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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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einen Weg finden, wie sie ihren Namen reinwaschen und in ihre Heimatstadt zurückkehren konnte! Sie wäre am liebsten sofort aufgesprungen, um Kaliya zu bitten, sie zu dem Herzog zu bringen. Doch als sie sich abrupt aufsetzte, überfiel sie heftiger Schwindel. »Warum hast du das getan?«, fragte die Sintifrau tadelnd und blickte missfällig auf Zehras Hand. Dort zog sich ein langer, hässlicher Strich von ihrer Handwurzel bis zu ihrem Mittelfinger. »Jetzt ist alles umsonst gewesen!« Kaliya schüttelte den Kopf und griff nach einem Tuch, um die Paste wieder abzuwischen. »So wirst du dem Herzog nicht gefallen«, murmelte sie vorwurfsvoll. Als Zehra versuchte, die Beine aus dem Bett zu schwingen, verengte Kaliya die Augen,.
    »Du bist noch zu schwach!«, protestierte sie und hielt ihre Patientin an den Schultern fest. »Bleib liegen.« Ehe Zehra ihr widersprechen konnte, kam der Wagen, auf dem sie sich befanden mit einem so heftigen Ruck zum Stehen, dass sie nach hinten geworfen wurde. »Siehst du«, triumphierte Kaliya und zupfte die Decke zurecht, bis sie Zehras Kinn berührte. »Du bist noch zu schwach. Reyka, die Kräuterfrau, sagt, du brauchst noch Ruhe.« Sie suchte hastig ihre Sachen zusammen und erhob sich von dem dreibeinigen Hocker, auf dem sie gesessen hatte, um die Nase aus einer der winzigen Luken zu stecken. »Oh, wir sind schon da«, rief sie in heller Aufregung und riss die Wagentür auf. Da Zehra der kleine Kampf mit ihrer Helferin erschöpft hatte, gelang es ihr zu ihrer Enttäuschung nicht, einen Blick durch die geöffnete Tür zu erhaschen. Nachdem Kaliya eine aufgeregte Wortsalve in ihrer eigenen Sprache abgefeuert hatte, warf sich die junge Frau ein Tuch übers Haar und verließ mit einem Lachen den Wagen.
    Als die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, versuchte Zehra noch eine Weile, auf das Treiben im Freien zu horchen.
    Doch bereits nach kurzer Zeit fielen ihr die Augen zu. Erschöpft glitt sie ins Reich der Träume ab.
    Eine Woche und viele stärkende Suppen und Breie später war Zehra so weit wiederhergestellt, dass sie sich von zwei Sintimädchen beim Ankleiden helfen lassen konnte. Inzwischen hatte sie begriffen, dass sie sich bei den Fahrenden befand, die von den Ulmern als Zigeuner bezeichnet worden waren. Im Unterschied zu dem, was man über die Fremden verbreitete, schienen ihre Gastgeber jedoch weder der Schwarzen Magie verfallen noch Anhänger einer heidnischen Religion. Vielmehr trugen viele von ihnen Bilder der Mutter Gottes und goldene Kruzifixe bei sich. Oft beteten sie an einem kleinen Altar in der Ecke des Karrens. Als Zehra klar geworden war, dass sie sich in den Händen von Zigeunern befand, hatte sie zuerst Hals über Kopf die Flucht ergreifen wollen. All die schrecklichen Dinge waren ihr eingefallen, die man ihnen nachsagte.
    »Diebe, Zauberer und Bettler, das sind sie«, hatte sie die erzürnten Ulmer Bürger ausrufen gehört. Mit allen Mitteln hatten diese versucht, den Rat dazu zu bewegen, die Fahrenden von der Wiese vor den Stadttoren zu verjagen. »Sie stehlen die Kinder ehrlicher Leute und begraben ihre Schwachen und Alten lebendig«, war ein weiterer Vorwurf gewesen. »Sie kommen aus Klein-Ägypten und sind schwarze Heiden«, hatte die Gemahlin eines Tuchhändlers gewusst. »Es sind Mörder und Räuber, die für den osmanischen Sultan spionieren«, war in den Gassen geraunt worden. Und vieles mehr. Aber dieses Gerede, das wusste Zehra inzwischen, war blanker Unsinn. Die Menschen, die sie aufgenommen und gesund gepflegt hatten, waren großherzig, uneigennützig und lebensfroh. Wenn die Nacht hereinbrach und es draußen im Freien zu kalt wurde, zogen sich die Frauen und Kinder in die Karren zurück, erzählten sich Geschichten, sangen und lachten. Manchmal weinten sie auch, aber da Zehra nur wenige Worte ihrer Sprache verstand, wusste sie nicht, was es war, das die Sinti zum Weinen brachte. Die verheirateten Frauen verließen den Wagen meistens wieder, um die Nacht mit ihren Männern zu verbringen, während die jungen Mädchen sich zum Schlafen auf dem Boden zusammenrollten.
    »Was ist das für ein Stoff?«, riss sie die kleinere ihrer Helferinnen aus den Gedanken. Neugierig ließ sie die Finger über Zehras Heuke gleiten, welche den Sturz in die Donau wie durch ein Wunder unbeschadet überstanden hatte. Ihre übrigen Kleider waren inzwischen geflickt worden, sodass sie beinahe wie neu aussahen. »Wolltuch aus Flandern«, erwiderte Zehra ohne nachzudenken und

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