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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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errötete, als ihr klar wurde, dass ihre Gastgeber sich keine solch teure Ware leisten konnten. Sobald sie Kontakt zu Utz aufgenommen hatte, würde sie ihn bitten, ihr Geld zu schicken, damit sie die Sinti für ihre Hilfe bezahlen konnte. Das Staunen im Gesicht des Mädchens brachte Zehra zum Lächeln. »Setz dich«, sagte die zweite Helferin, deren schmales Gesicht so dunkel war, dass Zehra kaum ihre Züge ausmachen konnte. Nur mühsam widerstand sie der Versuchung, dem kleinen Mädchen über die Wange zu streichen, um zu fühlen, ob seine Haut tatsächlich so samtig war, wie sie aussah. Während die Aufregung allmählich dafür sorgte, dass Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzten, ließ sie sich von der Kleinen das Haar bürsten und zu einem dicken Zopf flechten. Dann legte sie sich ein durchsichtiges Tuch über den Kopf und fragte sich, wie sie wohl aussah. Es war seltsam. Während sie in Ulm immer durch ihre dunklere Färbung aufgefallen war, schien sie hier bei den Sinti eine der Hellhäutigsten zu sein. Kaliyas Ankunft unterbrach ihre Betrachtungen. »Bist du so weit?«, fragte sie. »Herzog Michel erwartet dich in seinem Zelt.« Herzklopfen gesellte sich zu den Schmetterlingen und Zehra spürte, wie ihre Hände anfingen zu schwitzen. Was, wenn der Herzog kein rechtschaffener Mann war? Ehe sie sich versah, griff Kaliya sie beim Arm und schob sie energisch auf die Tür zu – beinahe als wollte sie Zehras Bedenken mit dieser Geste zerstreuen. Sobald die junge Frau den Fuß auf die schmale Treppe setzte, kniff sie die Augen zusammen, da an diesem Tag die Sonne aus einem nur leicht bewölkten Himmel lachte. Die ungewohnte Helligkeit schmerzte. Als Kaliya sie über eine Wiese auf ein großes Zelt zuführte, war sie so geblendet, dass sie nur einen Teil ihrer Umgebung ausmachen konnte. Auf einer Koppel zu ihrer Rechten schienen sich an die vier Dutzend Pferde zu tummeln.
    Die prächtige Behausung des Herzogs war von einem Ring kleinerer Rundzelte umgeben. Überall verstreut standen Wagen und Karren von der gleichen Art wie der, in dem Zehra sich befunden hatte. Männer und Frauen säumten den Weg und begannen zu tuscheln, als die Fremde sich näherte.
    Alles ging furchtbar schnell. Bevor Zehras Aufregung sich in offene Furcht verwandeln konnte, befand sie sich im Inneren des geräumigen Zeltes. Dort sah sie einen Mann, dessen Anblick ihre Knie weich werden ließ. Gekleidet wie ein König stand der Herzog inmitten einer Gruppe von Männern, die er um Haupteslänge überragte. Sein Gesicht wurde beherrscht von einem Paar tiefschwarzer Augen, hohen Wangenknochen und einem kräftigen Kinn, das – anders als bei seinen Landsleuten – glatt rasiert war. Doch es waren weder die langen, schwarzen Haare, noch die schneeweiß aus seinem Gesicht hervorblitzenden Zähne, die Zehras Glieder butterweich werden ließen. Es war die Tatsache, dass sie absolut keine Farbe um ihn herum wahrnehmen konnte. Zwar war so etwas schon in der Vergangenheit vorgekommen, doch meist bei Menschen, die ohnehin mit dem Hintergrund verschmolzen. Wie gebannt starrte sie den Hünen an, über dessen mächtige Brust sich ein golddurchwirktes Samtwams spannte. Ein feuerrotes Seidenhemd bedeckte seinen Oberkörper und an seinen Händen funkelten zahllose Ringe. Als er den Kopf wandte und Zehra direkt in die Augen sah, schoss ihr ohne Vorwarnung flammende Röte in die Wangen. Erschrocken und beschämt zugleich senkte sie den Blick, während das Herz in ihrer Kehle hämmerte. Als er sich aus dem Kreis seiner Männer löste und auf sie zutrat, breitete sich ein Gefühl in ihr aus, wie sie es noch niemals zuvor gespürt hatte. Ihr wurde gleichzeitig heiß und kalt. »Ah, du bist also die Hexe aus Ulm, von der man mir so viel erzählt hat.« Seine Stimme jagte Zehra einen Schauer über den Rücken. Sie war tief und rau und klang beinahe wie das Knurren eines Raubtieres. Zehras Arme überzogen sich mit einer Gänsehaut. »Willst du mich nicht ansehen?«, fragte er nach einem kurzen Augenblick. Zehra vermeinte, ein unterdrücktes Lachen zu hören. Lachte er sie aus? Verletzt von der Vorstellung hob sie endlich den Blick und zwang sich zur Ruhe. Ganz egal, was für einen Eindruck der Herzog auf sie machte, sie musste nach Ulm zurück. Utz war sicher schon halb tot vor Sorge! Sie bemühte sich um eine ausdruckslose Miene und sah zu dem riesenhaften Mann auf, der belustigt die Hände in die Hüften stemmte und den Kopf schief legte.
    »Du wirkst nicht besonders

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