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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Gesellschaft mit Sankt Wilhelm überhaupt? Er biss sich auf die Lippe. Auch wenn es natürlich eine Ehre war, Mitglied einer solch angesehenen Verbindung zu werden, musste er sich die nächsten Schritte reiflich überlegen.
    Sein Verstand arbeitete angestrengt, während er das Dokument aufnahm und es überflog.
    »Mit diesem Vertrag versichert der Unterzeichnende, Utz von Katzenstein, dem Grafen Ulrich von Helfenstein ein Drittel seines Besitzes abzutreten, sollte es durch dessen Hilfe gelingen, ebendiesen Besitz vor der Übereignung an Johann von Katzenstein zu bewahren.«
    Mehr stand nicht geschrieben, da der Helfensteiner sich offenbar bemüht hatte, den Text so allgemein wie möglich zu halten. Utz bohrte mit der Zunge in einem Backenzahn und las den Vertrag erneut. Wenn er ohne Ulrichs Hilfe eine Einigung herbeiführte, würde dieser – so verstand Utz das Schriftstück jedenfalls – leer ausgehen. Folglich konnte er es ohne Risiko unterzeichnen. Denn sollte es zu keiner Einigung zwischen ihm und Johann von Katzenstein kommen, dann würde er alle Hilfe benötigen, die zu bekommen war – Jakob Löws Beteuerungen hin oder her. Schließlich murksten die Advokaten und Prokuratoren schon lange genug an der verflixten Schenkungsurkunde herum! Er winkte den Wirt zu sich und bestellte, neben einem Krug Bier, auch Tinte und Federkiel. Sobald das Gewünschte kam, tauchte er die Feder ein und setzte seinen Namen unter das Dokument. Damit würden ihm wenigstens zwei Drittel dessen bleiben, was sein Vater, Großvater und Urgroßvater sich so mühsam aufgebaut hatten. Und was war schon der Verlust von einem Drittel verglichen mit dem Verlust der gesamten Habe?

Kapitel 53
Ulm, ein Stadthaus, September 1447
    Sophia von Katzenstein hatte das Gefühl, dass der Kloß in ihrer Kehle immer dicker wurde. Seit über zwei Wochen lebte sie nun schon als Gefangene im eigenen Haus, da ihr Vater die Auseinandersetzung mit Helwig verloren zu haben schien. Zwar hatte er Sophias Entdeckung offenbar als die eigene ausgegeben. Aber dennoch oder vielleicht gerade deshalb behandelte Helwig ihre Enkelin wie ein Faustpfand. Sollte ihr Sohn nicht das tun, was sie von ihm verlangte, so würde Sophia dafür büßen müssen. Was genau Helwig im Schilde führte, wusste Sophia nicht – waren es doch nur Andeutungen gewesen, die sie gemacht hatte. Doch ihr graute vor dem Moment der furchtbaren Offenbarung. Helwigs Misstrauen ihr gegenüber war in offene Feindseligkeit umgeschlagen. Deshalb fürchtete Sophia, dass ihre Großmutter sie vergiften würde, genau wie den Handelsherrn.
    Für gewöhnlich brachte ein Küchenmädchen Sophia die Mahlzeiten, die sie mit sich und Gott alleine einnahm. Am heutigen Tag jedoch hatte ihr eine Magd vor einer Stunde den Befehl überbracht, sich herauszuputzen. Ob ein weiterer Besuch des langweiligen Nikolaus Nidhard ins Haus stand oder ob Helwig einen geeigneteren Kandidaten gefunden hatte, an den sie Sophia loswerden konnte, war ihr fast egal. Jedenfalls rechnete sie fest damit, dass ihre Großmutter sie so schnell wie möglich an den erstbesten Mann verschachern und somit mundtot machen würde. Ganz gewiss würde sie dem zukünftigen Gemahl irgendwelche Lügen über den Geisteszustand ihrer Enkelin erzählen. »Wenn du dich nicht benimmst, lasse ich dich ins Narrenhäuslein schaffen«, hatte Helwig gezischt, als Sophia gegen die Tür ihrer Kammer gehämmert hatte.
    »Denk immer daran!« Und das tat die junge Frau – Tag und Nacht. Schaudernd malte sie sich aus, was mit ihr geschehen würde, wenn man sie mit all den Tollen und Wüterichen wegschließen würde. Und da sie auch heute zu dem Schluss kam, dass es besser war, zu tun, was Helwig von ihr verlangte, schlüpfte sie in das tief ausgeschnittene Kleid und bürstete sich das rote Haar, ehe sie sich vor ihren kleinen Altar kniete und ein Gebet sprach.
    Wenig später drehte sich der Schlüssel im Schloss ihres Gefängnisses und Helwig erschien im Rahmen. Die ohnehin kalten Augen wirkten noch härter als sonst. Ihre fetten Wangen waren fingerdick gepudert – genau wie ihr verwelktes Dekolleté. Das schlohweiße Haar hatte sie zu einer kunstvollen Frisur aufgetürmt, und an ihrem Hals funkelte kostbares Geschmeide. Ohne Zweifel stand hoher Besuch ins Haus. »Du hältst bei Tisch den Mund!«, fuhr Helwig sie ohne Vorrede an. »Kein Ton, außer ich erlaube dir zu sprechen. Ist das klar?«
    Sophia nickte eingeschüchtert. »Dann komm. Wir haben einen Gast.« Hin und

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