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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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zwei rote Augen auf mich zurasten wie eine Lokomotive mit Zwillingsscheinwerfern.
    Aber das passierte nicht. Schließlich gelangte ich aus dem Dornengebüsch heraus auf eine Lichtung, wo ich aufrecht stehen konnte. Über mir war auch das Laub nicht mehr so dicht, dass genügend Licht durchdrang, um etwas erkennen zu können. Der Wind rauschte durch die Zweige und durchs Unterholz und wirbelte ein paar Blätter auf, die sich schnell drehten und wie angesengte Motten auf den Boden flatterten.
Roger jaulte auf.
Hinter einem weiteren Dornengestrüpp auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung segelte er durch die Luft, als hätte ihn ein kräftiger Mann gepackt und ihn so hoch geworfen, wie er nur konnte.
Am Rand der Lichtung kam er wieder runter, wobei er mit einem Hinterbein in den Dornen hängenblieb. Dann dröhnte ein Geräusch aus dem Unterholz, von dem ich hoffte, es nie wieder hören zu müssen. Ein ohrenbetäubendes Kreischen wie das wilde Lachen, das einem Irren im Rachen stecken geblieben ist. Und als das Kreischen erstarb, folgte lautes Grunzen und Krachen. Old Satan, der sich unsichtbar, aber lärmend entfernte.
ZWÖLF
     
    Roger war tot. Old Satan hatte seine Hauer wie Bowiemesser eingesetzt.
    Ich setzte mich neben Roger, legte mir die .22er quer über die Knie und stieß einen Schrei aus, der dem Gekreische Old Satans in nichts nachstand. Dann weinte ich.
Schließlich sah ich in die Richtung, in die Old Satan verschwunden war, und sagte laut: »Dich kauf ich mir, du alter Teufel. Koste es, was es wolle.«
 Mehr konnte ich momentan nicht tun. In der Dunkelheit konnte ich Old Satan nicht folgen, und selbst wenn, hätte ich mit meiner .22er nicht viel Aussicht auf Erfolg gehabt. Mein Versprechen diesem Keiler gegenüber musste ich später einlösen. Im Moment blieb mir nichts anderes übrig, als nach Hause zu gehen.
Zurücktragen konnte ich Roger nicht. Dazu war er zu schwer. Also legte ich ihn in die Astgabel eines Hickorybaums, damit er unbehelligt blieb. Später würde ich wiederkommen und ihn auf der Lichtung würdig begraben.
Erneut arbeitete ich mich durch die Dornen, und als ich am Pfad angelangt war, zog ich einen weiteren Pech-kieferstecken aus meinem Gürtel und zündete ihn an. Tränen liefen mir übers Gesicht und vermischten sich mit dem Blut von den Schnitten, die ich mir in dem dornigen Gestrüpp geholt hatte. Mein Hemd war von Rogers Blut durchtränkt. Ich hatte Angst, Mama würde sich zu Tode erschrecken, wenn sie mich so sah.
Als ich das Ende des Pfads erreichte und auf unser Farmland kam, war ich bei meinem letzten Pechstecken angelangt. Mais und Zuckerrohr zeichneten sich wie Reihen gefiederter Indianerspeere gegen den nächtlichen Himmel ab.
Gerade als ich den Wald verlassen wollte, geschahen zwei Dinge, die mich schaudern ließen, wie es ein kalter Regentropfen tut, der einem in den Kragen läuft.
Übler Gestank drang mir in die Nase, und ich hörte ein leises Grunzen.
Ich sah über meine Schulter zurück und den Pfad entlang.
Nichts, obwohl ich dachte, ich hätte einige Zweige knacksen hören. Allerdings hätte es genauso der Mais sein können, der im Mondschein raschelte.
Leise ging ich auf unser Feld und unser Haus zu. Für mich stand außer Frage, dass Old Satan irgendwo da draußen war. Dass er zurückgekommen war, um zu vollenden, was er zuvor versäumt hatte. Roger reichte ihm nicht. Er wollte auch mich noch töten.
Ich musste daran denken, wie zerfetzt Rogers Körper gewesen war, und daran, dass Doc Travis gesagt hatte, manche Leute glaubten, der Keiler könne nicht mit Waffen getötet werden, nur durch Zauberei. Nicht dass es eine große Rolle gespielt hätte. Mit der .22er war es ungefähr so, als wollte man eine alte Eiche mit einem blöden
Löffel fällen. Trotzdem war sie besser als nichts. Fest umklammerte ich das Gewehr und trabte los.
Besonders hell leuchtete der Mond nicht, aber wenn man erst mal aus den Bäumen heraus war, reichte es. Die Pechfackel war ausgegangen, aber ich hielt es nicht für besonders schlau, stehen zu bleiben und sie wieder anzuzünden - nicht, wenn Old Satan hinter mir her war. Jede Sekunde war kostbar, wenn ich heil nach Hause kommen wollte. Klar, wenn das da hinten tatsächlich Old Satan war, war es vielleicht egal, wie viel Vorsprung ich hatte. Die Größe eines Schweins konnte einen da leicht täuschen. Auf kurze Strecken konnten sie rennen wie ein Reh.
Ich schaltete von Trab um auf Galopp. Bis ich beim Zuckerrohr angelangt war und mich

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