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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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nachdem er Mama versorgt hatte, aber ich sah immer noch ziemlich zerlumpt aus.
    »Wir hatten Besuch von Old Satan«, sagte ich. »Komm rein.«
    Wir setzten uns an den Tisch.
    »Wir auch«, sagte Abraham. »Er hat Jesse umgebracht.«
    »Was?«
    »Ja. Ein paar Stunden, nachdem du weg warst, ist er dahergekommen. Papa hat gehört, wie er rumgegrunzt hat, und ist mit seiner Flinte raus, um nachzuschauen. Dann hörten wir ein Quieken vom Schweinepferch her, draußen bei diesem Extrastall, den Opa für Jesse gebaut hat. Gleich danach hörten wir, wie Papa mit seiner Flinte schoss.«
    »Hat er ihn erledigt?«, fragte ich rasch. Ich war mir nicht sicher, was mir lieber gewesen wäre. Der Gedanke, ich sollte das selber tun, hatte sich tief in meinem Kopf eingegraben.
    »Das war echt irre, Ricky. Wir hatten alle eine Heidenangst, was da draußen wohl los war, aber Papa kam ziemlich bald wieder rein. Er war ganz grau im Gesicht, und ich kann dir sagen, er hatte Angst. Und ich hab noch nie gesehen, dass Papa sich vor irgendwas gefürchtet hat.«
    Ich auch nicht. Abrahams Papa war ein Meter fünfundneunzig groß, wog gut hundert Kilo und bestand praktisch nur aus Muskeln. Einmal habe ich gesehen, wie er einen Bullen bei den Hörnern gepackt und zu Boden gerissen hat, um zu verhindern, dass er durchgeht und durch den Zaun bricht. Und eines kann ich euch sagen: Leicht ist so was nicht.
    Abraham atmete tief durch und fuhr fort. »Papa sagte, Old Satan habe Jesses Stall zerlegt... und Jesse dazu. Er konnte nichts mehr für Jesse tun, weil alles so schnell ging. Als Old Satan wieder rauskam, hat Papa auf ihn geschossen und ihm eine volle Breitseite verpasst. Er meinte, mit der Schrotflinte und auf die kurze Entfernung hat er ihn auf jeden Fall getroffen. Aber der einzige Erfolg war, dass Old Satan wütend wurde. Er ist auf Papa los, und Papa lässt die Flinte fallen und klettert aufs Dach von unserm Klohäuschen. Der irre Eber rammt die Tür raus, als wäre er ein Bulle oder so, hat sie einfach rausgestoßen. Er hat das Häuschen so durchgeschüttelt, dass Papa beinahe runtergefallen wäre. Und dann haute Old Satan ab, genauso schnell, wie er gekommen war. Papa hat gesagt, er sei gelaufen wie ein Wahnsinniger, im Zickzack, und gehüpft, als würde der Teufel in ihm stecken oder als ob seine Innereien brennen würden.«
    »Und er ist sicher, dass er ihn getroffen hat?«
    »Auf die Entfernung hätte er ihn gar nicht verfehlen können.«
    Ich dachte daran, wie Mama und ich auf Old Satan geschossen hatten, als er an der Tür stand. Ob einer von uns ihn wohl getroffen hatte? Und wenn ja, wieso hatte es ihm dann nichts ausgemacht? War er tatsächlich der Teufel oder ein Dämon? Sehr wahrscheinlich war das nicht, aber wie wahrscheinlich war es andererseits, dass ein Schwein wie dieses überhaupt existierte?
    »Wo sind denn deine Mama und Ike?«, fragte Abraham.
    Ich berichtete ihm, was letzte Nacht alles passiert war, und dass ich vorhatte, Old Satan selbst zu erlegen. Wenn möglich, noch heute.
    »Genau deswegen bin ich rübergekommen, Ricky. Mama oder Papa darf ich nichts davon sagen, die wären dagegen. Das bringt uns Jesse auch nicht mehr zurück, aber immerhin könnte Old Satan dann sonst niemand mehr umbringen. Opa isst nicht mal mehr. Er kommt nicht mal mehr aus dem Bett. Sonst ist er immer auf seinen Krücken raus und hat Jesse angespannt. Der hat ihn immer dahingezogen, wo er mit den Krücken nicht hingekommen wäre. Dieses Schwein hat ihm seine Beine ersetzt. Jetzt hat man das Gefühl, er will gar nicht mehr leben.«
    »Wir sollten einen Pakt schließen«, schlug ich vor.
    »Einen was?«
    »Eine Vereinbarung. Ich habe mal in einer Geschichte darüber gelesen, über zwei Männer, die losgezogen sind, um ihr Glück zu machen und Könige zu werden. Sie haben einen Pakt unterzeichnet, dass sie sich gegenseitig helfen.«
    »Wir wollen ein Schwein jagen, Ricky, nicht unser Glück suchen.«
    »Vielleicht brauchen wir ja nichts unterschreiben, aber wir geben uns darauf die Hand.«
    Wir reichten uns die Hände. »Auf unseren Plan, Old Satan zu töten wegen dem, was er uns angetan hat«, sagte ich. »Wir jagen ihn und kommen erst zurück, wenn wir unser Ziel erreicht haben. Und nichts kann uns aufhalten.«
    »Einverstanden«, sagte Abraham. Doch dann wirkte er plötzlich ganz niedergeschlagen. »Wir haben da ein Problem, Ricky. Wir haben beide doch keinen blassen Schimmer, wie man eine Wildsau jagt.«
    Da hatte er nicht ganz unrecht.
    Und so

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