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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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auf.« Sophia nickte. Noch vor wenigen Wochen hatte es sie mit Erleichterung erfüllt, dass er Ulm verlassen wollte, doch nun verspürte sie tief in sich einen leichten Stich des Bedauerns.
    »Meine Männer werden gut auf dich aufpassen«, fügte er hinzu. »Allerdings ist dein Vater kein willkommener Gast in diesem Haus.« Er lächelte schief. Dass Johann von Katzenstein überhaupt noch am Leben war, grenzte an ein Wunder und war einzig und allein Utz’ Fürsprache zu verdanken. Der Graf von Helfenstein hatte ihn an Ort und Stelle aufhängen wollen, kaum hatte der Burgherr die Tore geöffnet. Doch Sophia hatte darum gefleht, ihrem Vater kein Leid zuzufügen. Nachdem dieser dem Grafen Festung und Ländereien abgetreten hatte, war Ulrich bereit gewesen einzulenken. Und dafür würde Sophia Utz ewig dankbar sein. Denn eigentlich hätten ihm diese Ländereien zugestanden. »Ich bin so furchtbar müde«, sagte sie schließlich, da es ihr immer schwerer fiel, die Augen offenzuhalten. Ihre Knochen schmerzten von der Anstrengung.
    »Dann ruh dich aus«, murmelte Utz. »Ich komme wieder, wenn du wach bist.« Er griff nach ihrer Hand und drückte sie leicht, bevor er sich erhob und den Raum verließ. Das Einrasten des Türschlosses war das Letzte, das Sophia hörte, ehe sie in den tiefen Schlaf der Erschöpfung fiel.
    ****
    Draußen auf dem Gang holte Utz tief Luft und versuchte, den Druck in seiner Brust zu ignorieren. Sophia war in guten Händen, genau wie seine beiden Söhne. »Söhne«, sagte er laut.
    Wie ungewohnt sich die Worte in seinem Mund anfühlten! Er zog das Geschenk aus der Tasche, das er Sophia eigentlich hatte geben wollen. Aber so bleich und schwach, wie sie ausgesehen hatte, war ihm der Zeitpunkt nicht richtig erschienen.
    Dafür war später immer noch Zeit. Warum er inzwischen eine tiefe Liebe für seine aufgenötigte Gemahlin empfand, hatte er selber noch nicht ganz begriffen. Allerdings war ihm in den vergangenen achtzehn Stunden klar geworden, dass ihr Tod ihn härter treffen würde, als er jemals vermutet hätte. Auch sie war zu der Ehe gezwungen worden. Es wollte ihm deshalb einfach nicht gelingen, sie für die Taten ihrer Großmutter zu hassen. Sein Mund wurde zu einer harten Linie. Der Mörderin seines Vaters! Der Hexe, die ihr Dasein bis ans Ende ihrer Tage im Narrenhäuslein fristen würde! Er zog sich in sein Kontor zurück und ließ sich in den alten Sessel fallen. Dann griff er nach einem Probierstein und drehte ihn in der Hand hin und her, während seine Gedanken weiter bei Sophias Großmutter verweilten. Offenbar hatte Johann von Katzenstein versucht, seine Mutter zu erwürgen, als er die ganze Wahrheit über deren Machenschaften herausgefunden hatte.
    Ihr daraus resultierender Verwirrungszustand und die Aussage des Baders, der seinen Meineid gestanden hatte, waren der Grund für die Milde des Gerichts gewesen – jedenfalls Johann gegenüber. Helwig, die Giftmischerin und Mörderin, war zu derselben Strafe verurteilt worden wie Zehra, deren Urteil im Gegenzug aufgehoben worden war. Da aus Helwig der Hexe jedoch eine schwachsinnige Greisin geworden war, hatte ihr Advocatus erwirkt, dass sie stattdessen bis zu ihrem Tod im Narrenhäuslein der Stadt eingeschlossen bleiben sollte.
    Da er geistesabwesend die Tür hinter sich zugemacht hatte, erhob Utz sich nach wenigen Minuten, um sie wieder zu öffnen. Seit der Gefangenschaft auf Burg Katzenstein hatte er Probleme mit geschlossenen Räumen. Er wusste, dass er dieses Trauma überwinden musste. Jedoch war er sich im Unklaren darüber, wie lange es dauern würde, um die Beklemmungsgefühle gänzlich loszuwerden. Als er zu seinem Schreibtisch zurückkehrte, fiel sein Blick auf den Brief, den er erst vor acht Tagen ganz am Boden eines Stapels entdeckt hatte. Mit schwerem Herzen nahm er ihn auf und las ihn zum wohl hundertsten Mal. Wieder füllten sich seine Augen beim Lesen mit Tränen, und er sandte ein Gebet zum Himmel, dass seine Reise nicht umsonst sein würde. Wenn er den Brief doch nur vorher gefunden hätte! Dann hätte er schon eher aufbrechen können! Nein, flüsterte ihm eine Stimme in seinem Kopf zu, das hättest du nicht. Denn das neue Gerichtsverfahren hatte sich scheinbar ewig hingezogen. Erst vor einer Woche waren alle nötigen Urkunden unterzeichnet und mit dem Stadtsiegel versehen worden. Zudem war jetzt auch Sophia außer Gefahr, sodass niemand mehr Utz davon abhalten konnte, nach Transsylvanien zu reisen und seine Schwester nach

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