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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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der sich erst mal was in den Kopf gesetzt hat, kann man dem Dickschädel auch nichts mehr ausreden. Aber eins lass dir gesagt sein: Ich bin dagegen, und ich rate dir davon ab. Geh nach Hause, wenn du unbedingt musst, und begrab die Hunde, aber vergiss den Keiler. Warte, bis dein Papa zurück ist. Versprich mir, dass du wenigstens darüber nachdenkst. Versprich es.«
»Schon gut, ich denke darüber nach.«
»Ich meine ernsthaft.«
»Mach ich. Jetzt muss ich los. Den Wagen lasse ich hier. Ich reite auf Clancy zurück. Wenn ich mit allem fertig bin, bringe ich ihn wieder. Oder vielleicht können Ike und Mama ein Maultier mieten oder so.«
»Nimm ruhig den Wagen. Ich sorge schon dafür, dass die beiden heimkommen.«
»Es ist wegen Felix. Ich glaube nicht, dass dieses alte Maultier nach nur einer Nacht schon wieder fit ist.«
Doc Travis nickte. »Dann mach, wie du denkst.«
»Passen Sie auf Ike und Mama auf.«
»Klar mach ich das. Und Junge, lass die Finger von Old Satan. Hör auf das, was ich dir sage. Dieses Schwein ist verrückt und ein geborener Mörder. Es hat den besten Jäger in der ganzen Gegend aufgespießt und ihn als Krüppel zurückgelassen. Seit Jahren versuchen Männer, ihn umzubringen. Ohne Erfolg. Ich will ja nicht behaupten, dass du kein guter Jäger bist, mein Junge, aber bilde dir doch bloß nicht ein, dass ein junger Bursche wie du solch einen Dämon töten kann.«
»Ich werd's mir gut überlegen«, sagte ich.
Dann holte ich die Winchester und Clancy und lieh mir von Doc Travis ein altes Zaumzeug aus der Sattelkammer. Doc Travis hatte schon seit Jahren kein Pferd mehr, und das Zaumzeug war steif und schwer anzulegen. Aber ich fand ein wenig Öl, mit dem ich es geschmeidiger machen konnte. Dann legte ich es Clancy an, gab Felix zum Abschied einen Klaps und führte Clancy vom Hof.
Als wir die Straße erreichten, drehte ich mich noch mal um und sah zu Doc Travis' Haus zurück. Er stand oben auf den Stufen.
»Mir gefällt gar nicht, was du vorhast. Ich sollte dich doch besser hierbehalten.«
»Ich will ja nicht respektlos sein, Sir, aber es ist schon so, wie Sie gesagt haben. Sie könnten es nicht.«
Ich schwang mich samt der Winchester auf Clancys
Rücken und trieb ihn an. Wir machten uns auf den Weg nach Hause.
»Ziel richtig, verdammt noch mal«, rief mir Doc Travis nach. »Hörst du? Ziel richtig.«
Ohne mich umzuschauen, winkte ich ihm noch mal zu. Die Sonne stieg hoch und ließ die Lehmstraße aussehen, als stünde sie in Flammen. Ich drückte meine Hacken in Clancys Flanken, und er trabte los.

ZWEI

    Bis ich zu Hause war, hatte ich einen Bärenhunger. Am Abend vorher hatte ich schon das Essen verpasst, und heute war auch das Frühstück ausgefallen. Ich war so hungrig, dass ich schon überall Maisbrote sah.
    Trotzdem fütterte ich als Erstes Clancy und ließ ihn dann auf die Koppel. Bevor ich mir dann selbst einen Bissen genehmigte, holte ich erst noch eine Schaufel und eine alte Plane, um die Hunde zu begraben. Ich legte sie auf die Plane und schleifte sie in die Nähe des Waldrands. Ich hob ein Loch aus, wickelte sie in die Plane ein und begrub sie. Da sie sich zu Lebzeiten so prima verstanden hatten, dachte ich, sie hätten auch im Tod nichts dagegen, sich ein bisschen Gesellschaft zu leisten.
    Als ich die Erde mit der Rückseite der Schaufel festklopfte, war mir nach Heulen zumute. Die Tränen wollten jedoch nicht kommen, als wäre ich innerlich ganz ausgetrocknet. Ich sprach noch ein paar Worte am Grab, nur für den Fall, dass Gott auch für Hunde ein Plätzchen im Himmel vorgesehen hat. Dann ging ich zurück zum Haus.
    Im Brotkasten fand ich eine Dose mit Maisbrot. Ich schnitt ein Stück ab, kippte Zuckersirup drüber und aß.
    Auf die Art schlang ich das ganze Brot hinunter. Mit vollem Magen fühlte ich mich gleich wieder etwas besser. Ich dachte gerade über einen Plan nach, wie ich Old Satan den Garaus machen konnte, als es klopfte und ich Abraham rufen hörte: »Hallo, jemand da?«
    Ich ging zur Tür und machte sie auf.
    »Au Backe«, sagte Abraham, »du siehst ja aus, als hätte dich jemand mit 'ner wütenden Klapperschlange verprügelt.«
    Ich sah tatsächlich schrecklich aus. Ich war fix und fertig, und meine Kleider bestanden praktisch nur noch aus Fetzen von all den Ästen und dem Gebüsch, die sich darin verhakt hatten, als ich Roger und Old Satan nachgeschlichen war. Doc Travis hatte sich letzte Nacht zwar einige Minuten Zeit genommen, um die schlimmeren Schnitte zu reinigen,

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