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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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ich.
»Und wenn er sich bloß hinterm Haus versteckt? Diese Schweine können schnell laufen.«
»Erinnere mich bloß nicht daran, okay? Jetzt tu, was ich dir gesagt habe.«
Ich holte noch mal tief Luft und schwang mich aus dem Fenster. Ich landete weich, den Schaft der Winchester gegen meine Schulter gepresst. Ich sah nach links, nach rechts, den Lauf in die Dunkelheit gerichtet, bereit zu schießen, sollte Old Satan brüllend um die Ecke kommen.
Aber er kam nicht; dafür hüpfte mir ein Frosch auf den Schuh und erschreckte mich. Im ersten Moment wäre ich am liebsten wieder durch das Fenster gesprungen.
Aber dafür war es jetzt zu spät. Ike hatte die Läden dicht gemacht, und das Geräusch des sich schließenden
Riegels verschaffte mir eine Ahnung davon, wie sich wohl der Truthahn an Thanksgiving fühlt, wenn Papa mit der Axt übt und Klötze hackt. Beide Geräusche klangen ziemlich endgültig.
Ich schaute zur Scheune hinüber. Wenn ich irgendwelche Arbeiten erledigen musste, schien sie immer zu nahe zu sein. Jetzt schien sie viel zu weit weg.
Ich kroch ein Stück weiter, das Gewehr schussbereit. Vorsichtig blickte ich ums Hauseck. Nichts. Die Luft war rein.
Ich atmete durch und sauste los.
 
 
Old Satan kam nicht aus der Dunkelheit auf mich zugestürmt. Auch sein Gestank hing nicht mehr in der Luft. Ich hob den Riegel an den Scheunentoren hoch, ging rein und schloss sie wieder. Mit einem der Streichhölzer, von denen ich noch ein paar bei mir hatte, zündete ich die Laterne an.
Clancy und Felix anzuschirren, dauerte länger als erwartet. Meine Hände zitterten, und die beiden waren nicht allzu begeistert, so spät am Abend noch arbeiten zu müssen.
Als endlich alles bereit war, hielt ich das Gewehr schussbereit und trat das Tor auf.
Eine Zeit lang stand ich da und schaute und lauschte in die Nacht hinaus.
Als ich mich umdrehte und zum Fuhrwerk ging, lief mir ein Schauder über den Rücken. Ich kletterte auf die Sitzbank, legte mir das Gewehr quer über die Knie, nahm die Zügel und schnalzte mit der Zunge.
Das Ächzen der Maultiere und das Klappern des Geschirrs schienen so laut wie die alte Essensglocke, die
Mama früher immer benutzt hatte. Ich war mir sicher, der Lärm würde Old Satan anlocken. Tat er aber nicht.
Als wir den Hof erreichten und ich den Wagen bis nahe an die Haustür lenkte, war ich klatschnass vom Schweiß, der sich ganz kalt anfühlte, als hätte mich jemand mit Eiswasser übergössen.
Die beiden Hunde lagen tot und genauso übel zugerichtet wie Roger neben der Tür. Beinahe hätte ich mich übergeben müssen, doch dafür war jetzt keine Zeit.
Um Ike und Mama den Anblick der toten Hunde zu ersparen, schleifte ich sie ums Haus herum. Dann ging ich zur Tür und rief Ike.
Kurz darauf sah ich durch das Loch, das Old Satan geschlagen hatte, eine Bewegung, und die Tür ging auf. Ohne sie zu schließen, ging ich rein und beugte mich zu Mama hinab. Sie sah schlecht aus, richtig schlecht.
»Mama«, sagte ich.
»Sie antwortet nicht mehr«, sagte Ike. »Sie liegt bloß noch da.«
Ich stützte mich auf ein Knie und nahm ihre Hand.
»Das kommt schon wieder in Ordnung, Mama«, sagte ich. Ihre Finger zitterten in meiner Hand, sanft und schwach wie die flatternden Flügel eines sterbenden Schmetterlings.
Ich legte ihr ihre Hand auf den Bauch und sah zu Ike. »Los, beeilen wir uns.«
Ike bereitete für Mama hinten auf dem Wagen ein Lager, und ich hielt mit dem Gewehr Wache. Als er fertig war, zogen wir unter Mama eine Decke durch und trugen sie so zum Fuhrwerk raus.
Dazu musste ich das Gewehr beiseitelegen. Ich war mir sicher, Old Satan würde die Gelegenheit nutzen und auftauchen. Einfach aus der Nacht herausfließen, wie er es schon einmal getan hatte, gerade als ich überzeugt war, er wäre gar nicht hinter mir her, und ich hätte mir alles nur eingebildet.
Aber das Glück blieb uns treu. Wir luden Mama hinten auf den Wagen, und Ike kletterte neben sie. Ich stieg vorne auf den Sitz, legte mir das Gewehr in den Schoß und packte die Zügel.
»Auf geht's!«, sagte ich, und wir begannen unsere lange, beschwerliche Fahrt nach Mud Creek.
Unterwegs hörte ich mehr als einmal etwas Großes im Gebüsch neben der Straße rascheln. Aber sehen konnte ich nie etwas, und nach einiger Zeit hörten die Geräusche auf.
Wo der Feldweg für die Automobile befestigt worden war, wurde er endlich besser befahrbar. Bis wir die Mud Creek Brücke erreichten, hatte sich Mamas Zustand weiter verschlechtert. Sie zitterte am ganzen

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