, glitt aus dem Sattel und stapfte ohne weiteren Kommentar davon.
    Eine Falte grub sich zwischen Utz’ Brauen. Sollte der prahlerische Graf von Helfenstein den Apfelschimmel etwa verloren, oder noch schlimmer, durch eine Verletzung eingebüßt haben? Er sah dem Ritter einen Augenblick lang nach, dann zuckte er die Achseln, packte erneut die Griffe des Karrens und verließ den Hof. Das war nun wirklich nicht sein Bier!
    ****
    Mein Gott, warum musste ihm ausgerechnet im Moment seiner größten Niederlage der gierige kleine Halsabschneider begegnen, grollte Ulrich von Helfenstein. Und warum hatte er nicht einfach den Mund halten und ihn mit seinem Handkarren abziehen lassen können? Wütend trat er die Tür seiner Kammer hinter sich zu und raufte sich die Haare. Da er seinen Harnisch – genau wie sein Streitross – dem Katzensteiner als Ablöse hatte überlassen müssen, fühlte er sich nackt und schutzlos – dem Hohn all derjenigen ausgesetzt, die ein Stockwerk unter ihm bald mit Tanz und Völlerei beginnen würden.
    Auf keinen Fall konnte er sich dort blicken lassen, hatte er doch mehr als nur sein Gesicht verloren! Er ließ sich schwer auf das breite Bett fallen und stöhnte. Warum war er nur so ein verdammter Sturkopf? Warum hatte er nicht

Weitere Kostenlose Bücher