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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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gefüllt hatte. Um ein Haar hätte Utz laut aufgelacht. Kein Groll? Da er das Haus jedoch so schnell wie möglich wieder verlassen wollte, um seinen Prokurator aufzusuchen und diesen endlich auf eine Antwort festzunageln, machte er gute Miene zum bösen Spiel.
    »Auf den Namen von Katzenstein«, verkündete die alte Frau mit etwas, das man für ein Lächeln hätte halten können. Darauf war auch Utz bereit zu trinken, weshalb er den Kelch an die Lippen setzte und ihn in einem Zug leerte. Je schneller er dieses lächerliche Treffen hinter sich brachte, desto besser.
    »Auf den Namen von Katzenstein«, wiederholte der Ritter die Worte seiner Mutter, die Utz mit zusammengekniffenen Augen fixierte. »Wie gesagt, ich danke Euch, aber ...«, hub Utz an. Doch plötzlich wollte ihm seine Zunge nicht mehr gehorchen. Der Rest des Satzes klang wie das Lallen eines Betrunkenen. »Was aber?«, hörte er jemanden fragen. Allerdings schien die Stimme verzerrt und unendlich weit fort. Er griff nach der Tischkante, da der Raum sich unvermittelt um ihn zu drehen begann. Seine Augenlider wurden schwer wie Blei.
    »Vater!« Der Schrei drang wie durch Watte an sein Ohr, dann rutschte er von seinem Stuhl.
    ****
    Als Utz mit dröhnendem Schädel aus der Ohnmacht erwachte, befand er sich auf einem holpernden Gefährt. In seinem Kopf tobte ein grauenhafter Schmerz. Sein Hals war so rau und trocken, dass ihm das Atmen schwerfiel. Er lag auf etwas Klumpigem. Als er ein Stöhnen von sich gab, tauchte der schwache Lichtschein einer Kerze über ihm auf. »Das ging schnell«, sagte eine Stimme, die ihm bekannt vorkam. Sobald sich die Sprecherin über ihn beugte, fiel ihm allmählich wieder ein, was geschehen war. Das Essen, der Wein ... Irgendetwas musste ihm nicht bekommen sein. Er versuchte, sich aufzurappeln, aber seine Glieder wollten ihm nicht gehorchen.
    Warum hatte man nicht einfach nach einem Arzt geschickt, anstatt ihn durch die Nacht zu karren, fragte er sich verwirrt und schloss die Augen, da das Licht nach seinem Sehnerv stach. »Mach den Mund auf«, befahl die alte Frau barsch und zwang Utz ein Gefäß zwischen die Lippen. »Wenn du das trinkst, geht es dir bald besser.« Sie lachte leise. »Wir wollen schließlich nicht, dass du vor dem Altar umfällst.« Utz verschluckte sich an dem bitteren Trank und hustete. »Hilf ihm!«, befahl die Alte einer zweiten Person im Wagen. Utz wurde behutsam aufgerichtet. Dann klopfte ihm jemand auf den Rücken, bis sich der Hustenanfall gelegt hatte. »Ja, ja, du hast richtig gehört«, höhnte die Mutter des Ritters. »Noch bevor die neue Woche beginnt, wirst du der Gemahl meiner Enkelin sein!«

Kapitel 54
Edirne, Sultanspalast, Oktober 1447
    Vollkommen ermattet trabte Vlad in den äußersten Hof des Sultanspalastes ein. Knapp zweihundertfünfzig Meilen lagen hinter ihm und seinem Çokadar. Nicht nur den Pferden sah man die Strapazen der vergangenen Tage an. Eigentlich hätte Vlads Diener zu Fuß neben ihm herlaufen müssen, aber nach den ersten fünfzig Meilen hatte der junge Walache dem Burschen erlaubt, das zweite Pferd zu reiten. Kurz vor dem Palast hatte er dem Knaben allerdings befohlen abzusteigen, da es undenkbar war, dass er Seite an Seite mit seinem Herrn durch die Straßen, geschweige denn in den Palast, ritt. Daher führte der Çokadar das Packpferd am Zügel und humpelte o-beinig hinter Vlad her. Mit hängenden Köpfen trotteten die Tiere an den Wachen vorbei. Vlad musste seinen Rappen mit einem Ruck davon abhalten, aus einem der vielen Springbrunnen zu trinken. Obgleich einige Wolken die Sonne verschleierten, war es noch ungewöhnlich heiß. Die Luft roch nach trockenen Zypressen und Staub. Vlad war geblendet von den vergoldeten Dächern der Gebäude und den farbenprächtigen Gewändern der Hofbeamten, die wie Ameisen teils in den Palast, teils aus ihm herausströmten. Nachdem sie das mittlere Tor passiert hatten, saß Vlad steif ab und führte sein Pferd zu den Stallungen. »Sorge dafür, dass sie alles haben, dann kannst du dich schlafen legen«, sagte er zu seinem jungen Begleiter, dessen Gesicht grau war vor Erschöpfung. Er selbst sehnte sich nach einem Bad, aber zuerst musste er dem Großwesir berichten, was er in Albanien in Erfahrung gebracht hatte. Daher winkte er einen der vielen Sklaven herbei und trug ihm auf, Halil Pascha von seiner Ankunft in Kenntnis zu setzen. Er bezweifelte, dass es tatsächlich der Sultan persönlich gewesen war, der ihn zurückbeordert hatte. Sobald

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