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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Johann Hunyadi, nicht gerade gut auf den König zu sprechen ist.« »Nicht gut zu sprechen, ist eine Untertreibung«, knurrte der Rotbart. »Immerhin weigert sich dieser Kerl immer noch, unseren Thronfolger freizulassen!« Zehra horchte erstaunt auf. Der deutsche König hielt den ungarischen Thronfolger gefangen? Davon hatte sie nichts gewusst.
    »Aber wenn die Kleine tatsächlich kann, was Ihr behauptet, dann sollt Ihr Euren Geleitschutz haben«, sagte der schlanke Ritter, der Zehra ermunternd zugelächelt hatte. Sein offenes Gesicht wirkte feiner als das der anderen. Auch seiner Haltung war zu entnehmen, dass er der Wichtigste der Besucher war. »Ganz egal, wie man diese Hunde foltert, es ist kein einziges Wort aus ihnen herauszubringen«, mischte sich ein weiterer Ritter ein. »Nun, das wird sich ja nun ändern«, bemerkte Michel und legte Zehra auch die zweite Hand auf die Schulter. »Warum nehmt Ihr sie nicht mit auf die Burg und findet heraus, wie wertvoll sie ist«, sagte er. Zehra zuckte zusammen, als sich der Kreis der Männer um sie schloss und sie sich unvermittelt von einer Mauer aus eisernen Panzern eingeschlossen sah.

Kapitel 52
Ulm, September 1447
    Ulrich von Helfenstein war das erste Mal seit langer Zeit wieder in Hochstimmung. Mit beschwingtem Schritt schlenderte er über den Marktplatz, wobei ihn heute nicht einmal das Gedränge der Händler und Bürger störte. Der Antrag, den er beim zweiten jährlichen Kapiteltreffen der Gesellschaft mit Sankt Wilhelm – am Sonntag nach dem St. Andreastag – stellen wollte, würde angenommen werden. Dessen war er sich dank der Versicherung zweier der drei Hauptleute gewiss. Dies bedeutete, dass sein neuer Verbündeter, Utz von Katzenstein, schon bald als vollwertiges Mitglied in die Gesellschaft aufgenommen werden konnte. Er rieb sich innerlich die Hände.
    Denn damit rückte eine Fehde gegen den vermaledeiten Johann von Katzenstein, der ihm die Schmach einer Turnierniederlage beigebracht hatte, in greifbare Nähe! Ganz zu schweigen von der Rückeroberung seines Vollbluthengstes!
    Nicht einmal der unangenehm kühle Wind, der durch die Gassen pfiff, störte ihn heute. Das Schicksal schien ihm wieder hold zu sein! Er lächelte einer zierlichen Dame zu, die entzückend errötete und den Blick senkte. Etwas tief in seinem Inneren regte sich. Plötzlich wusste er, dass er schon bald sein Glück mit einer Ehegattin teilen würde. Ein Glück, das dadurch vervollkommnet würde, dass ihm der Graf von Württemberg Fehdehilfe gegen die Katzensteiner leisten musste! Er summte vor sich hin, während er den Münsterplatz überquerte und nach dem kleinen Gasthof suchte, in dem er sich mit Utz treffen wollte. Auch wenn er dem jungen Mann die Hochnäsigkeit, mit der er ihn in der Angelegenheit um seine Schwester abgefertigt hatte, noch lange nicht verziehen hatte, war dieser Groll erst einmal begraben. Wenigstens so lange, bis Johann von Katzenstein ruiniert, seine Burg in Ulrichs Händen und somit ein 292
    Sprungbrett für den Angriff gegen die benachbarten Oettinger gefunden war! Ob und wie er Utz von Katzenstein dann für seine Frechheit bestrafte, das würde sich dann zeigen. Alles, was jetzt zählte, war, den Schlachtplan auszufeilen!
    Als er an der riesigen Kirchenbaustelle vorbeikam, stach ihm der Geruch von feuchtem Stein und nassem Holz in die Nase. Da es seit Tagen immer wieder sintflutartig regnete, hatten die Maurer vorübergehend die Arbeit eingestellt, was dazu führte, dass die Baustelle mehr oder weniger verwaist dalag.
    Die Blätter der Bäume wechselten bereits die Farbe. Auch der Sonne fehlte seit Beginn des Monats die Kraft des Sommers.
    Bald würden die ersten Schneeflocken fallen. Ein weiterer Winter würde Ulrich daran erinnern, wie schnell das Leben verging. Er seufzte und verjagte den Gedanken, da er nicht willens war, sich die gute Laune vergällen zu lassen. Er musste sich auf die Gegenwart konzentrieren! Die Vergangenheit konnte er genauso wenig ändern, wie die Zukunft vorherzusehen war. Aber durch das, was er in der Gegenwart tat, würde er vielleicht in der Lage sein, die Zukunft zu seinen Gunsten zu beeinflussen. So hoffte er zumindest. Er beschleunigte die Schritte ein wenig, da ein feiner Nieselregen einsetzte. Der Wind hatte die dicken Wolken am Himmel zu einer dunklen Wand verdichtet. Ehe es anfing zu regnen, wollte Ulrich ein Dach über dem Kopf haben. Wenig später erreichte er die Herberge, über deren Eingang ein bemaltes Holzschild mit

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