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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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ihr furchtsames Getuschel zu achten, bekreuzigte er sich ein letztes Mal, ehe er das Gefängnis des Priesters betrat. Dieser hatte sich auf dem Boden zusammengerollt. Seine gleichmäßigen Atemzüge verrieten, dass er tief schlief. »Vergib mir, barmherziger Vater«, murmelte Vlad dumpf und beugte sich über den alten Kirchenmann. Obschon sich jede Faser seines Körpers gegen die feige Tat sträubte, legte er dem alten Geistlichen die Hände um die Kehle und drückte zu.
    Eine Stunde später befand er sich auf dem Weg zurück an den osmanischen Hof.

Kapitel 51
Preßburg, ein Platz in der Nähe der Burg, September 1447
    Schnell, es darf dich niemand hier sehen!« Zehra zog das bunte Kopftuch noch etwas tiefer in die Stirn und sah sich nach allen Seiten um. Wie bereits in Passau und Wien, lagerten die Sinti auf einem Platz in der Nähe der Burg, da Herzog Michel offenbar auch hier Verbindungen hatte. Wenige Steinwürfe von ihrem Wagen entfernt rauschte die Donau, die durch die Regengüsse der vergangenen Tage gefährlich angeschwollen war. Sowohl ihre Röcke als auch ihre Schuhe waren schlammig und durchweicht. Der kalte Wind ließ sie frösteln.
    Sie drückte dem jungen Mann eine Münze und einen Brief in die Hand. »In Ulm erhältst du noch einmal das Doppelte«, versprach sie und hoffte, dass die leuchtenden Augen des siebenbürgischen Handelsknechtes bedeuteten, dass er den Auftrag auch tatsächlich erfüllte. »Hast du dir alles gemerkt?«, fragte sie. Der Bursche nickte. »Dann geh!«, drängte Zehra und sah seiner schlaksigen Gestalt nach, bis diese über die Brücke verschwunden war. Wenn nur alles gut ging! Jetzt, wo es ihr endlich gelungen war, heimlich einen weiteren Brief an Utz zu schreiben und mit ihren Tränken etwas dazu zu verdienen.
    Gott sei Dank hatte sie das Geld vor Michel verbergen können, ehe dieser es ihr hatte abnehmen können! Als der Wind auffrischte und sich dicke Tropfen von der Trauerweide über ihr lösten, schüttelte sie diese aus ihrer Kleidung und huschte zurück in den Wagen. Dort saßen einige Frauen über Näharbeiten gebeugt und schwatzten in der Sprache der Sinti. Ohne auf das Geschnatter zu achten, zog sich Zehra in die Ecke zurück, in der ihre eigenen Habseligkeiten lagen, und kramte in einem Beutel voller Kamillenblüten. Die so unverhofft aufgetauchte Möglichkeit, die Nachricht einem Boten anzuvertrauen, der nicht zu Michels Gefolge gehörte, wühlte sie innerlich auf. Hätte sie den Handelsknecht und seinen Herrn nicht zufällig vor zwei Tagen bei einem Ausflug auf den Markt belauscht, wüsste sie nichts von deren Plänen, der Donau bis nach Ulm zu folgen.
    Noch immer war sie nicht sicher, ob sie sich nicht in einem Traum befand, aus dem sie bald ernüchtert erwachen würde.
    Zu lange war es her, dass sie zu hoffen gewagt hatte, eines Tages doch noch einmal Kontakt mit ihrem Bruder aufnehmen zu können und diesen wissen zu lassen, wo sie sich inzwischen befand. Die neu erwachte Hoffnung ließ sie die Trostlosigkeit ihres Daseins für eine Weile vergessen. Doch dann machten sich erneut Zweifel in ihr breit. Was, wenn Utz ihre Botschaft nie erhalten würde? Zitternd vor Aufregung kam sie auf die Beine und verließ erneut den Wagen. Sie musste sich mit irgendetwas ablenken – und dazu war nichts besser geeignet, als Reyka, der Kräuterfrau, zur Hand zu gehen. Seit Zehra zwei Wöchnerinnen vor dem gefürchteten Kindbettfieber bewahrt hatte, indem sie aus deren fauligem Wochenfluss und Theriak ein Heilmittel hergestellt hatte, war sie oft an der Seite der Kräuterfrau zu finden. Vieles von dem, was Zehra bereits als Kind von ihrer Großmutter gelernt hatte, erschien der Zigeunerin beinahe wie Zauberei – dies hatte Zehra zuerst mit Unbehagen erfüllt. Da ihr Reyka jedoch – genau wie Kaliya – versichert hatte, dass die Sinti sie nicht für eine Hexe hielten, hatten sich ihre Sorgen bald gelegt. Inzwischen war Reykas Wagen so etwas wie ein Ort der Zuflucht für sie geworden. Hier konnte sie ihren Gedanken nachhängen, sich in wohlbekannte Handgriffe flüchten oder einfach nur das Leid der Kranken lindern. Allerdings kam sie heute gar nicht erst so weit. Keine zwanzig Schritte von ihrem eigenen Karren entfernt, fing sie einer von Michels raubeinigen Gesellen ab und hielt sie grob am Arm fest. »Du kommst mit!«, stieß er barsch hervor. Einen Moment lang bangte Zehra, der Herzog hätte ihr heimliches Treffen mit dem Handelsknecht entdeckt. Doch dann setzte der Zigeuner

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