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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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du für deinen Vater gehalten hast, aus dem Weg geräumt, ich habe auch dafür gesorgt, dass du als reicher Mann sterben wirst!« Johann verlor die Beherrschung. »Du hast auch meinen Vater vergiftet?«, brachte er stockend hervor. »Meinen Vater?« Etwas in seiner Haltung schien sie zu alarmieren, und sie hob warnend die Hand. »Ich sage es dir noch einmal: Er war nicht dein Vater!« Doch Johann hörte sie nicht mehr.
    Alles, was er noch wahrnahm, war die Fratze der Frau, die ihm gerade ins Gesicht geschleudert hatte, dass sie seinen Vater getötet hatte. Der Frau, vor der er sich all die Jahre umsonst gefürchtet hatte! Seine Hände schossen vor und legten sich um ihre Kehle. »Mein Vater war ein Katzensteiner!«, brüllte er. »Ein Katzensteiner!« Dann drückte er zu.
    ****
    Wann würde die Burg endlich kapitulieren? Der Graf Ulrich von Helfenstein stampfte zornig über die Überreste eines Holzbodens, dessen Dielen unter seinen Stiefeln knarrten.
    Auch wenn es so aussah, als ob die Katzensteiner nicht mehr lange aushalten würden, zog sich die Fehde für seinen Geschmack etwas zu lang hin. Wozu hatte er denn die Unterstützung der anderen Mitglieder, wenn es ihnen nicht einmal mit geballter Kraft gelang, den alten Steinhaufen einzunehmen? Er verfolgte, wie die Bogenschützen eine weitere Salve brennender Pfeile in die Ringburg schossen, deren Mauern bereits überall schwarze Spuren zeigten. Wenn nur seinem kostbaren Apfelschimmel nichts geschah! Da die Fehde mehr Geld fraß, als erwartet, hatte er im vergangenen Monat die Burg Hellenstein – samt dem Städtchen Heidenheim und der Kastenvogtei – sowie die Klöster Herbrechtingen, Anhausen und Königsbronn verkaufen müssen. Dafür hatte er von den Grafen von Württemberg, die ihm alles abkauften, 1 000 Gulden sofort und ein Leibgedinge von 450 Gulden jährlich erhalten. Wenn es Ulrich und den Belagerern endlich gelang, die Festung einzunehmen, würde sich zu dieser Summe bald ein beträchtlicher Batzen gesellen. Ein Batzen, von dem kein einziger seiner Gläubiger auch nur einen Pfennig sehen würde! Er brüllte einem der Schützen zu, besser zu zielen, ehe er die Ruine des ehemaligen Wirtshauses verließ und sich in den Sattel zog. Er musste etwas tun, sonst würde ihm vor lauter Grübeln noch der Kopf platzen. Wie er inzwischen erfahren hatte, war der Tag der Gerichtsverhandlung in Ulm der 15. März gewesen. Da dieser allerdings verstrichen war, ohne dass eine der beiden Parteien erschienen war, wusste er nicht, zu wessen Gunsten – wenn überhaupt – eine Entscheidung gefallen war. Sollte das Gericht Utz von Katzenstein recht gegeben haben, musste es Ulrich gelingen, dem Burschen den vereinbarten Anteil abzuknöpfen, bevor dieser davon erfuhr.
    Denn sonst hatte er diese Fehde umsonst angeleiert! Er gab seinem Pferd die Sporen und umrundete die Burg, um nach Flüchtigen Ausschau zu halten. Immer wieder war es in den vergangenen Wochen vorgekommen, dass sich Knechte oder Mägde aus den Fenstern gestürzt oder mit Laken abgeseilt hatten, um dem Elend im Innern der Festung zu entkommen.
    Vielleicht hatte er ja auch heute Glück.
    ****
    Sophia war beinahe dankbar für den Schmerz, der von ihren Knien in ihre Schienbeine stach und ihre Zehen kribbeln ließ.
    Wenigstens spürte sie so etwas anderes als das Treten des Kindes in ihrem Bauch. Dieser hatte inzwischen einen beträchtlichen Umfang angenommen. Es gab Tage, da kam es ihr vor, als laste ein Zentnergewicht auf ihrer Blase. Der kleine Altar, auf dessen Kniebank sie viele Stunden zubrachte, spendete ihr ein wenig Trost. Sie hoffte, dass Gott ihr bald vergeben würde.
    Denn inzwischen schien es ihr gewiss, dass das, was ihr widerfahren war, die Buße dafür war, Unrecht nicht angezeigt zu haben. Um sie für ihre Untätigkeit und ihr Zaudern zu strafen, hatte Gott nicht nur ihr Schicksal mit dem ihres Gemahls verbunden, sondern ihr auch die Qualen Evas aufgebürdet. Sie wagte nicht einmal, an den Tag der Niederkunft zu denken, da sie zu oft das Geschrei der Gebärenden gehört hatte. Wie viele Frauen starben, während sie einem Kind das Leben schenkten, wusste sie nicht. Doch sie fürchtete, dass erst das ihre Strafe vervollkommnen würde. Als ihre Füße langsam abzusterben begannen, stemmte sie sich mühsam in die Höhe und ließ sich in einem Sessel nieder. Wenn ihr Vater doch nur endlich etwas unternehmen würde, das die Belagerer dazu brachte abzuziehen! Wie an so vielen Tagen kroch auch heute der Geruch

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