Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
Vom Netzwerk:
Leib. Ike deckte sie mit mehreren Decken zu und hielt ihre Hand.
»Sie zittert ganz fürchterlich, Richard«, sagte Ike.
»Wir schaffen es«, antwortete ich. Aber Mama war nicht die Einzige, die Probleme hatte. Felix' Flanken hoben sich schwer, und er kam ins Taumeln. Er sah aus, als könne er jeden Moment zusammenklappen und sterben. Mir blieb nichts anderes übrig, als das Tempo zu verlangsamen.
Die letzte halbe Meile schien der längste Teil der ganzen Strecke. Als wir Doc Travis' Haus endlich erreicht hatten, stolperte Felix nur noch vor sich hin, und Mamas Zähne schlugen aufeinander wie die Rasseln einer Klapperschlange.
Ich sprang vom Wagen runter und rannte hoch zu dem
Raum über Doc Travis' Praxis. Ich schrie, noch bevor meine Faust an die Tür klopfte.
Doc Travis war sofort zur Stelle. Er streifte einen Morgenrock über, als er aus der Tür auf die Veranda trat.
»Mama liegt hinten drauf!«, rief ich. »Ihr geht's schlecht. Old Satan hat uns heute Nacht zu Tode erschreckt.«
»Lass mich mal vorbei, Junge«, sagte Doc Travis. Er zog den Gürtel seines Morgenrocks fest und ging die Stufen hinab. Ich folgte ihm.

TEIL 2

EINS
     
    In dieser Nacht schlief ich im Sessel und Ike am Boden auf den Decken aus dem Wagen. Ich schlief nicht sehr gut, und das lag nicht nur am Sessel. Ich war krank vor Sorge um Mama, um das Baby. Außerdem hatte ich einen Entschluss gefasst. Ich würde Old Satan töten.
    Verdient hatte er es. Er hatte meine Hunde umgebracht, mich durch den Wald gehetzt und war schuld, dass es Mama so schlecht ging. Von dem Mais, den er verwüstet hatte, gar nicht zu reden. Wenn es ein Viech je verdient hatte zu sterben, dann Old Satan. Dämon oder nicht, ich würde ihn mir kaufen. Ich war schon fest entschlossen, als er Roger umgebracht hatte, aber wenn dieser Gedanke jetzt oder irgendwann in der Zukunft vielleicht ins Wanken gekommen wäre, so hatte der Keiler mit dem, was er Mama angetan hatte, endgültig sein Todesurteil unterzeichnet.
Doc Travis kam aus dem Hinterzimmer, und da ich nur halb vor mich hindöste, war ich sofort wach. Es war schon fast Morgen, und die ersten Sonnenstrahlen stahlen sich in den Raum und fielen auf Doc Travis. Zum ersten Mal bemerkte ich, wie alt er aussah.
Ich stand auf und ging zu ihm hinüber.
»Ich habe gedacht, du schläfst«, sagte er.
»Ich kann nicht, jedenfalls nicht tief. Wie geht's Mama?«
»Sie erholt sich gut.«
»Kommt sie wieder in Ordnung?«
»Ich glaube schon.«
»Und das Baby?«
»Um ehrlich zu sein, Richard, ich weiß es nicht. Ich glaube, wir müssen Leonard zurückholen. Ich werde heute mal meine Fühler ausstrecken und jemanden suchen, der ihn auftreiben kann. Bis er zurück ist, bleibt ihr und eure Mama hier bei mir.«
»Danke, Doc Travis, aber ich kann nicht bleiben. Mama und Ike schon, aber ich muss wieder zu unserem Haus zurück und ein paar Dinge erledigen.«
Er sah mich lange an. »Was denn zum Beispiel?«
»Die Hunde begraben.«
»Und sonst?«
»Was halt erledigt werden muss.«
»Du hast doch nicht vor, Old Satan zur Strecke zu bringen, oder?«
Als ich nicht antwortete, fuhr er fort: »Das ist kein Hausschwein, Junge.«
»Das ist mir klar, Sir.«
»Das glaube ich dir gern. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass du daran denkst, den alten Eber zu erlegen.«
»Wenn Ihrer Familie das passiert wäre, würden Sie das nicht auch tun?«
»Wahrscheinlich schon. Aber warum willst du denn nicht warten, bis dein Papa wieder da ist?«
»Könnte einige Tage dauern. Bis dahin hat er vielleicht noch jemanden verletzt.«
»Dich zum Beispiel.«
»Wollen Sie mich zwingen hierzubleiben?«
Doc Travis zuckte mit den Schultern. »Ich wüsste nicht, wie. Du bist jetzt bald ein Mann, Junge. Und ich denke mir, wenn ich versuchen wollte, dich hierzubehalten, dann würdest du dich einfach davonstehlen und eh tun, was du nicht lassen kannst. Aber ich bitte dich darum, nicht zu gehen. Wenn dir irgendwas zustoßen sollte ... tja, du glaubst vielleicht, deine Mama ist jetzt schon übel dran ... Ich weiß nicht, wie sie den Schlag verdauen würde.«
»Mir passiert schon nichts.«
»Weiß das Old Satan auch, mein Junge?«
»Doc, ich muss das einfach tun. Papa hat gesagt, ich soll aufs Haus aufpassen. Ich bin jetzt der Mann im Haus. Dieses Schwein hat schon zu viel Schaden angerichtet.«
»Du bist also wild entschlossen?«
Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. »Da führt kein Weg dran vorbei, Sir.«
Doc Travis nickte. »Du wirst deinem Papa jeden Tag ähnlicher. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher