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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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gewandt, versetzte sie eisig: »Hatte ich nicht versprochen, sie aus dem Haus zu jagen, wenn du sie schwängerst?« »Das ist mein Haus, das solltest du nicht vergessen!«, brauste Johann von Katzenstein auf und kam schneller auf die Beine, als Sophia es ihm zugetraut hätte. In den letzten Wochen war er immer träger geworden, obwohl er sich eigentlich auf das große Turnier vorbereiten wollte. »Und du solltest nicht vergessen, dass ich deine Mutter bin, die du zu ehren hast«, gab Helwig so ruhig zurück, dass Sophia unwillkürlich den Atem anhielt. Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle Johann zornig dagegenhalten, um den Eindruck des Hausherrn vor der Magd aufrechtzuerhalten. Doch dann veränderte sich etwas in seinen Zügen und er hob die Schultern.
    »Was stört dich denn daran?«, fragte er lahm, da er die Antwort zu kennen schien. Lediglich das Zucken eines Muskels in seinem Gesicht verriet, dass ihm die Angelegenheit alles andere als gleichgültig war. »Was mich daran stört«, erklärte Helwig unterkühlt, »ist, dass ein Bastard nicht das Ende vom Lied sein wird. Dann kommt ein zweiter und ein dritter, und irgendwann streiten sich Dutzende um einen Besitz, der nur einem gehören kann. Das stört mich daran!« Johann wollte etwas erwidern, aber die Magd kam ihm zuvor. Mit tränenüberströmten Wangen legte sie die Handflächen aneinander und flehte Helwig an: »Bitte, Herrin, lasst mich hierbleiben.
    Ich werde Euch keine Scherereien machen. Bitte schickt mich nicht in Schande fort!« Helwig rümpfte die Nase, als habe sie etwas Schlechtes gerochen. »Das hättest du dir wohl besser vorher überlegen sollen!«, stieß sie hervor und durchmaß energisch den Raum, um die Tür zu öffnen. »Jost!«, rief sie.
    Und als wenig später ein vierschrötiger Knecht auftauchte, befahl sie diesem: »Schaff dieses Weib aus dem Haus!« Erschrocken über dessen Grobheit, sah Sophia dabei zu, wie der Knecht die Magd an den Haaren packte und in Richtung Tür schleifte. Ehe er sie in den Korridor hinausstoßen konnte, kreischte sie jedoch: »Wenn Ihr mich hierbleiben lasst, verrate ich Euch, wer in Euren Sachen herumgewühlt hat!« Diese Worte zeigten doppelte Wirkung. Zum einen schoben sich Helwigs Brauen misstrauisch und zugleich fragend zusammen; zum anderen setzte Sophias Herz einige Schläge lang aus.
    Was, bei den Gebeinen der Heiligen Katharina, sollte das bedeuten? Die Antwort kam schneller, als ihr lieb war. Während die Magd gegen den harten Griff des Knechtes ankämpfte, schoss ihre rechte Hand vor und sie wies anklagend auf Sophia. »Eure Enkelin bestiehlt Euch, wenn Ihr nicht im Haus seid!«, presste sie hervor und stieß einen Schmerzensschrei aus, da der Knecht sie für diese Beschuldigung ohrfeigte. »Es stimmt!«, beteuerte sie. Als der Mann sie erneut schlagen wollte, schüttelte Helwig den Kopf und bedeutete ihm, sie loszulassen.
    »Das ist eine ungeheuerliche Anschuldigung«, stellte Helwig tonlos fest. »Hast du dafür auch Beweise?« Die Augen der Magd zuckten zu Sophia. »Ich habe sie vor einigen Wochen beobachtet, als Ihr außer Haus wart. Sie hat in einer Truhe gewühlt und etwas eingesteckt«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    »Was es war, habe ich nicht sehen können, aber ich bin ganz sicher, dass sie etwas aus Euren Beuteln gestohlen hat.« Sophia spürte, wie ihr Mund trocken und ihre Handflächen feucht wurden. »Das ist die Wahrheit, das schwöre ich bei Gott!« Obwohl Sophia sich um eine ausdruckslose Miene bemühte, begann ihre Unterlippe vor Anspannung leicht zu zittern. Als Helwig sich ihr zuwandte, wurden ihr die Knie weich.
    Zwar hatte ihre Großmutter sie seit dem Osterfest bereits öfter als einmal mit Argwohn im Blick betrachtet. Doch das unverhohlene Misstrauen, mit dem sie ihre Enkelin in diesem Moment in Augenschein nahm, ließ Sophia schwer schlucken. »Es hat in der Tat jemand in meinen Sachen gewühlt«, sagte sie und trat näher an Sophia heran. »Aber dich hatte ich nicht im Verdacht.« Etwas in ihrer Stimme verriet der jungen Frau, dass das nicht ganz stimmte. Denn sonst hätte Helwig die Magd längst mit einem hochmütigen Lachen aus dem Raum gejagt. Allein die Tatsache, dass sie den Vorwurf ernst nahm, sagte mehr als tausend Worte. »Das ist doch blanker Unsinn!«, fuhr Johann von Katzenstein dazwischen. »Hör auf zu lügen!«, herrschte er die Magd an. »Das ändert auch nichts!«
    Plötzlich schien ihm das Schicksal seiner Gespielin mehr als nur gleichgültig

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