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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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interessieren. Während sie zu Beginn der Fehde noch versucht hatten, die Festung zu stürmen, hatten sie diese Bemühungen inzwischen aufgegeben und beschränkten sich darauf, die Dächer der Burg immer wieder mit Brandpfeilen zu beschießen. Und weil den Belagerten langsam, aber sicher die Vorräte ausgingen, war die Stimmung innerhalb der Mauern hochexplosiv. »Es war eine Scheißidee, den Bengel zu entführen!«, fauchte Johann von Katzenstein seine Mutter an, die sich mit finsterer Miene vor ihm aufgebaut hatte. Vor den Fenstern des Palas stieg Rauch in den Himmel. Die aufgebrachten Rufe der Knechte schollen über den Hof. »Wenn wir ihn freilassen, ziehen sie ab!« Helwig trat so dicht vor ihn, dass der Geruch des Alters, der ihm in die Nase stach, sich mit dem Gestank der brennenden Dachbalken vermischte. »Wenn wir ihn freilassen, war alles, wofür ich mein Leben lang gekämpft habe, umsonst!«, sagte sie gefährlich ruhig. »Und das werde ich nicht zulassen!« Johann warf die Hände in die Höhe. »Was willst du denn dann tun?«, fragte er hitzig. »Denkst du, wir können ewig aushalten?«
    Helwigs Augen verengten sich. »Wenn nötig«, hub sie an, aber Johann unterbrach sie. »Nein!«, brauste er auf. »Ich habe genug von diesem Irrsinn! Sophia ist kaum mehr wiederzuerkennen, die Burg bald nur noch eine rauchende Ruine und das Gesinde kurz vor dem Verhungern. Was, zum Teufel …?«
    »Ich wusste von deiner Geburt an, dass du genauso ein Nichts sein würdest wie dein Vater!«, unterbrach Helwig ihn kalt.
    »Hör auf, andauernd meinen Vater zu beleidigen! Mein Vater war kein Nichts!«, knurrte Johann und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Allmählich riss ihm der Geduldsfaden.
    Wenn seine Mutter tatsächlich über irgendwelche dunklen Kräfte verfügte, warum hatte sie dann nicht schon längst dafür gesorgt, dass den Belagerern die Zähne ausfielen oder Schlimmeres? »Immerhin ist er mein Vater!« Helwig schnaubte und etwas Hässliches trat in ihre Züge. Sie beugte sich vor und stach ihm mit dem Zeigefinger in die Brust. »Nicht dieser Vater«, flüsterte sie. »Dein richtiger Vater.« Johann erstarrte mitten in der Bewegung. »Was?«, stieß er heiser hervor. »Was meinst du damit?« »Das, was ich sage«, spuckte Helwig aus. »Dein leiblicher Vater war nichts weiter als ein widerlicher, einfältiger Dorfschmied!« Johann wich vor ihr zurück, als habe sie ihm ins Gesicht geschlagen. »Was soll der Unsinn?«, krächzte er.
    »Du lügst! Du lügst, um mich davon abzuhalten, den Jungen freizulassen!« Seine Mutter lachte freudlos. »Nein«, schnaubte sie. »Ich lüge nicht. Dein Vater war der Dorfschmied. Ein Bock, der seinen Schwanz nicht in der Hose behalten konnte! Und der Feigling, den du all die Zeit für deinen Vater gehalten hast, war nichts weiter als genau das: Ein Feigling!« Johann öffnete den Mund, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken, als seine Mutter fortfuhr. »Was, denkst du, wäre mit dem Balg eines Schmiedes passiert, dessen Mutter alle für eine Hexe gehalten haben?« Sie fletschte die Zähne wie ein tollwütiges Tier.
    »Alles, was ich getan habe, habe ich nur für dich getan! Also wage es nicht, dich jetzt gegen mich zu stellen!« Ein seltsamer Druck baute sich zwischen Johanns Schläfen auf. Er sollte der Sohn eines Schmiedes sein? Nie und nimmer! Er spürte, wie sich die Muskeln in seinen Armen verkrampften. »Du lügst!«, wiederholte er rau. »Mein Vater war Otto von Katzenstein. Ein Ritter!« Einen Augenblick sah es für ihn so aus, als wolle Helwig nicken und dem schlechten Scherz ein Ende bereiten.
    Doch dann lachte sie ihm ins Gesicht.
    »Wo du die Tumbheit her hast, ist jedenfalls nicht schwer zu erkennen. Zum letzten Mal: Dein Vater war der Dorfschmied! Otto von Katzenstein war ein Narr, ein dummer Einfaltspinsel, der sich vor allem gefürchtet hat, was ich ihm erzählt habe.« Sie griff nach dem Kräutersäckchen an ihrem Gürtel. »Dachtest du denn im Ernst, dass man damit Schwarze Magie betreiben kann?« Ihre Stimme war hoch und schrill.
    »Dachtest du tatsächlich, dass man den Teufel mit albernen Ritualen herbeilocken kann?« Sie schnaubte. »Die Leute glauben, was sie glauben wollen, deshalb muss man ihnen etwas geben, das sie glauben können!« Johann presste die Kiefer aufeinander, bis sein ganzer Kopf schmerzte. »Gift, mein Lieber«, zischte Helwig. »Das ist die einzige Magie, die ich jemals angewandt habe. Damit habe ich nicht nur diesen Narr, den

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